Ende 2020 gab das Staatssekretariat für Internationale Finanzfragen den Anstoss für die Förderung von grüner Finanztechnologie. Nun liegt der Detailplan dazu vor. Das Hauptziel ist ambitioniert.
Die Gründung des Green Fintech Netzwerks hat Daniela Stoffel, Leiterin des Staatssekretariats für Internationale Finanzfragen (SIF), persönlich angestossen.
Nach der Lancierung im vergangenen November erfolgte nun am (heutigen) Donnerstag der detaillierte «Green Fintech Action Plan» für den Schweizer Finanzplatz, wie das SIF mitteilte.
Weltführerschaft angestrebt
Wie der Bund schon 2020 in den Leitlinien festlegte, erkennt er in der Nachhaltigkeit grosse Chancen für die hiesige Finanzbranche – und ist willens, dazu insbesondere die «grüne» Finanztechnologie zu fördern. Ziel ist ein digitales, nachhaltiges Finanz-Ökosystem von weltweit führendem Rang.
Dazu sieht der neue Aktionsplan folgende Vorschläge für die Förderung vor, die an einem Round Table unter der Leitung von Finanzminister Ueli Maurer am 19. Mai diskutiert werden sollen:
Zugang zu Daten: Der Plan will den Aufbau einer internationalen Plattform für Nachhaltigkeits-Daten, welche die bisher recht dispersen Datensets ablösen soll und Finanzdienstleistern einen vereinfachten Zugang bietet. Part des Bundes wäre es dabei, Daten aus dem Ausland und insbesondere der EU nutzbar zu machen. Gleichzeitig sollen die Offenlegungs-Pflichten der Wirtschaft etwa zu klimarelevanten Daten forciert werden. Dies gemäss den Empfehlungen der internationalen Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD).
Nährboden für Startups: Um nachhaltig gesinnte Finanz-Enterpreneure anzuziehen, sollen diese beim Aufbau ihrer Unternehmen unterstützt werden. So ist ein jährlicher Innovation-Wettbewerb für grüne Fintechs geplant, sollen spezialisierte Startup-Beschleuniger aufgebaut und die bestehende Blockchain-Gesetzgebung fürs Feld der grünen Finanztechnologie nutzbar gemacht werden.
Hilfe bei der Kundenakquise: Einer der grössten Knackpunkte für Fintechs ist es bekanntlich, Kunden zu finden. Das weiss man beim Green Fintech Netzwerk und will deshalb die Öffnung der Schnittstellen der Finanzbranche für neue Anbieter – die so genannte Open Finance – vorantreiben. Mit einer «Green Fintech Map» sollen derweil die diversen Akteure im Feld sichtbar gemacht werden, während die etablierten Finanzdienstleister sich zu einer «Koalition der Willigen» zusammenfinden, um das entstehende Ökosystem zu unterstützen.
Frisches Kapital: Hier will das Netzwerk mit der grossen Kelle anrühren – angedacht sind ein Abbau der Hürden für Pensionskassen und Wagniskapital-Geber für Investitionen in grüne Fintechs, ja sogar ein staatlicher finanzierter Fund-of-Funds. Der würde wiederum Venture-Fonds mit Geld versorgen.
Innovatoren vernetzen: Regelmässige Events sollen dafür sorgen, das Innovatoren und Nachhaltigkeits-Verfechter aus aller Welt die Schweiz besuchen und ihr Wissen ins Land tragen. Das Netzwerk denkt dabei auch an eine globale Austausch-Plattform sowie neue Lehrgänge, um die Expertise in grüner Finanz in der Schweiz zu erweitern.
Banken und Versicherer nicht vernetzt
An den Vorschlägen arbeitetet ein Spektrum an Partnern mit, wie aus dem Aktionsplan hervorgeht. Dazu zählen grüne Fintechs wie Celsius Pro, Rep Risk oder Yova, Berater und Kanzleien wie PwC, EY und MME, Thinktanks wie Foraus und Startup-Schmieden wie F10. Ebenfalls Teil des Netzwerks ist der staatliche Telekom-Konzern Swisscom.
Auffällig ist weiterhin das Fehlen grosser Banken und Versicherer; für den Aktionsplan wurden aber die Bankiervereinigung (SBVg) und der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) zu Rate gezogen.