Das Musikfestival Vibez in Biel machte weniger durch seine Live-Acts Schlagzeilen, als durch diverse Ungereimtheiten im Vorfeld – und es machte Verluste. Recherchen von finews.ch zeigen: Die Zürcher Ruvercap Investment hatte die Finger im Spiel.

Während ein Asset Manager in Österreich derzeit versucht herauszufinden, wie hoch die Verluste für die Pensionskassen und anderen institutionellen Anleger sind, die in die Fonds der Zürcher Ruvercap Investment investiert haben, ergibt sich ein erschreckendes Bild über die Anlagestrategie: Bankrotte Firmen in Serbien, eine Bank in Bosnien-Herzegowina, vermeintliche Luxushotels auf dem Balkan, ein Düngemittel-Lieferant in Südafrika.

Vielfach waren es hochriskante Finanzierungen, welche Ruvercap über die assoziierten Firmen veranlasste. Die Graubündner Kantonalbank hatte über 70 Millionen Franken investiert. Und Bankrat Thomas Huber musste wegen seiner Tätigkeiten für eine der mit Ruvercap arbeitenden Gesellschaften diese Woche zurücktreten.

Eine Anlagestrategie geht schief

Gleichwohl präsentierte Ruvercap Investment die Private-Debt-Fonds jeweils als Vehikel mit «Investment Grade Protection», wie aus finews.ch vorliegenden Unterlagen hervorgeht. Investiert werde in ein breites Portfolio von geschützten Forderungen in der Schweiz, in Europa und in den USA, hiess es.

Doch die Anlagestrategie ging in Teilen schief, Forderungen wurden nicht zurückgezahlt. Im Sommer 2019 wurden die Fonds eingefroren, und Ruvercap Investment musste seine Rolle als Advisor abgeben.

Ein Hauptsponsor, der von nichts wusste

Verluste schrieb im Sommer 2019 auch das erstmals durchgeführte Vibez Musikfestival in Biel. Gemäss unbestätigten finews.ch-Informationen verloren die Veranstalter einen Millionenbetrag. Und das Geld für die Veranstaltung kam, wie Recherchen von finews.ch zeigen, über Umwege von Ruvercap Investment.

Sprich: Schweizer Pensionskassengelder gingen in einem dreitägigen, mässig besuchten Musikfestival baden. Das spärliche Interesse geht auf die negativen Schlagzeilen im Vorfeld des Anlasses zurück: So warb Vibez mit dem Hauptsponsor Emirates. Doch die in Dubai ansässige Airline wusste davon nichts und zwang die Veranstalter, die Emirates-Logos abzunehmen oder zu überkleben.

Und eine Bank, die angelogen wurde

Das «Bieler Tagblatt» (Artikel bezahlpflichtig) deckte weiter auf, dass die Vibez-Veranstalter (im Bild) in Dubai auf Geldsuche waren. Ein Mittelsmann sollte die im Emirat ansässige Tabarak Investment Bank ins Boot holen. Diese sollte Garantien für Vibez geben und im Gegenzug die Gelder aus den Ticketeinnahmen sowie 30 Prozent des Gewinns erhalten. Der Deal kam nicht zustande, weil ein Vibez-Vertreter Zahlen zu den Ticketverkäufen gefälscht hatte.

Ausriss

Das Fiasko war nicht in der Verantwortung von Ruvercap Investment. Aber Gelder für Vibez kamen von dort – oder genauer: von einer der Sourcing-Firmen von Ruvercap Investment. Mit dem Vorgang vertraute Personen sprechen von einem einstelligen Millionenbetrag.

Eine Kundin der Finantia, die es dann nicht mehr gab

Diese Firma namens Finantia war aus einem Pfandhaus in Bern hervorgegangen. Im Sommer 2018 trat M.C., Ruvercap-Mitgründer und CEO in den Verwaltungsrat der Finantia ein, wenig später übernahm C.S., der später für Ruvercap direkt tätig wurde, die Geschäftsleitung der Finantia.

Im Mai 2019, kurz vor dem Start des dreitägigen Festivals in Biel, traten M.C. und Schmalz aus der Finantia aus, die anschliessend in Vibez Entertainment umbenannt wurde. Ruvercap-Verwaltungsratspräsident J.T. bestätigt gegenüber finews.ch: «Vibez war eine Kundin der Finantia.»

Bekannte Anlagestrategie, unbekannte Anlagen

Diese habe Finanzierungen vorgenommen, «nach den uns vorliegenden Unterlagen genau so, wie es vertraglich vorgesehen war und der Anlagestrategie entsprach», so J.T.

Diese Anlagestrategie war den Ruvercap-Investoren aus den Verkaufsprospekten zwar bekannt. Doch finden sich zumindest in den finews.ch vorliegenden Unterlagen keinerlei Angaben über die effektiven Finanzierungen, welche über die Sourcing-Firmen abgewickelt worden sind.

Aber es darf bezweifelt werden, ob eine Schweizer Pensionskasse wissentlich in ein Musikfestival investiert hätte, dessen Initianten über keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet hatten.

Der Vibez-Verlust ist nur ein Bruchteil der Summen, welche die Ruvercap-Investoren wohl abschreiben müssen; 350 bis 500 Millionen Franken werden dabei genannt. Laut Ruvercap sollen die Verluste weit tiefer liegen.