Die Schweizer Banken stehen vor der Herausforderung, die vom Bund garantierten Unternehmenskredite rasch zu vergeben. Die etablierten Schweizer Lending-Plattformen sind technologisch gut gerüstet. Sie möchten sich einbringen.
In der Krise wird auf Bewährtes zurück gegriffen: Im Falle der Corona-Krise und des Hilfspaketes für die Schweizer Wirtschaft sind es die Schweizer Banken, auf welche sich der Bund nun verlassen muss.
Die Herausforderungen für die Kreditinstitute sind dabei gross: Erstens sind ihre Prozesse nicht darauf eingerichtet, Sofortkredite im Minutentakt vergeben zu können. Zweitens sind sie selber von der Corona-Krise betroffen. Viele Angestellte sind im Home Office tätig, was eine flexiblere Compliance bedingt.
Gefahr von Missbrauch
Entsprechend sollen die Kredite ohne viele Umstände vergeben werden. Ein KMU muss theoretisch den letzten Jahresumsatz angeben, um die Summe von 10 Prozent als Kredit zu erhalten.
Problematisch könnte dies vor allem bei Kreditanträgen von «Neukunden» werden – also KMU, über welche die Banken keinen Track Record für ein seriöses Underwriting verfügen. Die Gefahr ist real, dass die zwangsläufig gelockerten Vergabekriterien von Betrügern missbraucht werden.
Fintechs möchten mitwirken
Über weit mehr Erfahrung mit Kreditanträgen von unbekannten Firmen verfügen die Schweizer Crowdlending-Plattformen wie Creditgate24, Swisspeers oder Lend. Technologisch sind diese Plattformen so aufgestellt, dass Betrugsfälle über Social-Media-Monitoring, Screening, Datenbankabfragen und Netzwerkanalysen vermieden werden können.
Tatsächlich möchten diese Fintechs beim Hilfsprogramm des Bundes mitwirken. Die Swiss Marketplace Lending Association (SMLA), das ist die Branchenorganisation der Schweizer Kredit-Plattformen, hat dies in einem Schreiben an das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) angeboten.
Effizientere, digitalisierte Prozesse
In dem finews.ch vorliegenden Schreiben heisst es: «Wir erachten es als unsere Pflicht, bei der Verteilung dieser Mittel mitzuwirken. Als Fintech-Unternehmen sind unsere Prozesse effizient, weitestgehend digitalisiert und damit gut skalierbar.»
Die Fintechs stützen sich gemäss SMLA auf modernste Technologie und bieten im Vergleich zu traditionellen Finanzinstituten innovative und flexible Möglichkeiten zur Finanzierung von Liquiditätsengpässen.
Zudem seien die Fintechs praktisch voll digitalisiert, vom Online-Kreditantrag bis zu den Beurteilungsmethoden und Kreditwürdigkeitsanalysen. Die Mittel des Bundes könnten nicht nur einheitlich, schnell und professionell verteilt, sie könnten über die Plattformen auch administriert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurück geführt werden. «Alles erfolgt online, kann also von zuhause aus erledigt werden», so die SMLA.