Digitales Zentralbankengeld feierte bis zum Libra-Projekt ein Schattendasein – was nicht nur, aber auch der Komplexität des Themas geschuldet ist. Doch Vorhaben zeigen, dass die Zeit der E-Währungen kommt. Eher früher als später.
So richtig von Erfolg gekrönt ist der Vorstoss von Mark Zuckerberg‘s Facebook in die Welt der Kryptowährungen (noch) nicht. Das Versprechen einer Weltwährung mag zwar für die Konsumenten dank des Wegfalls von Wechselkursgebühren verheissungsvoll klingen, aber Libra würde mindestens die etablierten Strukturen der Geldpolitik und damit ein wichtiges Instrument der staatlichen Autorität in Frage stellen.
Libra als Türöffner
Trotzdem: Libra hat es geschafft, dass die Zentralbanken ihre Forschungsprojekte zu Digitalwährungen (Central Bank Digital Currency, CDBC) mit einer grösseren Dringlichkeit vorantreiben: «Die BIZ und viele Zentralbanken sind wesentlich offener gegenüber der CDBC-Idee, als sie es vor der Ankündigung von Libra waren,» sagt Dirk Niepelt, Ökonomieprofessor in Bern. «Das heisst nicht, dass sie der Idee mehr abgewinnen können. Aber: Der Status quo is mittelfristig keine Alternative mehr.»
Niepelt muss es wissen. Er ist Direktor am Studienzentrum Gerzensee, der Akademie der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Im vergangenen Jahr hat die SNB kräftig aufs Gaspedal gedrückt und sich im gemeinsam mit dem von der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr (BIZ) betriebenen Innovationshub der Entwicklung von digitalem Zentralbankengeld verschrieben.
Dienst am Finanzplatz
Damit reihte sich die SNB an prominenter Stelle in der Liste von Zentralbanken ein, welche sich mit solchen oder ähnlichen Projekten befassen. Zuletzt hat die Zentralbank der Bahamas ein Pilotprojekt für eine Digitalwährung, den Sanddollar, gestartet. Dabei lassen sich grundsätzlich Projekte von Zentralbanken in ärmeren Ländern von denjenigen wie der SNB unterscheiden.
Während die Währungshüter in den weiter entwickelten Staaten wie der Schweiz tendenziell eher um Lösungen für die Erleichterung der Abwicklung von Transaktionen zwischen Finanzinstituten kümmern, sind ärmere Länder vor allem an der Erschliessung von digitalen Lösungen für Bevölkerungsschichten interessiert, die sonst kaum Zugang zu Bankdienstleistungen haben.
Vom E-Peso zur E-Krona
Die Zentralbanken der folgenden Länder haben konkrete Projekte für digitales Zentralbankengeld – die Liste ist nicht vollständig, da mittlerweile viele Zentralbanken an solchen Projekten arbeiten – zum Beispiel auch Tunesien oder Südafrika.
1. Schweden
Stockholm (Bild: Shutterstock)
Die schwedischen Zentralbanker unter Leitung von Stefan Ingves beschäftigen sich schon seit geraumer Zeit eingehend mit dem Thema von elektronischen Währungen. In Schweden ist Bargeld im Alltag schon weitgehend verschwunden und die Zentralbank will ergründen, inwiefern dies ihre Rolle verändert.
Nach zwei einleitenden Projektanalysen ist die Riksbanken nun daran, die technischen Voraussetzungen für eine e-Krona zu ergründen. Sie beabsichtigt in dieser Frage mit der Beratungsfirma Accenture zusammenzuarbeiten. Ingves hat dem Parlament mittlerweile vorgeschlagen, sich ihrerseits mit dem Projekt eingehend zu beschäftigen, um es breiter abzustützen.
Niepelt, der selber lange Jahre als Wissenschafter und Professor in Schweden tätig war, glaubt, dass die Riksbanken einst eine Vorreiterrolle bei der Einführung von digitalem Zentralbankengeld spielen könnte.
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