Advanon versprach eine Schweizer Fintech-Erfolgsgeschichte zu werden. Doch auf Gründungseuphorie folgt Katerstimmung: Advanon kämpft ums Überleben, wie Recherchen von finews.ch zeigen.

Es war ein Schock mit Ansage: Am vergangenen 28. Juni, einem Freitag, trat das Management-Team um CEO Phil Lojacono vor die versammelten Mitarbeiter von Advanon und sprach Kündigungen aus.

Genauer: Alle 34 Angestellten des Schweizer Fintechs erhielten die Kündigung. Am darauffolgenden Montag waren zwar 15 Kündigungen aufgehoben – doch mit den hochfliegenden Expansionsplänen war es vorbei.

Advanon verbrannte zu viel Geld

So schildern es mehrere damals anwesende Personen gegenüber finews.ch. Ein radikaler Einschnitt beim hoch gelobten Fintech, das vor gut vier Jahren von drei ehemaligen Google-Programmierern gegründet worden war.

Die Stimmung im Unternehmen war schon seit einigen Monaten nicht mehr dieselbe gewesen. Neue Manager waren gekommen, um die Plattform und Prozesse zu professionalisieren und das Geschäft zu rentabilisieren.

Denn Advanon verbrannte Geld, das Startup hatte im Sommer 2017 eine ambitiöse Expansion in den europäischen Markt begonnen. Doch prallten die nüchterne Mentalität der Finanzleute auf jene der «Macher» des Startups. Es kam zu Reibereien.

Hottest Fintech und Dauergast

Das Angebot, über eine Plattform von KMU ausstehende Debitoren durch Investoren finanzieren zu lassen, traf nicht nur in der Schweiz auf ein grosses Bedürfnis, auch im Ausland: Die Deutsche Bank kündigte eine Kooperation an. Bereits wenige Monate später war Advanon unter den «20 Hottest Fintech Startups» in Europa.

In der Schweiz war Advanon Dauergast an den Fintech-Symposien und Lojacono der dazugehörige Vorzeige-Unternehmer, der mit sogenannten «Advaperks» seine Mitarbeiter belohnte, wenn sie ihre Ziele einhielten: Massage, Fitness-Abo, monatelange Elternzeit, bezahlte Ferien.

Die namhaftesten Investoren

Das Jahr 2017 hatte für Lojacono und seine Mitgründer Stijn Pieper und Philipp Kornmann höchst erfolgreich begonnen. Zum Jahresauftakt schloss Advanon eine Finanzierungsrunde über 13,5 Millionen Franken ab.

Die Zürcher Startup-Finanzierer von B-To-V waren an Bord wie auch VI Partners des international sehr erfolgreichen Daniel Gutenberg, Partners-Group-Mitgründer Urs Wietlisbach, Ex-Private-Banker Eric Sarasin und Moneypark-Gründer Stefan Heitmann. Die Euphorie war gross. Advanon war in der Schweiz zwar erst zwei Jahre alt, doch nun sollte mit der Factoring-Plattform der europäische Markt erobert werden. Doch dann kam es anders.

Der Betrugsfall