Der erste Stolperer war ein im Sommer 2018 bekannt gewordener Betrugsfall. Unbekannte fälschten Rechnungen in der Höhe von 2,4 Millionen Franken, und ein Schweizer Handelsunternehmen verkaufte diese über Advanon an Investoren. CEO Lojacono bemühte sich um Transparenz und informierte rasch, betonte dabei auch, Advanon sei den Sorgfaltspflichten nachgekommen.
Insider berichten, auf der Kundenseite habe das Startup den Betrugsfall überraschend gut überwunden. Intern musste das Führungsteam um Lojacono aber reagieren: Wenn Advanon seine europäischen Expansionspläne realisieren wollte, musste in entsprechendes Personal investiert werden.
Oliver Banz kam als Co-CEO...
Doch gute Leute mit entsprechender Erfahrung im Finanz- und Risikomanagement sind teuer – und Advanon verbrannte Cash. So holte Lojacono zu Beginn dieses Jahres beispielsweise Oliver Banz als Co-CEO an seine Seite.
Banz, ein früherer UBS-Manager, McKinsey-Berater und Homburger-Anwalt, sollte aus dem Startup ein Unternehmen formen, das nicht nur wuchs, sondern auch Geld verdiente und dabei die Risiken im Griff haben würde.
Doch die «burn rate» hatte inzwischen die Investoren auf den Plan gerufen. Sie verlangten Schnitte, während Advanon neues Geld brauchte. Einige Aktionäre, darunter Daniel Gutenberg, Urs Wietlisbach und Stefan Heitmann waren bereit, neue Mittel einzuschiessen. Sonst wäre Advanon wohl in den Konkurs geschlittert. Wohl oder übel musste Lojacono seine Expansions-Strategie abbrechen und Mitarbeiter entlassen.
... und ging wieder
Banz hat Advanon bereits wieder verlassen, Lojacono ist erneut alleiniger CEO. Sein COO Markus Gehrmann ist auf dem Absprung, Mitgründer Kornmann hat Advanon bereits vor einem Jahr den Rücken gekehrt.
Lojacono bestätigte im Wesentlichen die Recherchen von finews.ch. Das Unternehmen sei wohl zu stark gewachsen, «infolgedessen mussten wir uns Ende des zweiten Quartals auf alte Stärken besinnen», so der Advanon-CEO.
Zuversicht bleibt
Das gegenwärtige Team konzentriere sich auf den Vertrieb in der Schweiz und in Deutschland sowie auf die Verbesserung bestehender Prozesse. Die Investoren würden immer noch stark an das Geschäftsmodell und die Strategie glauben. «Die strategische Fokussierung hat bislang Erfolg gezeigt, und wir sehen zuversichtlich in die Zukunft», so der Startup-Unternehmer.
Beobachter geben Advanon weiterhin Überlebenschancen. Die Probleme im Unternehmen seien allerdings hausgemacht und für ein Startup typisch. Wie viele andere Fintechs auch sitze Advanon auf einer hervorragenden Idee mit funktionierendem Geschäftsmodell, sagte ein Beobachter, der das Startup seit der Gründung begleitet hat.
«Doch die richtige Umsetzung und das Meistern der ständig wachsenden Herausforderungen sind ganz andere Kapitel. Diese aber entscheiden zwischen Erfolg und Misserfolg», sagte dieser.
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