Femtech statt Fintech: Ein Schweizer Startup hat auch von einer Credit-Suisse-Tochter Millionen erhalten. Dies für ein Angebot, das immer mehr zu reden gibt.
Wächst in der Schweiz bald eine Generation von Credit-Suisse-Babys heran? Denkbar wäre dies zumindest, falls dem Schweizer Startup Ava der grosse Durchbruch gelingt. Wie das «Femtech» am Mittwoch mitteilte, hat es eine zweite Finanzierungsrunde von über 30 Millionen Dollar erfolgreich abgeschlossen.
Daran beteiligt sind neben bestehenden Investoren neu auch die Risikokapitalgesellschaften Btov Partners und SVC – letztere Firma ist ein Anlagevehikel der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS), wie es hiess.
«Grosses Potenzial»
«Wir freuen uns riesig über das Vertrauen der bestehenden Investoren und natürlich auch über die Neuinvestoren, die grosse Erfahrung in den Bereichen Technologie, Management und Venture Capital mitbringen und aktiv zum Erfolg von Ava beitragen», kommentierte Ava-Chef Pascal Koenig.
Aufseiten der CS lobte Didier Denat, Präsident der SVC und Leiter Firmenkunden und Investmentbanking in der Schweiz: «Das Engagement in Ava zeigt das grosse Potenzial, das wir dem Unternehmen für das weitere Wachstum zutrauen. Mit dem Produkt ist es Ava gelungen, ein für Frauen grundlegendes Thema mit technologischer Innovation, Big Data und Machine Learning zu verknüpfen.»
Als nächstes Verhütung
Doch um was für eine Technologie handelt es sich da? Ava verkauft einen Fruchtbarkeits-Tracker fürs Handgelenk (Bild unten), den die Firma zusammen mit dem Universitätsspital Zürich nach eigenen Angaben ausgiebig getestet hat. Ebenfalls am Mittwoch vermeldete Ava stolz die zehntausendste Schwangerschaft, die sich mithilfe des Armbands seit der Markteinführung im Juli 2016 ergeben habe.
In einem nächsten Schritt will Ava unter anderem den gegenteiligen Markt – nämlich die Verhütung – in Angriff nehmen. Die langfristige Vision von Ava ist, Frauen durch die «gesamte reproduktive Lebensphase» zu begleiten, so die Mitteilung.
Schon jetzt erntet die Jungfirma viel Lorbeeren: Ava-Mitgründerin Lea von Bidder wurde in die begehrte Liste der «30 Under 30» des amerikanischen Magazins «Forbes» für das Jahr 2018 aufgenommen.
37 ungewollte Schwangerschaften
Damit wagen sich die Firma wie ihre Investoren in einen möglicherweise einträglichen, aber auch höchst heiklen Markt vor. In den USA etwa sind schon an die 100 Apps in Gebrauch, welche die Fruchtbarkeit zu messen versprechen; der Trend hat dort gar die Aufmerksamkeit des renommierten «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) auf sich gezogen.
Die Zeitung zitierte kürzlich diverse Wissenschafter, die den Einsatz von Apps und Wearables kritisch hinterfragen – besonders, wenn sich die Technologie vorab auf die Messung der Körpertemperatur verlässt.
Weil viele der Apps vor allem zur Verhütung eingesetzt werden, ergibt sich bei einem Messfehler enormes Konfliktpotenzial. Das mussten die Vermarkter der App Natural Cycles erfahren, die auch in Europa vertrieben wird: 37 Frauen haben unlängst geltend gemacht, dass sie die App zur Verhütung eingesetzen – und trotzdem schwanger geworden sind.