In der Politik und in der Finanzbranche gebe es die meisten Hochstapler, sagt der Autor Daniel Levin im Interview mit finews.ch. Je mehr Macht im Spiel sei, desto grösser sei auch das «Preisgeld».
Herr Levin, in Ihrem neuen Buch beschreiben Sie die Welt der Scharlatane und Hochstapler. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ausgerechnet darüber zu schreiben?
Mir ging es darum, gewisse Aspekte meiner Erfahrungen mit dem Thema Macht zu beschreiben. Dazu gehört auch, zu manipulieren. Dabei hat man als Autor zwei Optionen: Entweder man beschreibt sich als Held, der alle Leute wie Marionetten manipulieren kann; oder man schreibt ehrlicher, wie man selber manipuliert wurde. Ich habe die zweite Lösung gewählt.
Gibt es Bereiche, wo Manipulatoren häufiger vorkommen?
Je mehr Macht im Spiel ist, desto grösser ist das «Preisgeld». Grundsätzlich hat es in der Politik und in der Finanzbranche am meisten Hochstapler. Es gibt viele falsche Freundschaften, die plötzlich weg sind, wenn der Zweck nicht mehr erfüllt ist.
Obschon es in Ihrem Buch um sehr ernsthafte Dinge geht, schreiben Sie mit einem amüsanten Unterton. Haben Sie das bewusst gemacht?
Ich bin kein Wanderprediger und mag das Moralisieren nicht. Viele Erfahrungen lassen sich auch nur bewältigen, wenn man letztlich darüber lachen kann.
«Mir hat Afrika immer sehr viel bedeutet»
Natürlich ist es nicht einfach, wenn man sich täuscht. Doch man darf nicht verbittert sein und zynisch werden. Wenn man jedes Risiko vermeiden wollte, würde man keine schönen Erfahrungen mehr machen.
Wie unterscheiden sich die Scharlatane dieser Welt kulturell?
Korruption gibt es in fast jedem Land der Welt. Leute, welche die Macht suchen, ebenfalls. Am schmerzhaftesten ist es dann, wenn die Erfahrungen wirklich ineffizient sind. Aufgrund meiner Tätigkeit bin ich oft im arabischen Raum. Dort kann es Jahre dauern, bis man das Vertrauen mancher Menschen gewonnen hat.
Grundsätzlich muss man eine Region und deren Kultur einfach gerne haben. Mir persönlich hat Afrika immer sehr viel bedeutet, obschon ich auch dort schlechte Erfahrungen gemacht habe, wie ich es in meinem Buch beschreibe. China wiederum hat ganz andere Herausforderungen. Das alles interessiert mich sehr.
In Asien nicken alle mit dem Kopf und meinen etwas anderes, richtig?
Ja sagen und dazu nicken ist ein universelles Prinzip. Die meisten Menschen haben oft nicht den Mut, nein zu sagen – selbst in den USA, wo man von einer relativ direkten und offenen Kommunikation ausgeht.
«Eigentlich wusste ich lange nicht, wo ich später leben würde»
In Washington beispielsweise sagt Ihnen im politischen Alltag kaum jemand, er interessiere sich nicht für Sie. Da muss man die subtilen Zeichen der Zeit erkennen – wenn etwa manche Gesprächspartner nicht mehr zurückrufen oder am anderen Ende der Telefonleitung bloss noch die Sekretärin erreichbar ist. In der Essenz sind die Menschen fast überall auf der Welt gleich.
Sie haben Ihre Jugend- und Studienjahre in Zürich verbracht. Was ist Ihnen aus dieser Zeit in Erinnerung geblieben?
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