Mit den höheren Zinsen in den USA und der wirtschaftlichen Erholung in Europa haben viele Schweizer Vermögensverwalter ihre Portefeuilles umgestaltet. Die Annahme, dass die Schweizer Börse weiter steigt, schwindet.
Zur Jahresmitte verändern offenbar zahlreiche unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz ihre Anlagestrategie. Zwei Faktoren sind dabei aufschlaggebend: einerseits die Aussicht auf weiter steigende Zinsen in den USA, wo auch die Aktienbewertungen mittlerweile sehr hoch sind, und andererseits die allmähliche wirtschaftliche Erholung in verschiedenen Ländern Europas. Demgegenüber hat sich der Optimismus mit Blick auf die Schweizer Börse etwas verflüchtigt.
Dies geht aus dem neusten Aquila Vermögensverwalter Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligten sich 112 Personen.
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Angesichts der neuen Ausgangslage rechnet mittlerweile gut ein Drittel der befragten Vermögensverwalter in den kommenden drei Monaten mit sinkenden Kursen im Swiss Market Index (SMI). Ende März waren es erst 21 Prozent gewesen (vgl. nachfolgende Grafik).
Eine ähnliche Stimmung offenbart sich auch mit Blick auf Europa, wo 34 Prozent (Vorquartal: 24 Prozent) der Umfrageteilnehmer tiefere Kurse im EuroStoxx50 erwarten. Beim S&P500 in den USA gehen inzwischen sogar 42 Prozent (Vorquartal: 28 Prozent) der Befragten von tieferen Kursen aus.
Uneinheitliche Entwicklung
Mit Blick auf die Zinsentwicklung gehen noch 69 Prozent der Befragten (Vorquartal: 74 Prozent) von steigenden Zinsen bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen aus.
Demgegenüber fallen die Prognosen für Deutschland uneinheitlich aus: 4 Prozent der Umfrageteilnehmer (Vorquartal: 6 Prozent) gehen von tieferen Zinsen bei den 10-jährigen Staatsobligationen aus, während 25 Prozent der Befragten (Vorquartal: unverändert) eine Zinserhöhung in den nächsten drei Monaten erwarten. Klar ist einzig, dass 71 Prozent der Vermögensverwalter von einer unveränderten Zinssituation ausgehen, während es vor drei Monaten 69 Prozent gewesen waren.
Status quo bei den Schweizer Zinsen
In der Schweiz gehen jetzt 73 Prozent der Befragten (Vorquartal: 74 Prozent) von gleichbleibenden Zinsen aus. Der Anteil jener Vermögensverwalter, die tiefere Zinsen erwarten, ist auf 6 Prozent (Vorquartal: unverändert) gesunken. Nur noch 21 Prozent der Vermögensverwalter erwarten höhere Zinsen, nach 20 Prozent im Vorquartal (vgl. nachfolgende Grafik).
Markante Euro-Aufwertung gegenüber dem Franken
Bei den Währungen erwartet nun ein Drittel der Befragten einen stärkeren Euro gegenüber dem Franken (vgl. nachfolgende Grafik). Im Vorquartal waren es erst 7 Prozent gewesen.
Auch zum Dollar dürfte sich die europäische Einheitswährung aufwerten, was nun 43 Prozent der Befragten vermuten (Vorquartal: 15 Prozent), während das Verhältnis Dollar/Franken eher auf eine Stagnation zum «Greenback» hindeutet.
Mehr Obligationen und Liquidität in den Portfolios
Aufgrund der eingangs beschriebenen Rahmenbedingungen haben viele unabhängige Vermögensverwalter in ihren Portefeuilles die Liquidität deutlich erhöht. Gleichzeitig haben sie ihren Anteil an Obligationen (Bonds) weiter ausgebaut, was mit dem veränderten Zinszyklus zu erklären ist (vgl. nachstehende Grafik).
Konkret präsentiert sich die Zusammensetzung wie folgt: Der Anteil an Aktien beträgt nun 45 Prozent (Vorquartal: unverändert), derjenige der Obligationen 30 Prozent (Vorquartal: 27 Prozent), während die Liquidität 13 Prozent (Vorquartal: 10 Prozent) ausmacht.
Alternative Anlagen liegen unverändert bei 10 Prozent, während der Anteil an Gold und anderen Edelmetallen 5 Prozent (unverändert) beträgt, wie der AVI-Umfrage weiter zu entnehmen ist.
• Der nächste AVI erscheint Anfang Oktober 2017.