Thomas Link, Partner der Almira Group, geht davon aus, dass ein unabhängiger Vermögensverwalter künftig acht bis zehn Mitarbeiter und mindestens 500 Millionen Franken an Vermögen haben muss.
Herr Link, wie würden Sie die aktuelle Befindlichkeit unter den unabhängigen Vermögensverwaltern beschreiben?
Es herrscht eine grosse Unsicherheit. Neben der Debatte um die unversteuerten Gelder, stehen die Themen Compliance, Cross Border Banking sowie das Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) im Zentrum der Diskussionen in der Branche. Da unklar ist, wie sich das alles auf die Branche auswirken wird, warten die meisten Vermögensverwalter einfach mal ab.
Welche offenen Fragen bereiten Ihrer Zunft im Geschäftsalltag am meisten Kopfzerbrechen?
Wie bereite ich mich auf die anstehende Konzentration in der Branche vor? Wie löse ich das Problem mit weniger Volumen und sinkenden Margen. Wer löst mir die regulatorischen Anforderungen?
«Viele Vermögensverwalter warten noch ab»
Sehen Sie bereits etwas von der viel beschworenen Konsolidierung unter den externen Vermögensverwaltern?
Nein, da viele noch abwarten, was wirklich auf sie zukommt. Neben unserer Almira Group, entstehen nun weitere Plattformen, die den unabhängigen Vermögensverwaltern zahlreiche Dienstleistungen in den Bereichen Compliance, Administration, Portfolio-Management, Informatik, Weiterbildung und Administration abnehmen.
Laut Finma-Chef Patrick Raaflaub werden von den derzeit gut 3'000 unabhängigen Vermögensverwaltern in den nächsten Jahren nur 300 überleben. Was halten Sie von dieser Prognose?
In der Tendenz stimme ich dieser Prognose zu. Aber letztlich weiss niemand genau, wie viele unabhängige Vermögensverwalter in drei bis fünf Jahren übrig bleiben werden. Mir scheint die Zahl von 300 doch sehr tief.
«Die Finma schadet den kleineren Banken»
Schadet die Finma dem Schweizer Finanzplatz?
Sie schadet vor allem den kleineren Banken und den unabhängigen Vermögensverwaltern, da diese nicht in der Lage sind, die vielen neuen Regulierungen umzusetzen. Profitieren werden dadurch vor allem die Grossbanken, da diese das notwendige Personal dafür haben. Für kleine Banken und Vermögensverwalter braucht es einen anderen Regulierungsstandard.
Wie kann ein unabhängiger Vermögensverwalter die neuen Herausforderungen meistern?
Zuerst muss jeder unabhängige Vermögensverwalter sein Geschäftsmodell überdenken. Die kleineren Unternehmen werden sich in Bezug auf Compliance und Informatik auf einer Plattform zusammenschliessen müssen. Ich gehe davon aus, dass ein unabhängiger Vermögensverwalter künftig acht bis zehn Mitarbeiter und mindestens 500 Millionen Franken an Kundengeldern haben muss.
«So verliert ein Vermögensverwalter seine Unabhängigkeit»
Die grösseren Banken bemühen sich jetzt energisch um die unabhängigen Vermögensverwalter. Was halten Sie davon?
Für mehr Volumen machen die Banken heute alles und bieten auch sehr attraktive Konditionen an. Wenn ein Vermögensverwalter seine Firma an eine Bank verkauft, verliert er aber seine Unabhängigkeit.
Wo stehen Sie mit der Almira Group in dieser ganzen Entwicklung?
Wir haben in den vergangenen Monaten eine Plattform aufgebaut, die dem Vermögensverwalter alle notwendigen Instrumente in den Bereichen Compliance & Risk, IT, Infrastruktur und Treuhand zur Verfügung stellt.
«Wir sind auf der Suche nach neuen Partnern»
Was sind Ihre Pläne?
Da die Plattform nun steht, sind wir auf der Suche nach neuen Partnern und Mitarbeitern. Dazu treten wir bei diversen Banken zu Präsentationen an, wie kürzlich beim Afterwork-Event von E-Merging/Lombard Odier.
Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
In den nächsten zwei bis drei Jahren wollen wir eine kleinere, aber umso agilere und schlagkräftige Plattform für unabhängige Vermögensverwalter werden, die für die Zukunft gerüstet ist und die Chancen, die sich im neuen Umfeld ergeben, auch packen kann.
Thomas Link ist seit 2004 Partner der UBS respektive der Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG). Zudem ist er Partner bei der Valitas und Präsident des Anlageausschusses der Valitas Sammelstiftung BVG.