Computer sollen zunehmend die Geldspezialisten ablösen. Werden menschliche Vermögensverwalter durch internetbasierte Anlage-Computer verdrängt?

Der Vermögensverwalter Fidelity hat vergangene Woche in Deutschland ein neues Vermögensverwaltungstool mit dem viel versprechenden Namen «Strategische Anlage Modellierung» (SAM) hervorgerufen. Die hausinterne Portfoliolösung fragt private Anleger nach Vermögensverhältnissen, Risikoneigung, Anlagehorizont oder Renditeerwartung. Daraus ermittelt die Maschine gegen Gebühr eine Investmentstrategie und schlägt passende Fonds mehrerer Gesellschaften vor.

Dem angelsächsischen Trend folgt auch das Londoner Portal Nutmeg. So klopft diese Software die Investoren ebenfalls nach bestimmten Parametern ab und schlägt ein entsprechendes Portfolio vor, das die Kunden dann mithilfe des Computers überwachen können.

Eine Handvoll Anbieter

Die Argumente für automatisierte Asset-Allocation-Lösungen lauten mitunter: Das Vertrauen der Investoren in Bankberater sei seit der Finanzkrise angeknackst, die Dienste unabhängiger Vermögensverwalter für die breite Masse der Anleger zu teuer. Und Dachfonds böten zu wenig Flexibilität, ihre Manager könnten schliesslich nicht auf individuelle Bedürfnisse eingehen, schreibt die «Financial Times Deutschland».

Auch das vor rund einem Jahr gestartete Münchner Finanzportal «Yavalu» will von potentiellen Investoren lediglich Angaben zum Anlagehorizont, zur Risikoneigung oder zu Investmenterwartungen. Die Anleger erhalten dann einen auf ihre Antworten zugeschnittenen Entwurf für die Asset-Allokation ausgespuckt, den sie mit vorgeschlagenen Indexfonds (Exchange Traded-Funds, ETFs) umsetzen können.

Praxistauglichkeit noch offen

Der Grossteil der Anleger wolle die Hoheit über seine Investments behalten, statt sich ganz in die Hände eines Profis zu begeben, ist man bei Yavalu überzeugt. «Mit internetbasierten Anlageplattformen könnten Investoren sich endlich ein eigenes Bild von ihrer Geldanlage machen, Angebote vergleichen und Szenarien simulieren, wird der Yavalu-Gründer und Geschäftsführer in der «Financial Times Deutschland» zitiert.

Ob solche Computermodelle alllerdings brauchbare Renditen bringen, müsse sich erst noch zeigen, heisst es. Die Chancen stehen jedenfalls nicht schlecht, dass künftig noch mehr solcher Angebote auf den Markt kommen. «Das ist eine Marktlücke, die ausprobiert werden muss», wird ein leitender Fondsanalyst im Bericht zitiert. «Ein gut gemachtes Tool kann für Privatinvestoren, die sich gut auskennen, eine Entscheidungshilfe sein, die durchaus Geld wert ist.»

Fehlendes Bauchgefühl

Viele dieser Tools werden Anlegern die Asset-Allokation jedoch nicht abnehmen können, glaubt der Fondsexperte weiter. Der Grund: Sie können Marktverläufe nicht prognostizieren und über- oder unterschätzen Risiken oft, wenn sie lediglich Daten aus der Vergangenheit auswerten. «Den Tools fehle es an Bauchgefühl», argumentiert er.