Nach dem Gespann Kaspar Villiger und Oswald Grübel wird ab nächster Woche ein neues, ungleiches Duo die Führung der UBS verantworten.

Kommende Woche soll der ehemalige Chef der deutschen Bundesbank, Axel Weber, an der Generalversammlung der UBS als designierter neuer Präsident in den Verwaltungsrat der Schweizer Grossbank gewählt werden.

Bereits wird über die Unverträglichkeit des dogmatischen, ehemaligen Vorstehers der Deutschen Bundesbank mit dem smarten Investmentbanker Sergio Ermotti spekuliert, der vergangenen Herbst 2011 auf den CEO-Thron gehieft wurde.

Ungleiches Duo an der Spitze

Dabei ist die Kombination von Weber und Ermotti an der Spitze der UBS der ungleichen Paarung ihrer Vorgänger, Kaspar Villiger und Oswald Grübel, durchaus vergleichbar:

  • Auf dem Präsidentenstuhl bald der Zentralbanker/Ökonom hier – der in wenigen Tagen ausscheidende Ex-Finanzminister dort. 
  • Und ist Ermotti seinem Vorgänger, Oswald Grübel, in Geschäftlichem nicht ähnlicher als man dachte? Beide sind sie Investmentbanker in der Rolle des CEO einer Universalbank.

Genau beobachtet

Natürlich werden alle den Umgang der beiden, in der Schweiz weitgehend unbekannten, neuen UBS-Spitzenleute genaustens beobachten. Obwohl aber Axel Weber als energisch bis stur gilt, müssen er und Ermotti nicht zwingend stärker aneinander geraten als ihre Vorgänger. 

Es wurde kolportiert, dass Weber die Ernennung von Ermotti zum Nachfolger von Grübel nicht mitgetragen hatte. Wie die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtet soll Weber aber jetzt Ermottis Aufbau einer Seilschaft mit dem Nachzug von Andrea Orcel und weiteren Gefolgsleuten von Merrill Lynch stützen.

Anders als bei Villiger/Grübel

Zudem gibt es zwei Unterschiede zwischen der alten und neuen Paarungen der UBS-Führungsspitze:

  • Erstens: Der Milliardenverlust, verursacht durch den Londoner Börsenhändler Kweku Adoboli, hat das Stutzen des Investmentbankings beschleunigt. 
  • Zweitens dürfte Axel Weber sowohl nach innen wie nach aussen stärker auftreten als sein Vorgänger Villiger, der sich zu grosser Zurückhaltung übte, auch was die Kontrolle des CEO angeht.

UBS kehrt mit Ermotti nicht zu ihren Wurzeln zurück

Auch  unter Ermotti wird die UBS nicht einfach zu ihren Wurzeln im Private Banking zurückkehren, wie das vielerorts suggeriert wurde. 

Dagegen spricht, das Ermotti nun seine erste und stärkste Seilschaft ausgerechnet im Investmentbanking aufbaut. Er gewichtet dabei den Eigenhandel geringer als das Kundengeschäft. 

So besinnt sich die UBS mit dem Engagement von Rainmaker Orcel und Konsorten auf das klassische Investmentbanking, das mit weniger Kapital und Risiken auskommt.

Weber sucht die Öffentlichkeit

Was Weber betrifft, so habe sich dieser bereits vor Ablauf der Bundesbank auferlegter Karrenzfrist mehrfach mit UBS-Managern des US-Broker- und Investmentbanking-Geschäfts in New York getroffen, wie «Reuters» berichtet. Dies schon in der Zeit als  er letzten Sommer an der Chicago's Booth School of Business als Gastprofessor gemeldet war.

Zudem will sich Weber bereits wenige Tage nach seinem offiziellen Zuzug in den UBS-VR den versammelten Zürcher Wirtschaftsjournalisten für eine Fragerunde stellen. 

Weber will Spuren hinterlassen

Bereits vor Wochen hat er mit seiner britischen Gattin Diane eine Dachwohnung in der Nähe des UBS-Hauptsitzes an der Bahnhofstrasse bezogen und sich in der Bank an die Fersen des scheidenden VR-Präsidenten Villiger geheftet. 

«Er hat viel Zeit mit Zuhören verbracht und bewies ein grossen Willen, zuzulernen», zitiert «Reuters» Villiger. «Herr Weber hat dort seine Meinung abgegeben, wo danach gefragt wurde. Er tat dies in keinerlei dogmatischen Art.»

Erster reiner Ermotti-Quartalsabschluss 

Am Investorday Ende November 2011, wies Ermotti die künftige Richtung, nächste Woche wird der erste Quartalsabschluss erwartet, der nach den Aufräumarbeiten nach dem Milliardendebakel in London die  Handschrift Ermottis zeigt.

Ebenso gespannt darf man sein, wie sich der in seiner Zeit als Bundesbankpräsident wenig diplomatisch agierende Weber in die Regulierungsdebatte in der Schweiz einbringen wird.

Energischeres Auftreten der Schweiz willkommen

Nach der Annahme der «Too big to fail»-Gesetzgebung hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Die Kritik an weiteren Regulierungsbemühungen nimmt zu.

Vielleicht tut ein gelegentlich energischeres Auftreten der Schweiz gegenüber den Begehrlichkeiten unserer Nachbarstaaten gut.