Wenig bekannt und darum möglicherweise unterschätzt: Die Schweizer Privatbank Indosuez Wealth Management kann sich auf ein globales Netz abstützen, um ihre Kundinnen und Kunden besser zu bedienen. Das ist auch für wechselwillige Private Banker attraktiv, wie Zürich-Chef Andrey Batyukov im Gespräch mit finews.ch erklärt.
«Nach einer Weile kommt meist der Wow-Effekt», sagt Andrey Batyukov im Gespräch mit finews.ch. Er meint damit den Moment, wenn die Bankerinnen oder Banker realisieren, bei wem sie sich wirklich beworben haben.
Die Rede ist dabei von Indosuez Wealth Management, genauer gesagt dem Schweizer Ableger dieser Privatbank, die dem Crédit Agricole (CA) gehört – eine der zehn grössten Banken der Welt. Indosuez Wealth Management ist der globale Vermögensverwalter des französischen Finanzkonzerns, und Batyukov leitet seit gut einem Jahr von Zürich aus das Geschäft in der Deutschschweiz.
Der gebürtige Weissrusse und heutige Schweizer verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Banking, die er sich bei verschiedenen internationalen Finanzinstituten zulegte, unter anderem bei der südafrikanischen Standard Bank London und bei BNP Paribas in Moskau, wo er den Bereich für Energie- und Rohstoff-Finanzierungen aufbaute. Seit 2011 lebt und arbeitet er in der Schweiz – im Sommer 2020 wechselte er zu Indosuez in Genf.
Fast schon 150 Jahre in der Schweiz
Die Ursprünge der Bank in der Schweiz gehen auf das Jahr 1876 zurück. Doch im Gegensatz zum Finanzplatz Genf ist Indosuez in der hiesigen Private-Banking-Branche eher wenig bekannt. Dabei reicht der Name weit zurück und ist geschichtsträchtig wie nur wenige andere Bankmarken. Die ursprüngliche Banque Indosuez war ein französisches Finanzinstitut, das 1975 durch die Fusion der Banque de l'Indochine und der Banque de Suez et de l'Union des Mines entstand.
Im Jahr 1996 wurde das Unternehmen vom Crédit Agricole übernommen und bildete damals, was heute die Sparte «Crédit Agricole Corporate and Investment Bank» ist. Im Jahr 2016 beschloss die CA-Gruppe, die Marke für ihr globales Vermögensverwaltungsgeschäft zu verwenden, wie auch finews.ch seinerzeit berichtete.
Drei Geschäftsbereiche
Sitz der CA-Gruppe in Zürich (Bild: zVg)
Indosuez ist heute in drei Geschäftsbereichen tätig: als internationale Privatbank in der klassischen Vermögensverwaltung; als Investmentbank, wo sie die Dienstleistungen des Mutterkonzerns nutzt und ergänzt, sowie mit der Marke Azqore für IT-Services in der Finanzbranche. Neuerdings forciert das Unternehmen in der Schweiz auch das Private-Equity-Geschäft, wie Batyukov im Gespräch ergänzt. «Das diversifizierte und gut entwickelte Finanz-Ökosystem macht es attraktiv, diesen Bereich auch von der Schweiz aus zu betreiben», sagt er.
Zu den für das Geschäft wichtigsten Gruppengesellschaften, die auch in Zürich ansässig sind, gehören der Asset Manager Amundi, die im Asset Servicing tätige Caceis sowie die CA next Bank, die als einzige ausländische Bank in der Schweiz im Retailgeschäft tätig ist und vor kurzem eine Filiale im Gebäude an der Uraniastrasse eröffnet hat, in dem auch Indosuez und einige der Gruppengesellschaften domiziliert sind. Insgesamt beschäftigt die CA-Gruppe in der Schweiz über 1'600 Mitarbeitende – laut Batyukov ein weiterer von vielen «Wow-Effekten».
Auf Talentsuche
Andrey Batyukov (Bild: zVg)
Mit diesem vielgestaltigen Angebot will Batyukov den Deutschschweizer Markt verstärkt bearbeiten, wie er betont. Dies nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass in der hiesigen Bankbranche mit dem Ende der Credit Suisse (CS) und dem Rückzug einiger Schweizer Ableger von Auslandsbanken die Karten neu gemischt werden respektive ein Vakuum entstanden ist, das grosse Opportunitäten eröffnet.
Daher hat Indosuez in jüngster Zeit bereits einige Kundenberaterinnen und -berater engagiert – «und wir sind ständig auf der Suche nach weiteren Talenten», fügt Batyukov hinzu. Im Gegensatz zu anderen Banken sucht Indosuez nicht komplette Teams, sondern geht selektiv vor, um die Organisation zu ergänzen, beispielsweise mit Spezialisten für den Markt im Nahen Osten oder in Lateinamerika.
Bank für globale Nomanden
Obschon der internationale Anspruch gesetzt ist, sieht Batyukov viel Potenzial auch im Schweizer Markt, wo Indosuez vor allem die Klientel der Expats und «globalen Nomaden» anspricht, also Einzelpersonen und Familien, die sich als «Weltbürgerinnen und Weltbürger» verstehen und für die die Bank über das Know-how verfügt, um die komplexen Probleme zu lösen, mit denen diese Kunden in verschiedenen Ländern konfrontiert sind.
Zusätzliche Dynamik erhält das Geschäft neuerdings auch dadurch, dass Indosuez vor rund einem Jahr das bereits 1871 gegründete belgische Geldhaus Degroof Petercam übernahm und die Transaktion kürzlich abgeschlossen wurde. Das Institut ist vor allem in Belgien, Luxemburg und Frankreich in der Vermögensverwaltung tätig und betreut gut 70 Milliarden Euro an Kundengeldern, namentlich auch von Kundinnen und Kunden, die in der Schweiz leben.
In eine neue Liga katapultiert
Mit insgesamt mehr als 200 Milliarden Franken an verwalteten Kundenvermögen hat sich die Indosuez-Gruppe durch den Zusammenschluss mit Degroof Petercam in eine neue Private-Banking-Liga in Europa katapultiert. «Auf der neu erlangten kritischen Grösse beruht auch unsere Expansionsstrategie im Deutschschweizer Markt», betont Batyukov.