Die Schweizer Privatbank Mirabaud ist seit gut 50 Jahren auf alternative Anlagen spezialisiert. Nun geht sie noch einen Schritt weiter.

Investitionen in aufstrebende und gleichzeitig innovative Jungunternehmen (Startups) sind der letzte Schrei in der Finanzwelt. Denn im Idealfall winken hohe Renditen sowie die Teilnahme an einzigartigen Erfolgsgeschichten, die erst noch dazu beitragen können, dass unsere Welt mittelfristig eine bessere wird. Kein Wunder, dass unter diesen Prämissen vor allem vermögende Leute immer häufiger bei ihren Banken vorstellig werden, um in ebensolche Firmen ihr Geld anzulegen.

Dem wird nun auch die Schweizer Privatbank Mirabaud gerecht, wobei sie schon seit den 1970er-Jahren in sogenannte alternative Anlagen investiert, also in Vermögenswerte, deren Entwicklung nicht oder nur ganz begrenzt mit der Börse korreliert. Doch nun geht das in Genf domizilierte Institut noch einen Schritt weiter und setzt ganz gezielt auf innovative Jungunternehmen, die sich in ihrer frühesten Entwicklungsphase befinden, wie Mirabaud am Dienstag bekanntgab.

Siebte Generation

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Louis Fauchier-Magnan (Bild: Mirabaud)

Zu diesem Zweck hat die Bank nach einjähriger Aufbauarbeit den «Mirabaud Swiss Venture Capital»-Ansatz lanciert. Er zielt darauf ab, in vorerst zwei bis drei Fonds zu investieren, die sich ihrerseits als Risikokapital-Geber direkt an vielversprechenden Startups beteiligen, wie Louis Fauchier-Magnan (Bild oben) an einer Medienorientierung in Genf erklärte.

Zusammen mit seiner Schwester Camille Vial, ihres Zeichens Managing Partnerin und CEO der Bank, repräsentiert er die siebte Generation der Familie Mirabaud. Er ist für das Vermögensverwaltungs-Geschäft in der Romandie zuständig. In seiner mittlerweile 15-jährigen Firmenzugehörigkeit arbeitete er allerdings auch schon in Zürich und in Paris.

Investieren mit Unicorn-Gründern

Mit einem Venture-Capital-Unternehmen hat Mirabaud bereits eine Zusammenarbeit beschlossen. Es handelt sich um die Zürcher Firma Founderful, die bis vor wenigen Monaten noch Wingman hiess, wie auch finews.ch berichtete. Gegründet wurde sie 2019 von Pascal Mathis, Mitgründer von Getyourguide, Eat.ch-Mitgründer Lukas Weder sowie Alex Stöckl, ehemaliger Senior Investment Manager Creathor Ventures.

Parallel zur Umbenennung hat Founderful auch gleich einen neuen Fonds aufgelegt, der mit rund 120 Millionen Dollar geäufnet werden soll; ungefähr 85 Millionen Dollar sind schon vorhanden. Durch die Zusammenarbeit mit Mirabaud dürfte das Ziel in greifbare Nähe gerückt sein. Zu den übrigen Geldgebern zählen institutionelle Anleger und Gründer von Unicorns wie Duolingo, Climeworks, Delivery Hero und Scandit, wie Weder in Genf erklärte.

Vier Vorteile

Founderful konzentriert sich auf Schweizer Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI), Robotik und Technologie. Weitere Anlagethemen mit einer «Zukunftskomponente» sind Klimawandel, Ernährung sowie Energie. Wie Fauchier-Magnan betonte, liegt das Augenmerk auf innovativen Startups, die ganze Branche disruptieren und die grössten Herausforderungen mit ihren Geschäftsmodellen und Lösungen angehen können.

Mit dieser jüngsten Initiative will Mirabaud die Venture-Capital-Branche ebenfalls revolutionieren. Denn im Vergleich zu den einschlägigen Wagniskapital-Investments bietet das Anlagevehikel gleich vier Vorteile: Erstens, es ist breit diversifiziert, so das erfolglose Startups das ganze Investment nicht gleich zunichte machen, zweitens, über den Fonds lassen sich auch kleinere Beträge anlegen, was in der Venture-Capital-Szene sonst kaum möglich ist.

Alteingesessene Banken halten Schritt

Drittens wird in Franken investiert, so dass das Währungsrisiko dahinfällt, und last but not least legen die Kundinnen und Kunden ihr Geld in ein Öko-System an, das enorme Zukunftsperspektiven besitzt – insbesondere vor dem Hintergrund des drohenden Klimawandels, der Ernährungssicherheit oder der Energiewende.

Für Fauchier-Magnan soll diese Initiative auch illustrieren, dass die klassischen Privatbanken – Mirabaud wurde vor 205 Jahren gegründet – durchaus in der Lage sind, mit der Zeit Schritt zu halten und den Bedürfnissen und Anliegen der nächsten Generation gerecht zu werden.

In Generationen gedacht

Allerdings sind solche Investments auch in dem Fall nicht bloss Spekulationen auf kurzfristige Gewinne, sondern ein Engagement, dass sich im Durchschnitt über zehn Jahre hinzieht. In diesem Sinne bleibt Mirabaud auch hier der Devise der klassischen Privatbanken treu, die nicht in Quartalsabschnitten, sondern in Generationen denken.