Seit dem Untergang der Credit Suisse ist die Bankenrettung wieder in aller Munde. Auch die Schweizer Privatbanken möchten in der Not Geld beanspruchen können – ihnen fehlt es aber an den nötigen Sicherheiten. Nun haben die Institute eine Idee.

Mit seinem Bericht zur Bankenstabilität hat der Bundesrat vergangenen April die Banken-Lobby brüskiert. Die Regierung forderte damals mehr Eigenkapital für die grössten Banken des Landes; die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) hätte es hingegen lieber gesehen, wenn sich der Bund auf die Bereitstellung von mehr Notfall-Liquiditätshilfe konzentriert hätte.

Für alle Banken

Die SBVg hatte im Vorfeld eine «De-Stigmatisierung» der Liquditätshilfe (Emergency Liquidity Assistance, ELA) gefordert. Diese solle fixer Bestandteil der Bankregulierung und auch bei kleineren Geldhäuser angewendet werden, schlug der Branchenverband vor: «Dies würde für alle Banken gelten und damit die Systemstabilität wesentlich erhöhen.»

Bisher qualifizieren nur die vier systemrelevanten Schweizer Grossbanken UBS, Raiffeisen Gruppe, Zürcher Kantonalbank und Postfinance für ELA.

Hohe Anforderungen der SNB

Ins selbe Horn stösst nun die in Genf beheimatete Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB), die derzeit acht Mitgliedsbanken mit über 9’800 Mitarbeitenden weltweit vertritt. In ihrem jüngst publizierten Jahresbericht fordert die Organisation für ihre Mitglieder ebenfalls Notfall-Liquidität. «Die Krise der Credit Suisse hat gezeigt, dass der Umfang der von der SNB akzeptierten Sicherheiten erweitert werden und ELA für alle Banken zugänglich sein muss», hält sie im Bericht fest.

Das Problem: Die SNB, welche die Notfall-Liquidität bereitstellt, hat im vergangenen September zwar eine Initiative lanciert, um allen Banken Liquidität zu gewähren. Als Gegenpfand akzeptiert sie aber nur Schweizer Hypotheken von hoher Qualität und verlangt zusätzlich, dass die Kredite auf der von der Börsenbetreiberin SIX unterhaltenen interkantonalen Plattform Terravis registriert sind.

Die falschen Aktiva

Das hat zur Folge, dass diese Ausweiterung komplett an den Privatbanken vorbeigeht – denn für diese sind Hypotheken höchstens ein Randgeschäft. «Die wichtigsten illiquiden Aktiva der Privatbanken sind Lombardkredite», gibt die VSPB zu bedenken. Und fordert: «diese sollten wie alle Kreditarten ebenfalls als Sicherheiten eingesetzt werden können.»

Lombardkredite als Gegenpfand für Notfall-Liquiditätshilfe: Man darf gespannt sein, wie dies beim Regulator ankommt. Sicher ist, dass Bund, SNB und Behörden sich bei der ELA etwas einfallen lassen müssen. Denn beim CS-Untergang hat sich gezeigt, dass die Grossbank über nicht genügend hochwertige Sicherheiten verfügte, um die nötige Menge an Notfall-Liquidität zu lösen.

Im Notall brauchte ELA das + des Staates

Mitten in der Krise musste daher der Staat der SNB für zusätzliche Liquiditätshilfe garantieren, die damit zur so genannten ELA+ wurde.

Auch bei einem anderen Kriseninstrument erheben die Privatbanken ihre Stimme: bei der staatlich garantierten Notfall-Liquidität, dem Public Liquidity Backstop (PLB). Diesen will der Bundesrat nun in ordentliches Recht überführen, was aber in der Bankenszene bereits auf Widerstand gestossen ist. Kleinere Institut wittern eine Ungleichbehandlung zugunsten der Grossbanken.

Die Rede geht von einer Art neuen Staatsgarantie, obwohl über den Einsatz eines PLB von Fall zu Fall entschieden würde.

Quid-pro-quo gefordert

Die VSPB steht offensichtlich ebenfalls im Lager der Kritiker. Die Schweiz täte zwar gut daran, das Instrument in ihren «Too big to fail»-Werkzeugkasten aufzunehmen, findet die Vereinigung. «Die Privatbanken weisen jedoch darauf hin, dass diese Staatsgarantie der letzten Instanz einen Wettbewerbsvorteil darstellt, der auch durch die Zahlung einer jährlichen Pauschalentschädigung nicht beseitigt werden könnte.»

Der PLB führe somit zu einer massiven Wettbewerbsverzerrung, zumindest in der Wahrnehmung der Kunden und des Marktes.

Entsprechend fordert die Privatbanken-Lobby jetzt ein Quid-pro-quo. Eine allfällige künftige Bankenregulierungen müsse, so die VSPB, dieser Verzerrung Rechnung tragen. Dies, indem die Anforderungen für nicht systemrelevante Banken – lies Privatbanken – gesenkt würden.