An der Generalversammlung vom vergangenen Dienstag in Zürch provozierte der Entschädigungsbericht erstaunlicherweise keine Misstöne.
Der Asset Manager GAM hat ein gutes Jahr hinter sich und die Aktionäre können sich an der steuereffizient ausgeschütteten Dividende von 50 Rappen freuen.
Die Anteilseigner genehmigten denn auch an der Generalversammlung vom 19. April in Zürich den Jahresbericht und die Jahresrechnung von Holding und Konzern. Johannes de Gier, Präsident, Dieter Enkelmann und Hugh Scott-Barrett wurden für eine weitere Amtszeit wiedergewählt.
Top-Shots verdienten weniger
Der Bericht über die Entschädigungen an den Verwaltungssrat und die Geschäftsleitung waren kein Thema an der GV, obwohl er einige Aktionärsfragen wert gewesen wäre. Zwar fielen die Entschädigungen für das fünfköpfige Aufsichtsgremium 2010 mit insgesamt 2,55 Millionen Franken fast 15 Prozent niedriger aus als im Vorjahr – wobei die Basissaläre von 129‘000 Franken auf insgesamt 659‘500 Franken erhöht wurden.
Diese Erhöhung erklärt sich damit, dass das Grundsalär 2009 nur knapp drei Monate fällig war. Die Holding ist erst seit 1. Oktober 2009 kotiert. Die VR-Mitglieder erhielten also erst 2010 das volle Fixhonorar für ein komplettes Geschäftsjahr. Hinzu kommt, dass 2010 zwei neue Mitglieder in den Verwaltungsrat gewählt wurden.
Johannes de Gier mit Top-Salär
Auch die Entschädigungen an die Geschäftsleitung fielen 2010 mit 5‘17 Millionen Franken drastisch tiefer aus als im Vorjahr, als vor allem mit 11 Millionen Franken bewertete aktienbasierte Vergütungen den Gesamttopf von 15,13 Millionen Franken füllten.
Johannes de Gier, als höchstbezahltes Geschäftsleitungsmitglied ausgewiesen, musste sich nach 7,84 Millionen Franken im Vorjahr 2010 mit total 5‘17 Millionen Franken begnügen, wie dem am Dienstag dieser Woche veröffentlichten Geschäftsbericht zu entnehmen ist.
Und Solo?
Vergeblich sucht man aber die Gage des vermutlich bestverdienenden GAM-Managers David M. Solo.
Der Leiter der operativen Einheiten GAM und Swiss & Global Asset Management, der GAM Holding, gibt zwar im Geschäftsbericht ein lesenswertes Interview über die Vorteile des aktiven Asset Managements, über seine Entschädigung ist aber nichts zu vernehmen.
Wer sich wundert, warum der CEO, der die Geschäfte führt, nicht in der GL der Holding vertreten ist, findet vielleicht in Solos Wunsch nach Diskretion eine Erklärung: Mit der gewählten Führungsstruktur ist die Holding nicht zur Offenlegung der Entschädigungen ihres wichtigsten Mitarbeiters verpflichtet.
Die Aktionäre interessiert es trotzdem. Im Interesse einer vom Markt geschätzten Corporate Governance stünde es GAM gut an, Solos Karten aufzudecken.
331'000 Franken im Schnitt
Solos Entschädigung verbirgt sich im Personalaufwand, der 2010 gegenüber dem Vorjahr um 28 Prozent auf 250.6 Millionen Franken gestiegen ist, obwohl sich der Personalbestand nur von 750 auf 757 erhöht hat. Der Aufwand 2010 entspricht einem durchschnittlichen Personalaufwand pro Kopf inklusive Sozialversicherungsbeiträge von 331‘000 Franken.
Der Anstieg «ist teilweise auf den gestiegenen Erfolg aus dem Dienstleistungs- und Kommissionsgeschäft sowie die höheren performanceabhängigen Erträge zurückzuführen, was höhere vertraglich vereinbarte Zahlungen an Anlagespezialisten zur Folge hatte.
In den Personalkosten sind auch die buchhalterischen Auswirkungen im Zusammenhang mit den im Rahmen des Long-Term Incentive Plan eingeräumten Optionen berücksichtigt. Dieser Plan wurde Ende 2009 für alle Mitarbeiter der Gruppe eingeführt«, erklärt GAM den Anstieg im Geschäftsbericht.