Die anhaltende Schwäche der Credit Suisse war im vergangenen Herbst für die Deutsche Bank ein Grund, eine Teilübernahme zu prüfen. Das Projekt liegt nun zwar auf Eis, liesse sich aber jederzeit wieder animieren, wie es in europäischen Finanzkreisen heisst.
Die Deutsche Bank hat erst im vergangenen Herbst den Kauf von Teilen der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) geprüft, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Donnerstagabend berichtete, Dies, nachdem das Schweizer Unternehmen von einer Reihe von Skandalen und finanziellen Rückschlägen heimgesucht worden war. «Bloomberg» macht keine Angaben zu den Quellen dieser Information. Vertreter der Deutschen Bank sowie der CS lehnten eine Stellungnahme ab.
Dem weiteren Vernehmen nach analysierte die Deutsche Bank einzelne Geschäftsbereiche wie das Asset Management sowie das Wealth Management der CS. Chef im Wealth Management ist mit Claudio de Sanctis auch ein ehemaliger Credit-Suisse-Kadermann.
Projekt auf Eis – aber nicht beerdigt
Das Projekt liegt nun aber auf Eis, seit die CS im vergangenen Oktober eine Reorganisation bekannt gab und seither umsetzt. Die Pläne könnten aber reanimiert werden, sollte die Schweizer Grossbank – allenfalls zu einem späteren Zeitpunkt – einzelne Geschäftsbereiche abspalten wollen, wie weiter zu erfahren war. Es ist offenbar das zweite Mal in den vergangenen paar Jahren, dass der CEO der Deutschen Bank, Christian Sewing, über einen (Teil-)Kauf der CS nachdenkt.
Die von Credit-Suisse-Chef Ulrich Körner am 27. Oktober 2022 präsentierte Neuausrichtung der CS hat bislang wenig dazu beigetragen, die Vertrauenskrise rund um die Bank zu beseitigen. Die CS-Aktien der Bank, die in den vergangenen zwei Jahren rund drei Viertel ihres Wertes verloren, haben seit der Ankündigung keinen Boden gefunden. Analysten und Anleger zeigten sich besorgt über den massiven Abfluss an Kundengeldern – und erst diese Woche wurde publik, dass die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) eine Untersuchung bezüglich heikler Aussagen von CS-Präsident Axel Lehmann eingeleitet hat, wie auch finews.ch berichtete.
CS halb so viel Wert wie die Deutsche Bank
Seit seinem Antritt als CEO der Deutschen Bank im Jahr 2018 hat Sewing offizielle Übernahmegespräche mit der Commerzbank sowie informelle Gespräche mit der UBS geführt – allerdings ohne Resultat. Sewing ist ein Verfechter einer umfassenden Konsolidierung im europäischen Bankensektor. Er will dabei als Käufer agieren und nicht als Ziel, sagte er versschiedentlich in Interviews.
An der Börse hat die CS mittlerweile einen Wert von rund 11 Milliarden Franken, was weniger als halb so viel ist wie den Wert, den die Deutsche Bank auf die Waage bringt – nämlich 23,6 Milliarden Euro. Letztere blickt auf einen erfolgreichen Turnaround zurück, der darin mündete, dass das deutsche Institut für 2022 den höchsten Gewinn seit mehr als einem Jahrzehnt melden konnte und den Anlegerinnen und Anlegern in den kommenden Jahren mehrere Milliarden Euro an Ausschüttungen in Aussicht stellte.