Nachhaltige Anlagekonzepte stossen in republikanischen US-Bundesstaten auf heftige Kritik. Jetzt fliessen Anlagegelder aus ESG-Fonds ab, und eine Schweizer Grossbank hat das Nachsehen bei einer Anleihentransaktion.
Der weltgrösste Vermögensverwalter hat in republikanischen US-Bundesstaaten Vermögensverwaltungs-Geschäfte im Umfang von mehr als 1 Milliarde Dollar verloren. Denn republikanische Politiker sind verärgert über die ESG-Investitionspolitik von Blackrock. Das von Unternehmensgründer Larry Fink geführte Anlagehaus drängt darauf, dass Gesellschaften ihre Kohlenstoffemissionen senken, und es drohte auch schon, Nachzügler aus aktiv verwalteten Fonds zu streichen.
Gelder fliessen ab
In republikanischen Bundesstaaten kommt diese Anlagepolitik derzeit gar nicht gut an – und wird nun zunehmend ins Visier genommen. In einem Gespräch mit der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) erklärte der Schatzmeister des US-Bundesstaates South Carolina, Curtis Loftis, dass er bis Ende des Jahres 200 Millionen Dollar aus Blackrock-Fonds abziehen werde. Zuvor hatte schon Louisianas Finanzminister angekündigt, er werde 794 Millionen Dollar zurückziehen.
Auch der Amtskollege in Utah will 100 Millionen Dollar aus Blackrock-Fonds abzügeln, Medienberichten zufolge ebenso Arkansas, das dieses Jahr 125 Millionen Dollar abgezogen haben soll. Die Schatzmeister der US-Bundesstaaten beaufsichtigen in der Regel das Cash-Management, Anleihegeschäfte und bestimmte Aspekte der staatlichen Rentenfonds. Laut Morningstar verwaltet Blackrock fünf der 20 grössten US-Nachhaltigkeitsfonds.
Heftige Kritik an der Klimapolitik
Diese Schritte folgen nur wenige Wochen, nachdem der weltgrösste Vermögensverwalter heftig für seine Haltung zu Klimafragen kritisiert wurde. Im August warfen Generalstaatsanwälte aus 19 Bundesstaaten Blackrock vor, aktiv Druck auf Unternehmen auszuüben, um den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zum Nachteil der von der Öl- und Gasindustrie abhängigen Bundesstaaten zu erreichen.
Im Vergleich zu den rund 8,5 Billionen Dollar, die Blackrock verwaltet, sind die Gelder, die aus Fonds abgezogen werden, zwar nur ein geringer Teil. Aber sie setzen dem Asset Manager zu. Daher sah er sich auch veranlasst, Gegensteuer zu geben, um seinen guten Ruf in Sachen Klimaschutz zu verteidigen und gleichzeitig seine Investitionen in Energieunternehmen hervorzuheben. So richtete Blackrock unlängst eine Webseite mit genau diesem Ziel ein. Unter anderem heisst es da in fetten Lettern: «Wir boykottieren die Energiewirtschaft NICHT».
Rückschlag für die UBS
Bei der Schweizer Grossbank UBS wiederum hatte man bislang dem früheren Werbeslogan «Don't Mess with Texas» («Leg dich nicht mit Texas an») wohl eine ganz andere Bedeutung beigemessen. Ursprünglich ein in den Achtzigerjahren eingeführter Werbespruch mit dem Ziel, die Verschmutzung und Vermüllung der Strassen zu verringern, steht die Redewendung heute eher sinnbildlich für Finanzunternehmen, die aufgrund ihrer ESG-Politik im Clinch mit dem US-Bundesstaat liegen. So rangiert das Schweizer Kreditinstitut in Texas auf einer schwarzen Liste, in der es als Boykotteur der heimischen Ölindustrie gebrandmarkt wird, wie auch finews.ch meldete.
Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» letzten Freitag berichtete (Artikel bezahlpflichtig), wurde die Emissionsabteilung der UBS aus der Gruppe ausgeschlossen, die die grösste jemals von Texas durchgeführte kommunale Anleihetransaktion abwickeln soll. Die Vorstandsmitglieder des Emittenten, der Texas Natural Gas Securitization Finance Corp., gaben demnach ein neu zusammengestelltes Emissionskonsortium für die 3,4-Milliarden-Dollar-Transaktion bekannt – ohne UBS.
Risiko für die Finanzstabilität
Die neuen Gesetze in Texas und anderen US-Bundesstaaten, die Finanzunternehmen für den «Boykott» von Öl und Gas bestrafen, gefährden die globale Finanzstabilität, indem sie riskante Kredite an Energieunternehmen fördern, erklärte vor kurzem die ehemalige stellvertretende US-Finanzministerin Sarah Bloom Raskin. Wie auch finews.ch berichtete, warnte die frühere Gouverneurin der US-Notenbank, dass grosse Banken sich gezwungen sehen würden, die Kreditvergabe an Energieunternehmen auf dem derzeitigen Niveau fortzusetzen, selbst wenn es gute Gründe für eine Reduzierung des Risikomanagements gäbe.