Die schwarze Liste des US-Bundesstaats Texas, auf der Finanzunternehmen wegen ihrer ESG-Politik teilweise stehen, könnte dazu führen, dass die globale Stabilität des Finanzsystems gefährdet wird, warnt eine renommierte US-Bankenexpertin.
Im US-Bundesstaat Texas steht die Schweizer Grossbank UBS auf einer schwarzen Liste, in der sie als Boykotteurin der heimischen Ölindustrie gebrandmarkt wird. Wie auch finews.ch berichtete, hat Glenn Hegar, der republikanische Finanzkontrolleur von Texas, zehn grosse Finanzanbieter auf diese Liste gesetzt. Er ist zum Schluss gekommen, dass jene Firmen mit ihrer nachhaltigen Anlagepolitik die Energieindustrie des Bundesstaats «boykottieren».
In Texas ist seit dem 1. September 2022 auch ein von der republikanischen Partei unterstütztes Gesetz in Kraft, das es staatlichen Stellen verbietet, Verträge mit Unternehmen abzuschliessen, die ihre Beziehungen zu Energiegeselleschaften mit CO2-Emissionen eingeschränkt haben. Jetzt regt sich in den Vereinigten Staaten Widerstand dagegen.
Womöglich zu lockere Kreditvergabe
Die neuen Gesetze in Texas und anderen US-Bundesstaaten, die Finanzunternehmen für den «Boykott» von Öl und Gas bestrafen, gefährden die globale Finanzstabilität, indem sie riskante Kredite an Energieunternehmen fördern, erklärte die ehemalige stellvertretende US-Finanzministerin Sarah Bloom Raskin gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig).
Grosse Banken würden sich gezwungen sehen, die Kreditvergabe an Energieunternehmen auf dem derzeitigen Niveau fortzusetzen, selbst wenn es gute Gründe für eine Reduzierung des Risikomanagements gäbe, warnte Raskin, die auch als Gouverneurin der US-Notenbank tätig war. Ihre Nominierung zur Rückkehr in die Fed als Leiterin der Bankenaufsicht wurde Anfang des Jahres von den Republikanern blockiert.
Untergrabung des Risikomanagements
Die derzeitige Kreditvergabe werde effektiv zu einer «Untergrenze» für künftige Kredite – aus Angst, Texas und andere konservative Staaten zu verärgern, zeigte sich Raskin besorgt. «Diese Gesetze sind im Wesentlichen erzwungene Gesetze zur Finanzierung fossiler Brennstoffe», sagte Raskin, die jetzt an der Duke University lehrt.
Zudem mahnte die Expertin: «Wir könnten eine Abkopplung des Underwritings vom Risikomanagement erleben». «Es werden Ecken und Kanten abgeschnitten, und wenn die Prüfer das nicht bemerken, kann dies zu einem Problem der finanziellen Stabilität werden.»
Ein Fall für die Aufsichtsbehörden
Die Bankaufsichtsbehörden der regionalen Fed-Banken, die Federal Deposit Insurance Corporation und das Office of the Comptroller of the Currency «müssen sich mit den möglichen Auswirkungen dieser Gesetze auseinandersetzen. Andernfalls könnte es passieren, dass die Banken ins Straucheln geraten», gibt Raskin zu Bedenken.