Von der designierten Europachefin der Credit Suisse zur rechten Hand von CEO Körner: Das dürfte so recht nach dem Gusto der ambitionierten irischen Bankmanagerin Francesca McDonagh sein. Auf ihrem letzten Posten hat sie sich auch einen Namen als Sparerin gemacht.
Kommenden Oktober hätte Francesca McDonagh bei der Credit Suisse (CS) als CEO der Region Europa, Nahost und Afrika beginnen sollen. Doch noch bevor die 47-jährige irische Staatsbürgerin zur zweitgrössten Schweizer Bank stossen kann, ist sie nun für höhere Weihen bestimmt worden.
Wie auch finews.ch am heutigen Montag berichtete, tritt McDonagh schon im September als operationelle Chefin (COO) des Instituts an – und als die rechte Hand von CEO Ulrich Körner, der vergangenen Juli für Vorgänger Thomas Gottstein eingewechselt worden ist.
Damit rückt die bisherige Chefin der Bank of Ireland dem Top-Posten bei einem weltweit tätigen Bankkonzern gleich ein gutes Stück näher. Das dürfte durchaus nach ihrem Gusto sein: Einem Bericht der örtlichen Zeitung «Irish Times» zufolge hatte man auf der Grünen Insel immer das Gefühl gehabt, die zupackende Managerin werde dem Institut nicht lange erhalten bleiben. Dass sie dort fast fünf Jahre lang blieb, sei dann die eigentliche Überraschung gewesen, zitiert das Blatt Weggefährten von McDonagh.
Hunderte Stellen gestrichen
Sinnigerweise gleicht die jetzige Stimmung bei der CS jener, welche die designierte COO im Jahr 2017 bei der Bank of Ireland vorgefunden hatte. Das Geldhaus war damals in einen Hypotheken-Skandal verwickelt und aus Zeiten der Finanzkrise beim Staat immer noch mit Milliarden von Euro verschuldet.
Von der britisch-chinesischen Konkurrentin HSBC her kommend, steuerte die Managerin die irische Bank auf Turnaround-Kurs. Dies, indem sie nicht zuletzt bei den Kosten anpackte: Um eine Eigenkapital-Rendite von mindestens 10 Prozent zu erreichen, reduzierte sie die Ausgaben innert fünf Jahren um rund ein Drittel. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurden dazu bei der Bank of Ireland auch 1’300 Jobs gestrichen.
Wenn es darum geht, ihre Ziele zu erreichen, ist McDonagh scheinbar eine ebenso knallharte Sparerin wie CS-Chef Körner, dem die angelsächsische Presse schon den Übernamen «Uli the Knive» verliehen hat. Wie die CS am Dienstag mitteilte, wird sich die neue operationelle Chefin auch um die «bankweite Effizienzsteigerung» kümmern. Ihr direkt unterstellt wird Michael Bonacker, der neu die Kostentransformation der Gruppe leiten soll.
Gute Zuhörerin
In London relativ bescheiden aufgewachsen und in der Universitätsstadt Oxford ausgebildet, wird McDonagh aber nicht als blosse «Kostensäge» beschrieben. Sie sei eine gute Zuhörerin, heisst es, und sie sei durchaus fähig, eigene Fehler einzugestehen und ihr Handeln entsprechend anzupassen. Bei Chefinnen und Chefs ist dies eine rare Eigenschaft.
Dies dürfte ihr bei der CS, wo sich die Lage zumindest in den vergangenen Monaten als höchst unberechenbar erwies, nun durchaus zum Vorteil gereichen. Wie bei der UBS Ralph Hamers gehört sie zudem zur neuen Generation von Bankmanagern und -managerinnen, die einen Sinn – einen «Purpose» – für ihre Unternehmung einfordern. Mit diesem Leitgedanken habe McDonagh auch die Belegschaft der Bank of Ireland zu inspirieren vermocht, heisst es.
Weicher gebettet
Entkräften muss die neue CS-Vizechefin hingegen den impliziten Vorwurf, der sie seit ihrer Nominierung bei der CS begleitet: Dass sie mit dem Wechsel dem Lohndeckel bei der Bank of Ireland entkommen wollte. Bei letzterem Institut konnte sie anfänglich nicht mehr als 500’000 Euro verdienen, vermochte jedoch während ihrer Amtszeit eine Sondergenehmigung für ein höheres Salär durchzudrücken.
Bei der CS, wo sie nun antritt, dürfte sie lohnmässig weicher gebettet sein: Im vom Wechseln geprägten «Annus horribilis» 2021 hatte die Bank insgesamt 38,57 Millionen Franken an 15 Geschäftsleitungs-Mitglieder überwiesen.