Mit Ulrich Körner bewegt sich der letzte UBS-Manager mit Vergangenheit bei der Credit Suisse offenbar Richtung Ausgang. Wie das jüngste Beispiel seines einstigen Finanzchefs zeigt, bedeutet der Untergang der Krisenbank aber keineswegs das Karrierenende für die damaligen Verantwortlichen.
Ende Monat geht nun auch das Stammhaus der Credit Suisse (CS) – die eigentliche Bank des untergegangenen Grossbanken-Konzerns – in der UBS auf. Am (gestrigen) Dienstag hat das neue Mutterhaus diesen Meilenstein bestätigt; mit dem Verschwinden der «Parent bank» wird nun deren noch-CEO, Ulrich Körner (Bild unten), definitiv überzählig bei der «neuen» UBS.
Wie auch finews.ch berichtete, befindet sich der deutsche und schweizerische Doppelbürger offenbar bereits Richtung Ausgang bei der grössten Schweizer Bank.
(Bild: CS)
Restrukturierer vermochte das Blatt nicht mehr zu wenden
Dabei ist Körner der einzige Exponent des CS-Management, der nach der Zwangsübernahme der CS im März 2023 den Sprung in die Geschäftsleitung der UBS um CEO Sergio Ermotti geschafft hatte. Alle anderen Mitglieder des «letzten Aufgebots» bei der Krisenbank blieben bei der Ernennungsrunde im Mai vor einem Jahr aussen vor.
Wie sich zeigt, sind diese Manager seither mehrheitlich weich gelandet. Jüngstes Beispiel ist Dixit Joshi, der eben ein Verwaltungsrats-Mandat beim auf Alternative Anlagen spezialisierten britischen Fondshaus Man Gruppe ergattert hat. Joshi war im Oktober 2022 als Nachfolger für den langjährigen CS-Finanzchef (CFO) David Mathers eingewechselt worden; letzterer hatte wie kaum ein anderer das «System Credit Suisse» repräsentiert.
Obwohl sich Joshi als Restrukturierer bei der Deutschen Bank einen Namen gemacht hatte, vermochte er das Blatt für die CS nicht mehr zu wenden – im vergangenen Juni kehrte er dann der kombinierten UBS den Rücken.
Auf weiteren Ehemaligen der CS getroffen
Zusammen mit dem indischstämmigen Manager waren im Herbst 2022 auch Francesca McDonagh (Bild unten) als operationelle Leiterin (COO) und Michael J. Rongetti als Interims-Leiter des Asset Management zur CS gestossen; Joshi und McDonagh bildeten dabei die Speerspitze der Truppe, die Körners Turnaround-Strategie für die CS hätte umsetzen sollen.
Markus Diethelm, seines Zeichens langjähriger Chefjurist der UBS, der dann im Sommer 2022 zur Krisenbank wechselte, um deren lange Liste an Rechtsrisiken zu sortieren, schied gemeinsam mit Joshi im Juni 2023 aus der UBS aus.
(Bild: Universal Investment)
Dies damals gemeinsam mit David Miller, dem Co-Leiter der Investmentbank, sowie dem Asien-Chef Edwin Low.
Ohne «Anschlusslösung» bei der kombinierten Grossbank fand sich auch McDonagh wieder. Die einstige Chefin der Bank of Ireland übernahm im vergangenen Januar jedoch den CEO-Posten beim deutschen Finanzdienstleister Universal Investment. Dort traf sie sinnigerweise auf einen anderen Ehemaligen der CS: David «Dave» Blumer, hierzulande auch bekannt als einstiger Investmentchef der Swiss Re in turbulenten Zeiten, amtet als Präsident von Universal Investment.
Nächster CEO bei Julius Bär?
Den Sprung in die UBS-Geschäftsleitung verpasste auch der hoch gelobte Private-Banking-Leiter Francesco De Ferrari (Bild unten); er durfte zwar dem mächtigen Wealth-Management-Leiter Iqbal Khan noch als Berater zur Seiten stehen. Ende vergangenen Jahres hat er die Bank jedoch diskret verlassen.
Seither machte er als Investor in das italienischen Unternehmen Novi Education von sich reden, das unter anderem mit dem Space Center Houston der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa zusammenarbeitet.
(Bild: CS)
Voll ausgelastet dürfte De Ferrari mit diesem Engagement aber nicht sein. Darum gilt er in Zürcher Finanzkreisen als Kandidat für den Chefposten bei der Julius Bär. Die Privatbank wird derzeit interimistisch von Nic Dreckmann geführt, nachdem der vormalige CEO Philipp Rickenbacher über das Debakel um das Pleite-Konglomerat Signa stolperte. Es wäre also möglich, dass nach McDonagh auch De Ferrari nach dem Untergang der CS noch zum Unternehmenschef aufsteigt.
Zusammenführung der Schweiz-Einheiten rückt heran
Derweil harrt der CS-Schweiz-Chef André Helfenstein (Bild unten) bei der UBS aus. Auch seine «Uhr» tickt aber: Wie nämlich die Grossbank am Dienstag ebenfalls in Aussicht stellte, erfolgt die Zusammenführung der Schweiz-Einheiten im dritten Quartal 2024. Als Chefin der kombinierten Sparte ist dabei die UBS-Managerin Sabine Keller-Busse gesetzt – entsprechend müsste sich auch Helfenstein nach einer neuen Berufung umsehen.
(Bild: finews.ch)
Vormaligen Mitgliedern «seiner» Geschäftsleitung ist das schon ganz gut gelungen. Serge Fehr etwa hat bei der Genfer Privatbank Lombard Odier im vergangenen August die Leitung des Schweizer Marktes übernommen. Dies, während der frühere Firmenkunden-Chef Andreas Gerber die Division Privat- und Firmenkunden bei der Liechtensteinischen Landesbank LLB leiten wird.
Klage von US-Hedgefonds
Für Körner, den glücklosen letzten Chef der CS, könnte die Zukunft mittelfristig auch einige Widrigkeiten bringen. So haben amerikanische Finanzinvestoren im vergangenen April in den USA eine Schadenersatzklage rund um abgeschriebene Pflichtwandelanleihen (AT1-Bonds) der CS eingereicht; Medienberichten zufolge zielen die Forderungen dabei nicht nur auf die CS-Rechtsnachfolgerin UBS, sondern auch auf Ex-Chef Körner und Axel Lehmann, den ehemaligen Präsidenten der Krisenbank.
Körner würde damit die Ausnahme zur Regel bilden, die hiesse: Auch nach dem Untergang der CS lebt es sich für deren früheres Management recht unbeschwert.