Auch in der Nachhaltigen Finanz wird zuweilen mit harten Bandagen gerungen, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Um die Verwaltung der staatlichen Entwicklungsfinanzierungs-Gesellschaft Sifem streiten Fondsfirmen vor Bundesgericht.

Es ist einzigartiges Verwaltungsmandat, dass der Bund vergangenen November neu ausgeschrieben hatte: Ein Portfolio von Impact- und Mikrofinanz-Investments im Umfang von mehr als 800 Millionen Franken, mit dem der Swiss Investment Fund for Emerging Markets (Sifem) die Armut in mehr als 70 Entwicklungs- und Schwellenländern bekämpft.

Der Verwaltungsauftrag, der viel Spezialwissen verlangt, ist zudem lukrativ. Für die Laufzeit vom September 2022 bis Ende 2027 (mit optionaler Verlängerung bis 2032) zahlt die vom Staatssekretariat für Wirtschafts (Seco) kontrollierte Sifem insgesamt mehr als 64 Millionen Franken.

Die Würfel sind noch nicht gefallen

Was Rang und Namen in der Impact-Szene hat, hat sich deshalb für das Mandat beworben, das seit dem Jahr 2011 die kleine Berner Vermögensverwalterin Obviam innehatte. Diese wurde gehört inzwischen zu Asteria Investment Managers, einer Impact-Fondstochter der schweizerisch-italienischen Finanzgruppe Reyl Intesa Sanpaolo.

Die Würfel schienen gefallen, als Sifem vergangenen Februar verkündete, dass die Zürcher Mikrofinanz-Spezialistin Responsability, eine Tochter des britischen Fondshauses M&G, die Ausschreibung für sich entschieden hatte.

Vorgängerin geht in die Verlängerung

Indes, am 31. August läuft das Mandat der Vorgängerin Obviam offiziell aus – und dennoch sieht es nicht danach aus, als könnte Responsability termingerecht Anfang September die Verwaltung des Sifem-Portfolios übernehmen. Denn: Mehrere Fondsfirmen haben vor Bundesgericht Beschwerde gegen die Vergabe eingereicht.

Dies bestätigt Jörg Frieden, der Präsident von Sifem, auf Anfrage. Frieden zufolge hat sich das Bundesgericht noch nicht zu den Beschwerden geäussert; es erlaubte Sifem aber immerhin, einen zeitlich begrenzten Vertrag mit Obviam abzuschliessen, um die Verwaltung bis Ende Februar zu führen.

Beschwerde eingereicht

Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, handelt es sich bei den Beschwerdeführern einerseits um die unterlegene  Asteria Investment Managers – und um die ebenfalls in Zürich domizilierte Impact-Fondsgesellschaft Blue Orchard. Diese geschäftet seit dem Jahr 2019 als Tochter des britischen Fondsriesen Schroders.

Weder Sifem, noch Responsability oder Blue Orchard wollten sich öffentlich zur Beschwerde und deren Inhalt äussern. Seitens von Reyl Intesa Sanpaolo heisst es knapp, Asteria und Obviam hätten den Entscheid des Sifem-Verwaltungsrats zur Kenntnis genommen und sich entschieden, dagegen Beschwerde einzureichen.

Ohne Sifem fehlt der Löwenanteil

Tatsächlich steht für  Asteria Investment Managers einiges auf dem Spiel. Als die von der bekannten Fondsspezialistin Katia Coudray geführte Reyl-Tochter Asteria Ende 2020 eine strategische Partnerschaft mit der Berner Firma Obviam einging, war klar, dass letztere im Wesentlichen das Vermögen von Sifem verwaltete.

Dazu hiess es beim Mutterhaus Reyl Intesa Sanpaolo: «Obviam verwaltet Fonds und individuelle Mandate für institutionelle und private Kunden. Asteria und Obviam verfolgen aktiv ihre Entwicklung und ihren strategischen Plan, der darauf abzielt, die Mobilisierung von Kapital zu beschleunigen, um den Übergang zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu erleichtern.»

Beim kleineren Mandat meldete sich zuerst niemand

Immerhin: Ein kleineres Mandat im Wert knapp 5 Millionen Franken konnte Sifem hingegen ungehindert vergeben. Aus Governance-Gründen lässt die Entwicklungsfinanzierungs-Gesellschaft des Bundes die Prüfung der Leistung der Portfolio-Manager künftig durch eine unabhängige Stelle sicherstellen.

Dieses Service-Management-Mandat wird die Firma Tameo ab 1. September ausüben; beim Unternehmen handelt es sich um ein Spinoff der Genfer Impact-Investment-Plattform Symbiotics. Sinnigerweise hat sich für das kleinere Mandat in der ordentlichen öffentlichen Ausschreibung niemand gemeldet – weshalb Sifem dieses freihändig vergeben hat.