Anhaltend hohe Kosten und mehr Personal haben die Bonus-Kürzungen im letzten Jahr zunichte gemacht. Die CS-Aktie leidet.

Die Credit Suisse mag nach der Publikation ihrer Ergebnisse 2010 in den Augen mancher Berichterstatter besser da stehen als die UBS. Tatsache ist, dass die CS gestern einen um 24 Prozent tieferen Gewinn von 5,1 (im Vorjahr: 6,7) Milliarden Franken auswies, und die Aktie im Tagesverlauf nicht weniger als 5,82 Prozent an Wert einbüsste.

CreditSuisse

Ein Blick auf die Kostenstruktur ist in diesem Zusammenhang höchst aufschlussreich. Die Credit Suisse kürzte 2010 zwar Löhne und Boni, doch sie stellte mehr Personal an. Unter dem Strich stiessen 2‘500 Personen neu zur Bank, was den Gesamtbestand auf 50‘100 Beschäftigte erhöhte. Diese Leute kamen nicht ganz gratis zur CS.

Halbierter Gewinn

Vor diesem Hintergrund konnte die Credit Suisse ihren Kompensationsaufwand insgesamt nur geringfügig um 2 Prozent auf 14,5 Milliarden Franken senken; im Vorjahr waren es 14,9 Milliarden Franken gewesen. Auch der Gesamtaufwand blieb vergleichsweise hoch. Er sank gerade einmal um 3 Prozent von 24,5 Milliarden Franken auf 23,9 Milliarden Franken.

Besonders gut sichtbar wird diese Problematik im Investmentbanking der Credit Suisse. Zwar konnte die CS auch in dieser Sparte die Kompensationskosten um 7 Prozent senken, doch gleichzeitig stellte sie 1‘300 zusätzliche Leute an, während die Erträge um 21 Prozent fielen, reduzierte sich der Aufwand nur um 4 Prozent – der Gewinn halbierte sich nahezu.

Anhaltend hohes Aufwand-/Ertragsverhältnis

Konkret: Die CS beschäftige Ende 2010 total 20‘700 Personen im Investmentbanking. Ein Jahr zuvor waren es noch 19‘400 gewesen. Der Vorsteuergewinn in dieser Sparte reduzierte sich um 48 Prozent auf 3,5 Milliarden Franken, und die Erträge fielen um 21 Prozent auf 16,2 Milliarden Franken.

So besehen erstaunt es denn auch nicht, dass die Credit Suisse eine anhaltend hohe Cost/income Ratio (Verhältnis von Aufwand zu Ertrag) ausweist. Sie belief sich im 4. Quartal 2010 auf 81,6 Prozent. Im 3. Quartal 2010 hatte sie sogar 88,4 Prozent betragen. Übers ganze Jahr gesehen betrug diese wichtige Kennzahl 78,1 (2009: 73) Prozent. Im Vergleich: Die UBS kam letztes Jahr auf eine Cost/income Ratio von 76,7 Prozent.

Umstrittener Geschäftsmix

Mit anderen Worten: Die Credit Suisse hat mit anhaltend hohen Kosten zu kämpfen, selbst wenn sie ihre Boni im vergangenen Jahr insgesamt um 25 Prozent gekürzt hat, wie CS-Finanzchef David Mathers gestern gegenüber Journalisten erklärte.

Zusätzlich fällt ins Gewicht, dass die CS nach wie vor stärker im Investmentbanking exponiert ist als in der stabileren und risikoloseren Vermögensverwaltung. Gut 16 Milliarden Franken betragen die Erträge im Investmentbanking bei einem Ergebnis vor Steuern von 3,5 Milliarden Franken, während im Private Banking der Nettoertrag 11,6 Milliarden Franken beträgt und unter dem Strich 3,4 Milliarden Franken resultieren.

Bäume wachsen nicht in den Himmel

Im Vergleich dazu ist die UBS noch stärker in der Vermögensverwaltung engagiert als die CS und verdient dort auch wesentlich mehr als im Investmentbanking.

An dieser Entwicklung wird sich bis auf weiteres wenig ändern. Die anhaltend hohe Ungewissheit an den Finanzmärkten, strengere Kapitalvorschriften, schrumpfende Margen und generell höhere regulatorische Auflagen dürften generell dafür sorgen, dass gerade im volatilen und kostenintensiven Investmentbanking die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Vor einem Paradigmenwechsel?

Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass UBS-CEO Oswald Grübel immer offenkundiger über die Zukunft des Investmentbanking räsoniert und mittlerweile sagt: «In fünf Jahren wird das Investmentbanking ganz anders aussehen als heute.»

Vielleicht nimmt er damit einen Paradigmenwechsel vorweg, der bis zu einer juristischen Abspaltung des Investmentbanking gehen könnte. So besehen ist die UBS derzeit vorausschauender unterwegs.