Ein Urgestein der Credit Suisse verlässt die Grossbank. Eine mögliche Begründung für den Abgang von Eric Varvel hat zuvor für Aufsehen gesorgt.
Nach drei Jahrzehnten bei der Credit Suisse (CS) ist Schluss: Eric Varvel, derzeit Präsident der Investmentbank und Chef der US-Rechtseinheit, verlässt das Unternehmen. Dies geht aus einer internen und von Bankchef Thomas Gottstein persönlich gezeichneten Botschaft hervor, die finews.ch vorliegt. Die Agentur «Reuters» berichtete zuerst über den Abgang.
Varvels Nachfolger als formeller Leiter des US-Geschäfts wird James Walker.
Keine offiziellen Gründe
Bereits Ende vergangene Woche machte ein Medienbericht über Varvels Abgang die Runde. Der bestens vernetzte US-Banker, der einst für die höchsten Weihen bei der CS gehandelt worden war, sei auf dem Sprung, berichtete auch finews.ch. Pikant war die kolportierte Begründung: Varvel habe eine Meinungsverschiedenheit mit dem Bankpräsidenten António Horta-Osório gehabt über dessen «Stil und Strategie».
Das Memo vom Montag nennt nun keine expliziten Gründe für den Abschied Varvels. CEO Gottstein zeigte sich voll des Lobes für den CS-Veteranen und lobte unter anderem dessen optimistische und gewinnende Art. Diese vermochte er auch im Kontakt mit Kunden zum Tragen bringen; Varvel wurden nicht zuletzt beste Beziehungen zu den Grossaktionären der CS in Nahost nachgesagt.
Nach Greensill-Debakel abgesetzt
Bis zum vergangenen Frühling war Varvel auch globaler Leiter des Fondsgeschäfts gewesen, wo er sich für die Greensill-Lieferkettenfonds einsetzte. Diese wurden 2017, ein Jahr nach seiner Ernennung, bei der Bank aufgelegt und verwalteten auf dem Höhepunkt mehr als 10 Milliarden Dollar an Vermögen.
Nach der forcierten Schliessung der Fonds vergangenen Frühling wurde Varvel als oberster Leiter des Asset Management abgesetzt. Er behielt aber seine anderen Funktionen.
Die Untersuchung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) zu den CS-Greensill-Fonds dauern an. Derweil überlegt man sich bei der Bank, ob man einen internen Bericht zum Debakel veröffentlichen soll. Wegen der Vorfälle um Greensill haben Investoren in den USA zudem Sammelklagen eingereicht.