Andrew Left, Gründer des amerikanischen Hedgefonds Citron Research, ist in Hongkong nun wieder willkommen. Dies, nachdem ihn seine frühe Kritik am chinesischen Immobilien-Riesen Evergrande dort zum Pariah werden liess.
Im Jahr 2012 veröffentlichte Andrew Left einen 57-seitigen Bericht. Das Papier hatte es in sich. Der im Lager der auf Abwärtswetten spezialisierten Finanzinvestoren bekannte Hedgefonds-Manager behauptete, dass die chinesische Immobilien-Entwicklerin Evergrande insolvent sei. Und obendrein eine «betrügerische, aggressive Buchhaltung» betreibe sowie bei der Liquidität «ernsthaft herausgefordert» sei.
Das trug ihm damals massiven Ärger ein. Obwohl Left mit seinem Hedgefonds Citron Research nach einem Aktienkurs-Rückgang von Evergrande 1,6 Millionen Dollar Gewinn machte, wurde er anschliessend von der Hongkonger Börsenaufsicht Securities and Futures Commission (SFC) wegen der Verbreitung falscher oder irreführender Informationen aus der Branche verbannt. In Hongkong ist das China-Unternehmen kotiert.
Vor Gericht erfolglos
Left stritt sich darauf mit den Aufsichtsbehörden vor Gericht. Doch nach einem siebenjährigen Zivilprozess, der ihn Millionen von Dollar an Anwaltskosten kostete, musste er erfolglos aufgeben.
Das Market Misconduct Tribunal – ein unabhängiges Gremium, das Fälle von Marktfehlverhalten wie Insiderhandel und Marktmanipulation untersucht – stellte damals fest, dass die «grosse Mehrheit der Hongkonger Marktanalysten die Aussichten von Evergrande positiv einschätzte». In dieser Runde wurde Left zum Pariah.
Das schwarze Mal
«Ich handelte mir das schwarze Mal ein, weil ich alles gesagt habe, was sich seither als wahr herausgestellt hat», sagte Left nun zum Branchenportal «Institutional Investor». Er fügte hinzu, dass er Beweise für landesweite Proteste habe – ein Thema, das Berichten zufolge in Festlandchina erneut aufgetaucht ist. «Das ist der Versuch Hongkongs, die Wahrheit zu unterdrücken. Sie wussten, dass es passieren würde, aber einen Leerverkäufer, der das ansprach, wollten sie nicht.»
Nun gibt die drohenden Zahlungsunfähigkeit des Immobilien-Riesen dem Kritiker endlich recht. Doch Left mag sich nicht recht darüber freuen. Gegenüber dem US-TV-Sender «CNBC» erklärte er, dass er noch nie in einer Situation gewesen sei, in der «man beglückwünscht wird und nichts davon hat».
Beängstigende Regulierung
Inzwischen gibt sich der Short-Seller beim Thema geradezu konstruktiv. Obwohl Left sagt, dass Evergrandes Aktien wertlos und die Bonität der Anleihen fragwürdig sind, glaubt er, dass sich die Krise nicht zu einem «Lehman-Moment» entwickeln wird.
«Die chinesischen Banken werden einen überschaubaren Schlag einstecken, und die Bevölkerung wird mit Hilfe der Regierung eine Landung erleben», sagte er. Allerdings ist er in Sachen China weit davon entfernt, beruhigt zu sein. «Ich denke, die Regulierung des Technologie-Sektors ist viel beängstigender als das hier.»