In Sachen Kohle und Klima belegten die beiden Schweizer Versicherer Swiss Re und Zurich bis anhin Spitzenplätze. Nun wurden sie vom Umwelt-Thron gestürzt, wenn es nach einem neuen Bericht geht.
Die Versicherungsbranche hat einen neuen Nachhaltigkeits-Champion. Es handelt sich um den französischen Versicherungskonzern Axa.
Zumindest, wenn es nach dem neuen Bericht «Insuring Our Future – 2020 Scorecard on Insurance, Fossil Fuels and Climate Change» geht, der nun von der NGO-Koalition «Insure Our Future» hergestellt wird, der ehemaligen internationale Anti-Kohle-Koalition «Unfriend Coal». Laut der Koalition sind Versicherungen aufgrund ihrer einzigartigen Position in der Lage, den nötigen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen und zu verstärken. Ihre Rolle sei diskret, aber wesentlich in der Entscheidung, welche Projekte umgesetzt und betrieben werden könnten. Ohne Versicherungen könne heute kein neues Kraftwerk finanziert oder betrieben werden.
Der ehemalige Spitzenreiter
Der Bericht bewertet 30 führende Versicherer hinsichtlich ihrer Richtlinien für Versicherungen und Investitionen in fossile Energien sowie bezüglich Klimavorreiterrolle. Und er zeigt auf, dass Swiss Re und Zurich, die im vergangenen Jahr den 1. und 2. Platz im Bereich «Versicherungen» belegten, von Axa überholt wurden.
finews.ch hat bereits 2018 über die Spitzenplätze der beiden Versicherer berichtet, auch damals landete Swiss Re auf dem ersten Platz. Dies, weil die Umwelt-Richtlinie des Unternehmens nicht nur Kohle, sondern auch Teersand und weitere extreme fossile Brennstoffe abdecke, neue wie bestehende Projekte betreffe und im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten sowohl die fakultative Rückversicherung als auch die Vertragsrückversicherung umfasse.
Die umfassendste Kohleausstiegspolitik
Nach der Verschärfung der Restriktionen im vergangenen Jahr erzielt nun aber eben die Axa die besten Ergebnisse im Rating, sie habe die umfassendste Kohleausstiegspolitik und sei zusammen mit Zurich der einzige Versicherer, der Unternehmen mit Expansionsplänen in Sachen Kohle nicht versichern wird. Allerdings versichere sie nach wie vor Teersandunternehmen und habe keine Massnahmen ergriffen, um die Öl- und Gasversicherung auf breiterer Basis auslaufen zu lassen.
Swiss Re liegt dicht dahinter. Sie hat ziemlich starke Einschränkungen für die fakultative Rückversicherung fossiler Brennstoffprojekte, zu denen auch das Auslaufen der kohlenstoffintensivsten Öl- und Gasunternehmen gehört, aber sie bietet weiterhin Vertragsversicherungen für fossile Brennstoffunternehmen an. Deshalb belegt sie neu den 2. Platz bei Versicherungstätigkeiten und rutscht in der Sparte «Fossil Fuel Divestment» von Platz 1 auf Platz 3 ab. In der Sparte «weitere Klima-Vorreiterrolle» belegt SwissRe Platz 10. Zurich belegt Platz 4 in der Sparte «Versicherungen» und Platz 3 bei den Sparten «Fossil Fuel Divestment» sowie «weitere Klima-Vorreiterrolle».
«Sowohl Swiss Re wie auch Zurich haben ein umfassendes Expertenwissen über die stetig wachsenden Klimarisiken und -auswirkungen und haben sich verpflichtet, ihre Investitionen und ihr Versicherungsgeschäft mit einer 1,5°C-Welt in Einklang zu bringen», sagt Asti Roesle, Klima- und Finanz-Campaignerin bei Greenpeace Schweiz.
Obwohl die beiden Unternehmen im globalen Ranking gut abschneiden, reichen ihre bisherigen Massnahmen dafür laut Roesle bei weitem nicht: «Nun braucht es dringend von beiden Versicherungen progressivere Schritte, um die Transition weg vom Öl- und Gassektor zu erreichen.»
Sustainability als zentraler Bestandteil der Strategie
Eine Anfrage zur Abstieg innerhalb der Tabelle zum wurde von beiden Unternehmen abschlägig beantwortet. Ein Sprecher von Zurich weist aber gegenüber finews.ch darauf hin, dass Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil der Strategie und auch eine treibende Kraft für den langfristigen Erfolg des Unternehmens sein solle.
Als Teil der oben erwähnten Verpflichtung für das 1,5°C-Ziel habe Zurich auch ihre Position zu einigen der kohlenstoffintensivsten fossilen Brennstoffe aktualisiert, darunter Kraftwerkskohle, Ölsand und Ölschiefer. Weiter sei der Versicherer Gründungsmitglied der UN Net-Zero Asset Owner Alliance.