5. Die Heilige Kuh der Boni schlachten
Lange beruhte im Banking das Vergütungssystem auf Individualismus und Meritokratie. Die Leistungen der Einzelnen wurden über eine Jahresperiode gemessen und entsprechend honoriert. Seit sich jedoch im Bankwesen Technologie und Finanz mehr und mehr verschmelzen, ist das System mit individuellen Boni nicht mehr zeitgemäss.
Algorithmen, Maschinen und Roboter haben in vielen Teilen der Bank den Menschen ersetzt. Es wird viel mehr in interdisziplinären Teams, Einheiten und Desks gearbeitet. Der Fokus auf den Jahreszyklus ist angesichts der langfristigen Transformation, welche Banken zu durchlaufen haben, zunehmend unpassend. In der Schweiz sind die Migros Bank und Raiffeisen mit der Abschaffung des alten Bonussystems vorangegangen. Hamers wird in der UBS diese Heilige Kuh schlachten müssen.
6. Walk the Talk
Das Entlöhnungssystem neu ausrichten, ist das eine. Dies jedoch auch glaubwürdig zu tun, ist eine andere Herausforderung. Denn: Hamers macht mit dem Wechsel zur UBS vermutlich einen Lohnsprung.
Für 2018 betrug sein Fixlohn bei ING 1,75 Millionen Euro. Auf den Bonus musste er verzichten, weil seine Bank eine hohe Busse wegen Mängeln in der Geldwäscherei-Bekämpfung zahlen musste. UBS-Chef Ermotti erhielt im selben Jahr rund zwei Millionen Franken in bar, sowie 11,3 Millionen Franken nach leistungsabhängigen Kriterien. Entsprechend musste sich der Niederländer in den vergangenen Monaten immer wieder Fragen nach seinem künftigen Salärpaket gefallen lassen.
Fällt dieses dereinst zu üppig aus, nimmt ihm das als «Lohnreformer» den Wind aus den Segeln. «Walk the Talk» wird von Hamers gefordert – Hamers soll das Wasser trinken, das er predigt – und nicht Wein.
Schon jetzt sind viele UBS-Banker verärgert über die fetten Pfründen des Top-Managements: In den Sparrunden der vergangenen Jahren hat sich zwischen der obersten Führungsriege und dem breiten Personal die Lohnschere sehr weit geöffnet.
7. Eine Bringschuld in der Digitalisierung
Bei der Grossbank ING hat sich Hamers einen Namen als zupackender Digitalisierer gemacht. Dies ist der Hauptgrund, warum UBS-Präsident Weber den Holländer in die Schweiz holte – das Private Banking muss Hamers hierzulande niemandem erklären. Entsprechend dürfte er in den nächsten Monaten in Zürich enger mit der operativen Chefin (COO) Sabine Keller-Busse zusammenarbeiten als mit dem Vermögensverwaltungs-Co-Leiter Iqbal Khan.
Bankintern rätselt man indes, welchen Bereich Hamers als ersten anpacken wird. Als Retailbanker wäre wohl das Schweizer Geschäft mit Privat- und Firmenkunden dafür prädestiniert, zumal die UBS dort viele digitale Initiativen am Laufen hat, sich in der Vergangenheit aber auch erheblich verzettelt hat.
Anknüpfungspunkte gäbe es jedoch auch im Investmentbanking, wo es an Blockchain-Lösungen zu tüfteln gilt, und last but not least doch auch in der Vermögensverwaltung. Da wünscht sich Divisions-Co-Chef Khan mehr maschinelle, sprich digitale Unterstützung für seine Kundenberater.
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