UBS-CEO Sergio Ermotti hat die Nachfolgeregelung wie erwartet in die Hand genommen. Ohne Eile, ohne Überraschungen. Offen ist nur, wann Iqbal Khan ihn beerbt, kommentiert finews.ch-Chefredaktor Peter Hody.

UBS-CEO Sergio Ermotti hat nun vollzogen, was der Verwaltungsrat und Aktionäre von ihm schon länger forderten: Er hat in der Konzernleitung Platz für seine potenziellen Nachfolger geschaffen und einen Kronprinzen bestimmt.

Der 59-Jährige hat dies auf die ihm eigene selbstbewusste Art gemacht, die man auch als Qualität und Statement auslegen kann: Ohne eine Angabe über den Zeitpunkt seines Rücktrittes oder das Wort Nachfolgeregelung in den Mund zu nehmen, unaufgeregt, ohne Überraschungen, dafür mit Stil.

Kritik perlte ab

Dass Iqbal Khan zur UBS stossen würde, hat sich seit über neun Monaten konkret abgezeichnet. Aber man liess sich die Zeit, eine Übergangsregelung mit ihm und der Credit Suisse zu finden und wartete mit seiner Ernennung, bis Khan und Ermotti aus den Sommerferien zurückgekehrt sind.

Die zunehmend kritischen Stimmen zu den nicht mehr zufriedenstellenden Ergebnissen der Bank und zur Aktienkursentwicklung und der verpassten Nachfolgeregelung liess Ermotti an sich abperlen. Die Gefahr, sein Chefpult frühzeitig räumen zu müssen, hat er abgewendet.

Alles spricht für Khan

Aufmerksamen Beobachtern dürfte aufgefallen sein, dass mit dem Revirement in der Konzernleitung COO Sabine Keller-Busse nun denselben Titel wie Ermotti trägt, bevor er im Jahr 2011 CEO der UBS wurde. Sie deshalb auch als Nachfolgerin des Tessiners zu sehen, ist wohl ein Fehlschluss. Keller-Busse hat den grossen Makel, weiterhin einen Konzernbereich ohne Verantwortung über Gewinnzahlen zu führen.

Gegen Suni Harford als kommende UBS-CEO spricht vor allem ihre Staatsangehörigkeit und mit Arbeitsort New York ihre bisherige grosse räumliche Distanz zum Epizentrum der Macht im grössten Vermögensverwalter der Welt.

Scheitern nur am Nimbus als Star-Banker

Ohne Zweifel: Khan wird sich als Co-Chef im Global Wealth Management beweisen müssen, bevor er als Ermottis Nachfolger bestätigt wird. Er wird mit Joe Stadler und Christine Novakovic auf starke Persönlichkeiten treffen, die ihren Machtanspruch innerhalb der UBS mehrfach demonstriert haben.

Gleichzeitig kann Khan eigentlich nur an seinem Nimbus als Star-Banker scheitern. Bessere Leistungen aus dem Wealth Management zu pressen als Martin Blessing dürfte ihm aber nicht allzu schwer fallen.

Der frühere Commerzbank-Chef Blessing wird als Missverständnis in die Geschichte der UBS eingehen. Er hat weder als Schweiz-Chef brilliert noch im Wealth Management Zählbares geleistet.

Ein Rücktritt, der eine Absetzung ist

Es spricht für Ermotti und hat Stil, dass dem 56-jährigen Blessing ein Rücktritt gewährt wird, wo es sich doch faktisch um eine Absetzung handelt. Gleiches gilt für Ulrich Körner – von Ermotti empathisch «Ueli» genannt – dessen Zeit im Asset Management spätestens mit der Nichterreichung seiner ambitionierten Ziele im vergangenen Jahr abgelaufen war.

Aber Ermotti liess Körner noch in Amt und Ehren, bis er mit der Doppelpersonalie Khan und Harford eine elegante Lösung für seine dringlichsten Probleme erarbeitet hatte.

Das Rücktrittsdatum selber bestimmen

Das grosse Fragezeichen bleibt: Wann wird Ermotti die Nachfolgeregelung direkt ansprechen und das Datum seinen Rücktritts nennen? Er hat den Kopf nochmals aus der Schlinge gezogen und sich Zeit verschafft. Er dürfte im Verwaltungsrat und im Aktionariat noch über so viel Rückhalt verfügen, dass er sein Rücktrittsdatum selber bestimmen kann.