Ex-UBS-Banker Jürg Zeltner hat mit der von ihm dirigierten KBL Grosses vor. Doch im Getriebe des Luxemburger Privatbanken-Konglomerats knirscht es.

Jürg Zeltner (Bild unten), der als Chef der UBS-Vermögensverwaltung Ende 2017 ausgeschieden ist, will es der Branche nochmals zeigen. Als neuer CEO der Luxemburger KBL hegt er grosse Ambitionen im europäischen Private Banking, nicht zuletzt in der Schweiz: Dieser Tage kündigte die Bankengruppe die Übernahme der Zürcher Bank am Bellevue an.

Mit der Ex-CS-Managerin Dagmar Kamber Borens an der Spitze wagt die KBL nun den Widereinstieg ins Geschäft mit reichen Schweizer Kunden.

Dereinst wie Pictet?

Zeltners Vision fürs Luxemburger Bankenkonglomerat, das den Herrschern des Emirats Katar gehört, geht aber weit über die kleine Schweiz hinaus. Recherchen von finews.ch zufolge will er aus der KBL eine partnergeführte Bank nach dem Vorbild der Genfer Privatbank Pictet machen; angedacht sind zudem ein neuer Markenauftritt im Jahr 2020 sowie weitere Übernahmen in der Vermögensverwaltung.

Mit den finanzstarken Kataris im Rücken zweifelt kaum jemand daran, dass Zeltner über die nötigen Ressourcen verfügt, um seine Vision zu realisieren. Hingegen könnte der zielstrebige Schweizer innerhalb der Gruppe auf Widerstände stossen: Wie sich nun zeigt, knarzt es im Getriebe des Privatbanken-Konglomerats.

Zeltner

Ein bunter Haufen

Schon vor der Übernahme-Ankündigung der Bank am Bellevue präsentierte sich die KBL nämlich als buntscheckiger Haufen. Das Netzwerk der Gruppe beruht auf nicht weniger als acht Unternehmen: Der Asset Manager Kredietrust Luxemburg, die belgische Vermögensverwalterin Puilaetco Dewaay und deren Ableger Puilaetco Dewaay Luxembourg, die niederländische respektive britische Privatbank Insinger Gilissen und Brown Shipley, sowie die KBL-eigenen Operationen in Luxemburg und Spanien.

Das Juwel dieses Netzwerks ist zweifellos die deutsche Merck Finck, mit Gründungsdatum 1870 und 16 Standorten eine der renommiertesten Privatbanken im nördlichen Nachbarland. Seit 1999 gehört das Institut der KBL, wird mit Matthias Schellenberg von einem Ex-UBS-Mann geleitet und hat in den letzten Jahren forsch expandiert.

Merck Finck mit Millionenverlust

Dem inzwischen publizierten Jahresbericht zufolge hat das bald 150-jährige Traditionshaus 2018 nun aber einen Rücksetzer erlitten. Dies berichtete auch das deutsche Portal «finanz-szene.de». Auf verwalteten Vermögen von 8,5 Milliarden Euro resultierte ein Verlust von mehr als 10 Millionen Euro; die wichtige Kosten-Ertrags-Rate (CIR) ist von 101 auf gefährliche 120 Prozent geklettert. Schweizer Privatbanken weisen bei dieser Kennzahl meist Werte zwischen 60 und 80 Prozent auf.

Bei der KBL sagte ein Sprecher dazu, das Ergebnis der deutschen Tochter sei von grossen Zukunftsinvestitionen und schwierigen Märkten belastet worden. «Aktuell befindet sich Merck Finck in einer umfassenden Transformation, die zusammen mit einem Ausbau an der Kundenfront zu mehr verwalteten Vermögen und Ertrag führen wird.»

Dennoch wird sich wohl Oberchef Zeltner noch intensiv mit der deutschen Privatbank befassen müssen – und nicht nur mit dieser.

Gewinn nurmehr ein Rinnsal