Die UBS-Oberen müssen sich seit geraumer Zeit einige Kritik gefallen lassen. In einer globalen Rangliste der besten Investmentbanken spielt die Schweizer Grossbank jedoch ganz vorne mit. Wie das?
Das erste Quartal 2019 war für die Investmentbank das härteste seit vielen Jahren, wie auch UBS-Chef Sergio Ermotti an einer kürzlichen Branchenkonferenz einräumte.
Im Vergleich zur internationalen Konkurrenz ist die grösste Schweizer Bank jedoch gut für dieses widrige Umfeld gerüstet. Das zumindest behauptet Kian Abouhossein, Analyst bei J.P. Morgan in einer neuen Studie. Die Experten der US-Grossbank stellten in einer «Hackordnung» globaler Investmentbanken lediglich noch Goldman Sachs vor die UBS.
Das beste Geschäftsmodell
Obwohl die UBS im Bericht kurioserweise als Investmentbank klassifiziert wird, loben die Autoren in erster Linie den Fokus auf die Vermögensverwaltung. UBS habe erstens «das beste Geschäftsmodell im Wealth Management» und zweitens eine «fokussierte» Investmentbank, heisst es.
Letztere bringt Ermottis Bank im aktuellen Umfeld in eine bessere Position als die heimische Konkurrentin Credit Suisse. Die CS ist in der unteren Hälfte des Tableau verortet, erhält aber Lob für ihr Management um CEO Tidjane Thiam.
«Wir schätzen das Management unter CEO Thiam hoch ein, weil es im Private Banking und im Schweizer Retail-Geschäft für stetiges Wachstum gesorgt und gleichzeitig die Kostenziele übertroffen hat», schreiben die Analysten.
Fragezeichen Investmentbank
Die anhaltend enttäuschende Performance der Investmentbank hinterfragen die Autoren allerdings deutlich. Ihren Schätzungen zufolge macht die Credit Suisse im Aktienhandel Verlust – allerdings bereitet Abouhossein und seinen Kollegen das Geschäft mit Festverzinslichen noch mehr Sorgen.
Die Credit Suisse verlasse sich für einen zu grossen Teil ihres Gewinns auf dieses, heisst es. Das Geschäft befinde sich auf dem Höhepunkt im aktuellen Wirtschaftszyklus.
Drohende Milliardenbussen
Gegenüber der erstplatzierten Goldman Sachs – der Investmentbank schlechthin, auch wenn sich die Amerikaner immer näher zum Privatkunden hinbewegen – scheinen vor allem die Rechtsrisiken der UBS ins Gewicht zu fallen.
Die Schweizer Marktführerin erlitt in Frankreich im Februar einen Rückschlag vor Gericht, ausserdem gehört sie zu jenen Banken, die sich mit den US-Behörden im Streitfall um den Verkauf von verbrieften Ramschhypotheken geeinigt haben. Beides könnte die Aktionäre Milliarden von Franken respektive Dollar kosten.
Im Widerspruch zur Binsenwahrheit
Bemerkenswert ist derweil, dass die Schweizer Bank in der Hackordnung vor Morgan Stanley liegt. Diese Klassierung liegt im Widerspruch zur Binsenweisheit, wonach die Banken in den USA ihre europäische Konkurrenz auf breiter Front abgehängt haben.
Von der UBS abgesehen sind es aber doch die angelsächsischen Institute, die dominieren. Die britische Barclays landete auf Platz vier, noch vor der Credit Suisse. Dahinter finden sich vier Banken aus Kontinentaleuropa. Das Schlusslicht trägt die Deutsche Bank, hinter den beiden französischen Grossbanken BNP Paribas und Société Générale.