Damit deutet einiges daraufhin, dass die VP Bank in heikle «fiduciary loans» involviert war. Diese wurden von den Eignern russischer Banken in den 1990er- und Nullerjahren praktiziert und galten damals noch als juristischer Graubereich.

Gerade bei Bankrotten gaben diese Geschäfte dann aber viel zu reden – und Bankenpleiten plagten Russland zeitweise wie eine Epidemie. Allein 2014 wurden dort nicht weniger als 86 Banken geschlossen.

Keine Rückstellungen gebildet

Den Klägern gelang es seither, Russland als Gerichtsstandort in den beiden Verfahren festzusetzen. Und nicht nur das. In dem einen Fall verpflichtete das Appellationsgericht die VP Bank in der Schweiz im Mai 2017 zur Zahlung von rund 10 Millionen Dollar.

Da die VP-Bank-Gruppe die Richtigkeit dieser Entscheidung bestreitet, trat sie nicht auf die Forderung ein, und traf Massnahmen «zum Schutz der eigenen Interessen». Der Bankkonzern hat keine Rückstellung für die Verfahren in Russland gebildet.

Im Halbjahresbericht 2018 hielt die VP Bank dann zu jenem Verfahren fest: «Der Gerichtsvollzieher hat am 7. Juni 2018 das Enforcement-Verfahren gegen das Representative Office in Moskau eröffnet.» Fünf Monate später schloss die nämliche Repräsentanz ihre Tore. Gibt es wirklich keinen Zusammenhang zu den Verfahren?

Bundesanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Bürochef

Klar ist: Mit der Schliessung des Moskauer Büros ist dessen bewegte Geschichte um ein Kapitel reicher. Vergangenen März schrieb die Schweizer «Handelszeitung», der Moskau-Chef der Zürcher Privatbank Julius Bär sei mutmasslich in Rüstungdeals in Russland verwickelt – und dass die Schweizer Bundesanwaltschaft in der Sache ermittle. Seither hat sich das Institut vom Banker getrennt.

Der Ex-Bürochef von Julius Bär ist in Liechtenstein kein Unbekannter. Er leitete zeitweilig das nun geschlossene Büro in Moskau und geriet dort schon in die Schlagzeilen. In Blogs wurde berichtet, ein russischer Geschäftspartner des Bankers sei wegen Betrug ins Gefängnis gewandert. Zur Frage, ob die Verbindung zu den beiden russischen Pleitebanken ebenfalls auf dessen Ära zurückgehen, heisst es im Fürstentum lapidar, die Person habe die VP Bank 2012 verlassen.