Steigende Gesundheitskosten, gepaart mit einer höheren Lebenserwartung: Private und ihre Bankberater müssen dies in ihrer Finanzplanung zunehmend berücksichtigen. Ein US-Fintech tut genau das.

Nach der Pensionierung leben Privatkunden vom angesparten Vermögen und der Anlagerendite. Wie hoch wird ihr Jahresbudget sein, und für wie viele Jahre lässt sich dieses hochrechnen? Eine Unbekannte in der Finanzplanung ist beispielsweise die Lebenserwartung und eine weitere die Gesundheitsausgaben, welche das Jahresbudget verzerren können.

In der Regel steigen die Gesundheitsausgaben mit zunehmendem Alter. Im Schweizer Gesundheits-System tun sie das gar mit jedem Jahr – in den vergangenen Jahren gar im zweistelligen Prozentbereich.

Ein Fintech sammelt Gesundheitsdaten

In den USA sind die Entwicklungen ähnlich, weshalb sich Finanzplaner und Kundenberater zunehmend mit dem Thema beschäftigen. Der Asset Manager Vanguard hat berechnet, dass die Gesundheitsausgaben im Alter ab 65 Jahren deutlich über 10 Prozent eines individuellen Budgets ausmachen.

Ein in Chicago ansässiges Fintech namens Genivity ist nun mit BMO Wealth Management, einer Tochter der amerikanischen BMO Harris Bank, eine Partnerschaft eingegangen. Dies berichtete die US-Finanzseite «Financial Planning». Das Fintech liefert Gesundheits- und Krankendaten von Kunden, die in einen intelligenten Algorithmus gefüttert werden.

Eine der grössten Sorgen der Kunden

Das Ergebnis ist nicht nur ein detaillierter Finanzplan bezüglich der Auswirkungen der Gesundheitsausgaben des Kunden. Der Algorithmus unternimmt auch Projektionen zur gesundheitliche Entwicklung des Kunden.

«Wir wissen, dass Gesundheitskosten eine der grössten Sorgen unserer Kunden sind und müssen für alle Eventualitäten vorsorgen», sagte Purva Sule von BMO Wealth Managers. Der Algorithmus von Genitivity liefere wertvolle und präzise Kostenprognosen, welche der Kundenberater in die Vermögensplanung einfliessen lassen könne. Genivity sammelt unter anderem Daten über Rauch- , Ess- und Trinkgewohnheiten, körperliche Fitness sowie über die medizinische Historie innerhalb der Familie.

Wenig Probleme, an die Daten heranzukommen

Die BMO-Kunden sind scheinbar recht offen, ihre Krankengeschichten transparent zu machen und Genivity zu überlassen. Die Gesundheit des Kunden und seiner Familie sei ein integraler Bestandteil einer Vermögensplanung, sagte Graham Thomas von Genivity.

In den USA haben Banken und Wealth Manager längst damit begonnen, Gesundheit- und Krankenversicherungsberatung anzubieten. Der Broker Raymond James etwa ist vergangenes Jahr eine Partnerschaft mit dem Krankenversicherer HPOne eingegangen. Der Broker erhält Zugang zu Beratungs-Knowhow und führt dem Krankenversicherer im Gegenzug neue Kunden zu.

Experten sehen für Finanzberater im Bereich Gesundheit und Kosten erhebliches Potenzial. Denn ihre Kunden werden von Ärzten und der Medizinalbranche alleine gelassen, wenn es um die finanziellen Aspekte ihrer Gesundheit geht.