Der Chef der Credit Suisse Tidjane Thiam sieht sich als Antipode zu Arsene Wenger, dem Trainer von Arsenal London. Was Banking mit Fussball zu tun hat, erklärte Thiam auch.
Als Tidjane Thiam als frisch gebackener CEO der Credit Suisse (CS) im Jahr 2015 in die Schweiz kam, erwies er sich rasch als redegewandter Manager, der der Schweizer Öffentlichkeit mit einfachen Leitsätzen und Metaphern seine Managementprinzipien erklärte. «Nur als Team erringt man einen Sieg», war so ein Ausspruch. Oder: «Wer hastet, zahlt früher oder später den Preis dafür.»
Seine Vorliebe für Vergleiche zum Sport hat Thiam nicht abgelegt. Diese Woche verstieg sich der CS-Chef an einer Konferenz in London gar dazu, sich mit dem langjährigen Trainer des Londoner Fussball-Clubs Arsenal Arsene Wenger zu vergleichen.
«Ich bin der Anti-Wenger»
Der Vergleich fiel klar zu ungunsten Wengers aus. Angesprochen auf seine Philosophie als Investor sagte Thiam gemäss «Business Insider»: «Ich würde mich als paranoider Optimist bezeichnen. Oder einfacher gesagt: Ich bin der Anti-Wenger für die, welche sich im Fussball auskennen.»
Was der CS-CEO meinte: Während er bei aller Risikobereitschaft immer mit potenziellen Rückschlägen rechnet und sich entsprechend aufstellt, ist der Arsenal-Trainer bloss ein Optimist ohne Plan B, der sich durch Rückschläge verwirren lässt.
Thiam erklärt Fussball
Nun muss man wissen, dass Thiam ein Arsenal-Fan mit Saisonkarte ist und Wenger als Trainer des Clubs aus Nordlondon schon seit längerem eine Durststrecke hat. «Er glaubt ständig, dass sich Spiele mit unerfahrenen 19-jährigen Mittelfeldspielern gewinnen lassen – ohne Verteidiger und ohne Stürmer», ereiferte sich Thiam weiter.
Thiam erzählte zudem, wie er Wenger einst den Fussball erklärt hat. «Ich sagte zu ihm, im Fussball muss man mehr Tore erzielen als man bekommt.» Eine Mannschaft ohne gute Verteidigung, erhalte pro Spiel ein bis zwei Tore. Also könne man nur gewinnen, wenn man jeweils mehr als zwei Tore schiesse.
Er war sehr verärgert
«Wie oft schiesst eine Mannschaft mehr als zwei Tore pro Spiel in einer Saison? Nicht oft genug, um die Meisterschaft zu gewinnen», beantwortete Thiam seine Frage gleich selber.
Er habe bei dieser Gelegenheit im Jahr 2009 Wenger gesagt, er werde die Meisterschaft nicht mehr gewinnen.
«Das hat ihn sehr verärgert. Wir haben nun das Jahr 2018 – also neun Jahre später – und meine Vorhersage stimmt immer noch.» Was Wenger damals mehr geärgert hat, Thiams Prognose oder dessen Lektion in Fussball, ist nicht bekannt.
Wichtig: Gute Verteidigung
Nach seinem Ausflug auf den grünen Rasen und erteilten Ratschlägen an Wenger, der in seiner Karriere mehr als ein Dutzend Titel gewonnen hat, wandte sich Thiam wieder dem Banking und der Wirtschaft zu.
Er sei sehr optimistisch, sagte er mit Blick auf die Weltwirtschaft. Natürlich es gebe Probleme, in Syrien, Nordkorea und mit dem Populismus in Europa. «Langfristig sehe ich die Entwicklung aber sehr positiv – aber man braucht weiterhin eine gute Verteidigung.»