Durch die aktuelle Börsensituation bietet sich die Gelegenheit, mit der bestehenden Kundschaft verstärkt ins Gespräch zu kommen. Zudem ist es uns seit Jahresbeginn gelungen, viele Neukunden zu gewinnen. Im Bereich der Immobilien-Finanzierung ist hingegen eine Beruhigung in Gange. Viele der sehr teuren Liegenschaften werden nicht mehr verkauft.
Als Hoffnungsträgerin gilt der Bereich Executives und Entrepreneurs, in dem Ihr Bereich mit dem Schweizer Retail- und Firmenkundengeschäft zusammenspannt. Zurecht?
Mit der Auszahlung von Pensionsgeldern entstehen neue Vermögen. Zudem ergeben sich mit dem Verkauf von Firmen auf der Private-Banking-Seite neue Möglichkeiten. Natürlich stürzt sich die ganze Industrie auf diese Themen.
Was passiert?
Ich bin der Meinung, man kann hier nur erfolgreich agieren kann, wenn Firmenkunden-Geschäft und Vermögensverwaltung eng zusammenarbeiten.
«Ich bin kein Freund von geschlechtsspezifischen Produkten»
Das gelingt uns gut. Der Bereich Executives und Entrepreneurs hat sich bezüglich Neugeld als einer der Treiber in der Schweiz erwiesen.
UBS, die Unternehmerbank?
Uns hilft der Universalbanken-Ansatz: Retail-, Firmenkunden- und Private Banker sitzen intern zusammen – und gehen teils gemeinsam zu den Kunden.
Ebenfalls hofft die UBS im Rahmen des Programms Unique auf mehr Vermögen von Schweizer Frauen. Das klingt ein wenig bemüht, finden Sie nicht?
Ich bin kein Freund von geschlechtsspezifischen Produkten. Die sind meiner Meinung nach nicht nötig. Aber es gibt Themen wie die Vorsorge, wo wir die Frauen anders ansprechen möchten. Vor zwanzig Jahren sprachen wir bei Bankgeschäften mit dem Unternehmer – heute reden seine Frau und seine Familie mit, ganz abgesehen von den vielen Managerinnen in Toppositionen.
Der UBS-Banker, der Paarberater?
Wir müssen den Beratungsansatz ändern. Das verlangt aber viel Schulung. Und wir müssen mehr Beraterinnen einstellen.
Wie? Gebildete junge Frauen finden Banking unsexy, heisst es.
Wenn sich die Industrie gegenseitig die erfahrenen Beraterinnen abwirbt, ist wenig gewonnen.
«80-Prozent-Pensen sind für die Betreuung vermögender Kunden kein Problem»
Wir setzen früh an mit der Rekrutierung und arbeiten dazu eng mit dem Privatkunden-Geschäft zusammen. Zudem muss man Teilzeitmodelle anbieten können: 80-Prozent-Pensen sind aus meiner Sicht für die Betreuung vermögender Kunden kein Problem.
UBS-Präsident Axel Weber will mittelfristig ein Drittel der Leitungspositionen weiblich besetzen. Aber sehr weit sind Sie damit nicht im Wealth Management Switzerland, oder?
Da muss ich mich jetzt ein wenig wehren. In der Führung meines Bereichs sitzen vier Frauen. Wichtig ist wie gesagt, dass wir Mitarbeiterinnen früh ausbilden, fördern und ihnen schrittweise mehr Verantwortung übertragen. Es ist dieser Weg, der am Ende ins Management führt.
Indes, CEO Sergio Ermotti sieht bei der UBS bis in zehn Jahren 30 Prozent der Stellen wegfallen. Dürfen Sie da überhaupt noch in grossem Umfang rekrutieren?
Es ist unser erklärtes Ziel, die Franchise zu vergrössern. Mit der Digitalisierung und Automatisierung wächst der Beraterbestand künftig aber nicht mehr so schnell wie der Kundenstamm, weil wir die Arbeit an der Front effizienter gestalten können.
Welche Beraterprofile sind denn gesucht?
Weil wir zunehmend unter dem Schlagwort «Total Wealth» operieren, sind Leute mit Zusatzausbildungen etwa in der Finanzplanung sehr interessant. Heute reicht es nicht mehr, jede Aktie zu kennen.
«Sie können nicht nur Millennials einstellen»
Zudem sind Firmenkunden-Banker gesucht, welche die Unternehmer kennen.
Eigentlich hätte ich jetzt erwartet, dass Sie nach Millennials Ausschau halten...