Die Tessiner Privatbank BSI gibt es nicht mehr, doch ihre Geschäfte geben bis heute zu reden. So ein besonders skurriler Fall von Geldwäsche in Mailand.

Letzten Dezember hat die Privatbank EFG International die Integration der Tessiner Konkurrentin BSI definitiv abgeschlossen. Doch wenn sich die EFG-Manager erhofften, dass es endlich still wird um das Institut, werden sie nun aufs Neue enttäuscht.

Das Tessiner Nachrichtenportal «Ticinonline» machte am Freitag einen Fall öffentlich, der die kantonalen Behörden beschäftigt. Mittendrin befindet sich ein ehemaliger BSI-Kader: Ihm und einem Komplizen wird vorgeworfen, mutmasslich Millionen von Euro für italienische Kunden weiss gewaschen zu haben.

Szenen wie in «Breaking Bad»

Ist den Tessiner Behörden zu glauben, standen die beiden an der Spitze eines weit verzweigten Geldwäscherei-Netzwerks. Bereits letzten November wurde sie festgenommen und nach zwei Tagen Untersuchungshaft auf freien Fuss gesetzt, da offenbar keine Verdunkelungsgefahr besteht.

Die Methoden der mutmasslichen Geldwäscher muten dabei recht skurril an und passen damit besser zu einer Fernsehserie wie «Breaking Bad» als zum Werk von Profis. So bunkerten die Verdächtigen dem Bericht zufolge das Schwarzgeld erst bündelweise in einer Wohnung in Mailand, um es anschliessend über die Schweizer Grenze zu bringen und auf Bankkonti im Tessin zu verteilen.

Die Vorgänge gehen auf die Zeit vor 2015 zurück und wurden offenbar im Zuge einer internen Untersuchung bei der Bank aufgedeckt. Anfang 2015 hatten Italien und die Schweiz ein Steuerabkommen geschlossen, das es italienischen Steuerpflichtigen mit einem Konto in der Schweiz erlaubt, ohne höhere Bussen am italienischen Selbstanzeige-Programm teilzunehmen.

Die Finma zog den Stecker

Damals befand sich die BSI noch in den Händen der brasilianischen Bank BTG Pactual. Entsprechend weist die BSI-Käuferin EFG jegliche Verantwortung weit von sich.

Doch die Altlasten des Tessiner Hauses wirken hartnäckig nach. Im Mai 2016 zog die Eidgenössische Finanzmarkaufsicht (Finma) die BSI faktisch aus dem Verkehr; dies wegen der Verwicklung der Bank in den Korruptions-Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB.

Ein Strafverfahren der Bundesanwaltschaft in der Sache ist hängig. Ausserdem untersuchen ausländische Behörden die Rolle des Tessiner Instituts im Fall 1MDB.

Festnahme im Petrobras-Skandal

Die Bundesanwaltschaft ist auch federführend in der Aufklärung des Petrobras-Skandals in Brasilien. Wie letzten Dezember bekannt wurde, taucht auch dort die BSI prominent auf. Die brasilianische Polizei nahm damals einen Ex-Angestellten der Bank am Flughafen von Sao Paulo fest. Ihm wird ebenfalls Geldwäsche vorgeworfen.

Kurz: Auch nach der Verschmelzung erweist sich die BSI für die EFG als wahres «Schreckmümpfeli».