Obschon mit Bernhard Hodler ein neuer CEO die Bank Julius Bär leitet, hat ein gehöriges Machtgerangel eingesetzt. Verschiedene Anwärter bringen sich in Stellung. finews.ch nennt acht Namen.
Eiskalt hat Boris Collardi den Verwaltungsrat – aber auch die gesamte Belegschaft – mit seinem abrupten Abgang bei Julius Bär erwischt. Damit offenbart sich, dass es der Verwaltungsrat versäumt hat, für diesen «Notfall» frühzeitig ein wirkungsvolles Szenario zu entwickeln.
Die traditionsreiche Banke steht nun etwas orientierungslos da, zumal der eingesetzte Nachfolger, Bernhard Hodler (Bild unten), weder mittel- noch langfristig die Idealbesetzung sein kann. Der 57-jährige und bisherige Risikomanager bringt kaum ausreichend das Rüstzeug mit, um eine international so breit agierende Privatbank auf Dauer zu führen. Eher amtet er als Übergangslösung, wie es in der Branche heisst.
So verwundert es kaum, dass bereits ein gehöriges Machtgerangel eingesetzt hat, um dereinst die operative Führung eines der renommiertesten Finanzinstitute der Schweiz übernehmen. Kandidaten gibt es viele. Die entscheidende Frage ist eher: Ist der künftige CEO jemand, der bestrebt sein wird, die Unabhängigkeit der Bank zu wahren? Oder wird es ein Chef sein, der darauf hinarbeitet, das Unternehmen in die Arme einer Grossbank zu überführen? Bei dieser Frage wird die weitere Entwicklung des Aktienpreises eine ganz wichtige Rolle spielen.
Doch wer könnten die vielversprechendsten Kandidaten für den operativen Top-Job bei Julius Bär sein? finews.ch zog bereits Anfang dieses Jahres einen Abgang Collardis in Betracht und nannte damals potenzielle Anwärter für die «Thronfolge». Nun ist die Redaktion nochmals über die Bücher gegangen und hat acht Namen zusammengetragen, für die in der einen oder anderen Weise etwas spricht.
1. Walter Berchtold
Chefambitionen hegte er schon lange und wäre auch gerne CEO der Credit Suisse (CS) geworden. Doch so weit kam es nicht. Den begehrten Job schnappte ihm Brady Dougan weg; später versuchte es der bald 56-jährige Walter «Wädi» Berchtold nochmals und avancierte tatsächlich zum CEO der Falcon Private Bank. Doch die Freude währte nur kurz. Berchtold erhielt nicht die erwünschte Unterstützung von den Grossaktionären aus Abu Dhabi und zog die Konsequenzen.
So wäre er nun wieder offen für einen Job an der Spitze einer Bank; als früherer Leiter im Private Banking der CS kann man ihm mangelndes Fachwissen nicht absprechen, und mit seiner gewinnenden Art ist ihm bei Julius Bär auch zuzutrauen, integrativ zu wirken. Ob er aber allerdings der richtige Mann ist, um als Galionsfigur für das Banking von morgen zu wirken, müsste er noch beweisen.
2. Gian Rossi
Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Gian Rossi für Julius Bär, er ist ein enger Vertrauter von Boris Collardi, nicht nur aus gemeinsamen Credit-Suisse- und im besonderen Singapur-Zeiten, sondern weil der 47-jährige Banker und leidenschaftliche Golfer seinem bisherigen Chef stets den Rücken stärkte, wenn Not am Mann war – zuletzt, als Rossi für den ausscheidenden Barend Fruithof einsprang und die Verantwortung für das Schweiz-Geschäft übernahm.
Rossi verfügt zweifelsohne über eine Hausmacht, er kennt das Geschäft und geniesst in der Branche einen ausgezeichneten Ruf. Fachlich ein Top-Kandidat. Mit Rossi würde Julius Bär allerdings nicht mehr die bisweilen etwas dick aufgetragene Portion Glamour vorauseilen, die mit Collardi immer wieder ins Spiel kam. Das könnte auch ein Vorteil sein.
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