Ebenfalls hinter den Kulissen wird bei Genfer Privatbanken entschieden. Anders als bei Julius Bär, wo Collardi rasch und zuweilen sprunghaft entschied, sind bei Pictet Sololäufe verpönt. «Wenn keine Einstimmigkeit herrscht, dann wird der Beschluss lieber vertagt», berichtet ein Kenner der Abläufe.
Das passt zu einem Gremium, das die fleischgewordene Beständigkeit ist. Im über 210 Jahren zählte Pictet nur 42 Teilhaber. Die durchschnittliche Amtsdauer liegt bei 21 Jahren.
21 Jahre stillhalten?
Die Rollen sind in der aktuellen Pictet-Spitze klar verteilt: Senior Partner Nicolas Pictet ist mit 62 Jahren der «primus inter pares». Renaud de Planta und Laurent Ramsey machen als Präsident und als CEO des Pictet-Fondsarms einen hervorragenden Job. Private-Banking Co-Leiter Rémy Best, Marc Pictet (Asset Services und IT) sowie Bertrand Demole (Alternative Anlagen) sind in ihren Bereichen ebenfalls etabliert.
Auf einen raschen Aufstieg ist in dieser Konstellation nicht zu denken – und es stellt sich die Frage, wie der quirlige Collardi die nächsten 21 Jahre über die Runden bringt.
Vorerst scheint dies den Ex-Bär-Banker nicht zu schrecken. Sonst hätte sich Collardi wohl nicht für viel Geld als Teilhaber eingekauft: Wie es im Umfeld von Pictet heisst, kann dies bei einer Bilanz von rund 2,6 Milliarden Franken mehrere Hundert Millionen Franken kosten. Vermittels der so genannten Kooptations-Lösung schiesst die Bank die Summe vor, welche die meisten Privatvermögen bei Weitem übersteigt.
Risiko USA
Danach steht der Teilhaber zusammen mit der Bank im Risiko – allerdings seit der Umwandlung von Pictet in eine Aktiengesellschaft Anfang 2014 nur noch mit seinem Anteil am Eigenkapital, und nicht mehr mit dem Gesamtvermögen.
Während Collardi noch seine Einkaufssumme abzahlt, könnte ein solches Risiko Realität werden. Pictet zählt nämlich zu den so genannten Kategorie-1-Banken, gegen welche die amerikanischen Behörden eine Strafuntersuchung eingeleitet haben. Eine Einigung mit den USA – inklusive Millionen-Zahlung – wird in den nächsten Monaten erwartet.
Immerhin: Jene Gefahr kennt Collardi schon. Als Chef von Julius Bär hat er den Amerikanern Anfang letzten Jahres gut 547 Millionen Dollar überwiesen, um den Steuerstreit beizulegen.
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