Die Schweizer Grossbank UBS nahm den Mitarbeitenden teils schon vor Jahren das Pult weg. Nun zieht die amerikanische Beratungsfirma Boston Consulting Group nach – und setzt noch einen drauf.
Die Boston Consulting Group (BCG) in New York wird ein neues Hauptquartier im Hudson-Yards-Tower beziehen – und gleichzeitig ein neues Arbeitsplatz-Konzept einführen, wie das amerikanische Branchenportal «Crain’s» berichtete.
Auf rund 18'000 Quadratmetern, verteilt auf sechs Etagen, werden rund 600 Mitarbeitende arbeiten. Das Neue daran: Für die Angestellten gibt es kein fixes Pult, kein Desktop oder Telefon mehr. Stattdessen entscheiden sie jeden Tag neu, wo sie arbeiten wollen.
Die UBS als Vorreiterin
BCG hat die Räumlichkeiten nach unterschiedlichen Designs gestalten lassen und die Büros mit zahlreichen technologischen Gadgets ausgestattet. Damit hat BCG das Rad allerdings nicht neu erfunden. Ein ähnliches Arbeitsplatzkonzept hat die Schweizer Grossbank UBS bereits 2010 in Zürich Altstetten eingeführt. Seit kurzem wird dieses auch am brandneuen Londoner Standort umgesetzt, wie auch finews.ch berichtete.
Doch dabei bleibt es bei BCG nicht. Als besondere architektonische Neuerungen gelten die fensterlosen Büros für die 105 Partner, die – wenn verfügbar – auch dem Rest der Belegschaft zur Verfügung stehen. Damit wolle man persönliche Gegenstände am Arbeitsplatz auf ein absolutes Minimum reduzieren, hiess es weiter.
Der «Grosse Bruder» schaut zu
Und das ist immer noch nicht alles: BCG hat in einem Pilotversuch ausgewählte Mitarbeiter mit biometrischen Sensoren ausgestattet. Gemessen wird beispielsweise die Häufigkeit des Austauschs, und mit wem und wo die Unterhaltung stattgefunden hat.
Dafür gibt es als Zückerchen für alle Mitarbeitenden gratis Mittagessen. Doch die Freigebigkeit hat ihre Grenzen. Ein Fitnessstudio wurde nicht eingeplant, obwohl dies laut Bericht viele BCG-Mitarbeitende wünschten. Dafür sei der benötigte Fläche schlicht zu teuer, hiess es. Stattdessen liess BCG einen Crosstrainer und ein Laufband aufstellen – für ein kurzes Workout.
Produktivitätssteigerung im Blick
Doch wozu das Ganze? Das neue Arbeitsplatzkonzept macht den Tag für Mitarbeitende weniger vorhersehbar. Dies wiederum soll die Produktivität der Mitarbeiter fördern, so die Begründung.
Und um zu messen, ob dem tatsächlich so ist, hat BCG den Datenspezialist Humanyze engagiert, ein von Absolventen der amerikanischen Tech-Uni MIT gegründetes Startup. Humanyze wertet die Daten aus den biometrischen Sensoren aus.
Was ist der Pudels Kern?
Noch handelt es sich um eine Fallstudie. Doch für Ross Love, Managing Partner Verantwortlicher für den neuen BCG-Standort in New York, stellen die gesammelten Daten ein Kernprodukt für alle BCG-Berater dar, wie es weiter hiess. Was das konkret und in Zukunft für die BCG-Belegschaft bedeutet, wird sich zeigen.
Fest steht: Die technologische Überwachung der Mitarbeitenden hat im Zuge diverser Wirtschafts-Skandale deutlich zugenommen, nicht zuletzt auch bei den Grossbanken UBS und Credit Suisse. Zusätzlich werden biometrische Analyseverfahren im Anstellungs-Verfahren eingesetzt, wie auch finews.ch verschiedentlich berichtete.