Die «Personalie Bonacker» überrascht auf Anhieb. Denn der künftige Strategiechef der UBS ist vor allem eins: Investmentbanker. Für eine auf Vermögensverwaltung fokussierte Bank mutet das komisch an.
Der 49-jährige Michael Bonacker gilt in der Branche nicht eben als zurückhaltender Charakter. Ehemalige Mitarbeiter attestieren ihm «ein sehr gesundes Ego», wie das deutsche «Handelsblatt» einst berichtete.
Er habe von Beginn weg in seiner Karriere stets die höchsten Positionen anvisiert – so beim internationalen Beratungsunternehmen McKinsey, wo zur selben Zeit auch UBS-Schweiz-Chef Martin Blessing arbeitete, wie auch bei der Deutschen Bank, wo er es bis zum Managing Director schaffte.
Der Sprung in die Konzernleitung blieb Bonacker, der sich in seiner Freizeit dem Klavierspiel widmet, bislang aber meistens verwehrt – obwohl ihm dies verschiedentlich in Aussicht gestellt worden war.
Vor dem Ziel ausgebremst
Womöglich hätte er es bei der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers geschafft. Denn von 2005 bis 2009 arbeitete er sich zum Leiter Investmentbanking für den deutschsprachigen Raum hoch. Dann ging die Bank im September 2008 im Sog der Finanzkrise als wohl prominentestes Opfer bekanntlich bankrott.
Im September 2009 folgte Bonacker dem Ruf des damaligen Commerzbank-Chefs Martin Blessing und wurde Strategiechef bei der vom deutschen Staat geretteten Commerzbank. Der Investmentbanker machte offenbar einen guten Job. Als rechte Hand Blessings schaffte er das Kunststück, mit zwei grossen Kapitalerhöhungen den Löwenanteil der Staatshilfen zurückzuzahlen. In die Konzernleitung schaffte er es dennoch nicht.
Mitte 2014 verliess er die Bank, um sich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen, wie es damals hiess. Blessing verabschiedete ihn mit den Worten. «Michael Bonacker hat der Bank in wirklich nicht einfachen Zeiten mit seinem umfassenden Kapitalmarkt-Know-how, gepaart mit einem strategisch-unternehmerischen Blick, zurück in die Normalität verholfen.»
Differenzen mit Philippe Oddo
Doch bei seinem neuen Arbeitgeber, der deutsch-französischen BHF-Bank, war ihm das Glück nicht hold. Der damalige Verwaltungsratspräsident Leonhard «Lenny» Fischer holte ihn im Juli 2015 und versprach ihm einen Sitz in der Konzernleitung. An das Versprechen hielt sich auch Philippe Oddo von der gleichnamigen Finanzgruppe, welche die BHF-Bank übernahm.
Doch kurz darauf verliess Bonacker überraschend das Unternehmen. Offiziell wegen unterschiedlicher Auffassungen mit Oddo über die Strategie der Bank, hiess es. Insidern zufolge befürchtete Oddo, vom selbstbewussten Bonacker verdrängt zu werden.
Im zweiten Glied
Nun wird HSG-Absolvent Bonacker bereits ab kommendem Montag die Strategie der Schweizer Grossbank weiter ausarbeiten, wie auch finews.ch (heute Freitag) berichtete. Eine UBS-Sprecherin bestätigte entsprechende Informationen.
Wer genau Bonacker nach Zürich holte, ist unklar. In Finanzkreisen geht man davon aus, dass neben Blessing auch UBS-Präsident Axel Weber die Finger im Spiel hatte. Fest steht: Mit Bonacker, Blessing und Weber sitzt nun ein eingespieltes deutsches Trio an zentralen Schaltstellen der Schweizer Grossbank.
Doch auch bei der UBS muss sich Bonacker vorerst in der zweiten Reihe einordnen. Er sitzt nicht in der Konzernleitung, sondern rapportiert an Kirt Gardner, oberster Finanzchef der UBS. Bleibt abzuwarten, ob die Bank den ambitionierten Bonacker früher oder später doch noch auf die Teppichetage hievt.