Im Wahlkampf ums US-Präsidentenamt hat sich das Finanz-Establishment hinter Hillary Clinton geschart. Doch nun zeigt sich, dass Donald Trump vor allem für die Grossbanken ein Segen sein könnte.
Als am 9. November Donald Trump als Sieger feststand, spielten die Finanzmärkte verrückt. In einer ersten Reaktion sackten die Börsen ab – nicht zuletzt die Aktien der Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) zählten zu den Verlierern. Doch wenige Stunden später setzten dieselben Titel zu einer eindrücklichen Erholung an.
Die aktuelle Rally der Bankenaktien muss auch im Zusammenhang mit der bisherigen Kursentwicklung im laufenden Jahr gesehen werden. Gleichzeitig lassen erste Aussagen und Pläne Trumps vermuten, dass die Banken in seiner Legislatur profitieren dürften.
1. Die Händler lieben Trump
Nach dem Brexit sorgte auch die überraschende Wahl Trumps zum neuen US-Präsidenten für starke Verwerfungen an den Finanzmärkten. Zuerst sackten die Börsen ab, um wenige Stunden danach teils auf neue Rekordhöhen zu klettern.
Dies ist für Investoren zwar ärgerlich, aber für Anbieter von Finanzprodukten wahrlich ein Freudentag. Denn in den letzten Monaten hatten die Händler kaum Arbeit, so gross war die Risikoaversion der Anleger. Dank Trump haben die Handelsabteilungen nun wieder alle Hände voll zu tun: Die Volumen fielen gar höher aus als am Brexit-Tag. Gut möglich, dass die Banken in der Handelssparte aufs Jahresende hin ein passables Resultat hinlegen.
2. Weniger Regulierungen
Besonders freuen sich die Wall-Street-Banken über Trumps Ansage, er werde den Dodd-Frank Act wiederrufen. Der Gesetzeskoloss wurde vor sechs Jahren von den Demokraten als Reaktion auf die Finanzkrise verabschiedet. Trump macht das Gesetz aber für die schleppende Erholung der Wirtschaft nach der Krise verantwortlich – es gehöre deshalb abgeschafft.
Weiter geht in der Bankbranche die Meinung um, dass der designierte Präsident Trump bezüglich Bussen gegen Banken weniger hart vorgehen will als dies die Vorgängerregierung vormachte.
Dies sind insbesondere für Banken, wie CS, UBS oder Deutsche Bank hoffnungsvolle Signale. Denn jenen Finanzinstituten drohen Milliardenbussen wegen heikler Handlungen im Geschäft mit hypothekenbesicherten Wertpapieren (RMBS).
3. Banker im Team
In die Regierung Trumps dürften es auch ehemalige Wall-Street-Banker schaffen und so ihren Einfluss auf ein bankenfreundliches Umfeld geltend machen.
So wird der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Steven Mnuchin als heisser Anwärter für den Finanzminister-Posten gehandelt. Als künftiger Handelsminister wird überdies Lew Eisenberg ins Spiel gebracht. Auch er war einst ein «Goldmann» und ist heute als Berater für die bekannte Investmentfirma KKR tätig.
4. Neue Schulden als Treibstoff
Donald Trump hat sich schon im Wahlkampf explizit für ein Infrastruktur-Programm ausgesprochen und wollte dafür sogar mehr als das Doppelte der 275 Milliarden Dollar ausgeben, die Hillary Clinton ihrerseits versprochen hatte. In seiner Siegesrede am letzten Mittwoch wiederholte der frischgebackene Präsident das Versprechen nochmals – die Infrastruktur der USA werde die «beste der Welt» sein.
Ein mit Schulden finanziertes Infrastruktur-Programm könnte nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Geschäft der Grossbanken vorantreiben. Ein gewaltiges Volumen an neuen Staatsanleihen würde so neu an den Markt und in die Handelsräume der Geldhäuser gelangen. Gleichzeitig dürfte deren Expertise bei der Finanzierung der Mammut-Projekte und der Suche nach Investoren gefragt sein.
5. Steuersenkungen mit dreifachem Potenzial
Gemäss Trump dürfen nicht nur viele amerikanische Arbeitnehmer hoffen, künftig keine Einkommenssteuern mehr zu bezahlen. Drastische Steuersenkungen versprach der frisch Gewählte auch der Privatwirtschaft – so sollen die Unternehmenssteuern von derzeit 35 auf 15 Prozent gesenkt werden. Auch wenn Trump versprochen hat, vor allem die Mittelschicht entlasten zu wollen, dürften gerade die Reichen in den USA massiv von Senkungen profitieren.
Das alles macht den US-Standort auch für Schweizer Banken attraktiv. Nicht nur sinkt ihre eigene Steuerlast vor Ort. Ihre Investmentbank-Abteilungen könnten von Zukäufen ausländischer Firmen in den USA profitieren, während den Privatbanken ein grösser Volumen an Vermögen zur Verfügung steht. Dies dürfte den Run von hiesigen Vermögensverwalter in Richtung Staaten noch beschleunigen.
6. Beisshemmung wegen zu enger Verbandelung?
Präsidentschafts-Kandidatin Hillary Clinton ist ihre (zu) grosse Nähe zur Wall Street in den Wahlen wohl mit zum Verhängnis geworden. Doch Trump ist infolge seiner Karriere als Immobilien-Mogul ebenfalls aufs engste mit den Banken verbandelt, wie das deutsche «Manager Magazin» berichtete. Rund 364 Millionen Dollar etwa lieh ihm die Deutsche Bank als Darlehen, damit er sich ein ein Golf-Resort in Florida, einen Hotelkomplex in Chicago und einen in Washington leisten konnte.
Nun muss sich zeigen, ob sich solche Bindungen auch eine gewisse «Beisshemmung» gegenüber dem Banking nach sich ziehen.