Der CS-Chef hat eine unkonventionelle Idee, um die schlingernde Grossbank sicherer zu machen – er will Risiken an die Investoren auslagern. Dumm nur, dass Tidjane Thiams Ansinnen auf wenig Begeisterung stösst.
Der Wurf war in bester Tradition für die in Sachen Finanzarithmetik noch nie verlegene Credit Suisse (CS): Wie auch finews.ch berichtete, plante die zweitgrösste Schweizer Bank, die Folgen operationeller Risiken wie betrügerische Machenschaften von Händlern oder Attacken von Cyber-Kriminellen an die Märkte auszulagern.
Konkret ging es dem Institut darum, sich gegen operationelle Verluste in der Höhe von bis zu 4,2 Milliarden Franken abzusichern, wie letzten April kolportiert wurde. Die Risiken sollten via eine Anleihe an die Investoren verkauft werden – ähnlich wie bei Katastrophen-Bonds (Cat Bonds).
Joker sticht nicht
Mit Cat Bonds sichert sich die Assekuranz gegen Grossrisiken wie Wirbelstürme oder Erdbeben ab. Kommt es zu einem «Jahrhundertschaden» müssen die Obligationäre diesen übernehmen. Für das Risiko werden sie mit einen attraktiven Zins entschädigt. CS-CEO Tidjane Thiam kennt den Mechanismus aus seiner «Stammbranche»: er leitete zuletzt den britischen Versicherer Prudential.
Doch wie nun die Agentur «Bloomberg» berichtet, stiess der raffinierte «Risiko-Joker» aus der Küche des CS-Chefs offenbar nur bedingt auf Anklang. Die Mitte Mai emittierte Bond-Tranche habe ein Volumen von rund 220 Millionen Franken aufgewiesen. Potenzielle Käufer hätten beim Deal wegen der nur schwer kalkulierbaren Risiken aber gepasst, wie es weiter hiess.
Gefährliches Signal
Laut dem Bericht hatte die CS ursprünglich gehofft, Anleihen im Gegenwert von rund 630 Millionen Franken zu verkaufen. Dies in Zusammenarbeit mit dem grössten Schweizer Versicherer Zurich, der gemäss Medienberichten eine Police über 700 Millionen Franken ausstellen und 10 Prozent der Risiken aufs eigene Buch nehmen wollte.
Damit sende die Credit Suisse am Ende selber ein gefährliches Signal aus, urteilte finews.ch über das Vorhaben im letzten April. Institutionelle Investoren wie Pensionskassen sind nun offenbar zu einem ähnlichen Schluss gekommen.
Keiner so mutig wie Thiam
Laut «Bloomberg» hätten gerade Grossinvestoren ihre liebe Mühe damit gehabt, den Kauf von Risiken zu rechtfertigen, welche die CS selber nicht auf sich nehmen will. Technische Überlegungen wie die wohl hohe Korrelation der Bonds mit den CS-Aktien hätten die Profianleger ebenfalls abegschreckt, wie es weiter hiess.
Für CS-Chef Thiam mag die laue Nachfrage nach seinem Joker einen Dämpfer bedeuten. Gleichzeitig darf der Top-Banker dies auch ins Positive umdeuten: Mutiger als er selber ist offensichtlich so schnell keiner am Kapitalmarkt.