Der Uhrenkonzern Swatch lancierte mit viel Pomp eine Bezahlfunktion für seine Smartwatch. Allerdings muss Chef Nick Hayek bald mit mächtiger Konkurrenz im Heimmarkt rechnen.
Schon letzten November hatte Swatch den Einstieg ins Geschäft mit dem kontaktlosen Bezahlen angekündigt: Den Trägern der Smartwatch Bellamy des Bieler Uhrenbauers sollte es künftig möglich sein, ihre Einkäufe bequem übers Handgelenk zu tätigen.
Kürzlich wurden nun die Details über den Vorstoss von Swatch-Chef Nick Hayek in die Fintech-Sphäre bekannt: Die Smartwatch Bellamy (Bild unten) ab Juni hierzulande in den Handel. In ihrer Bezahlfunktion wird die Uhr dabei vorgängig mit Geld «geladen» und verfügt über NFC-Technologie für die Verbindung zu den Bezahl-Terminals. Zahlungen werden so automatisch abgebucht.
Finanz-Partnerin der mit einigem Medienrummel gestarteten Bellamy ist die Tessiner Cornèr Bank.
Apple im Visier
Als Hauptkonkurrent hatte Swatch dabei wohl stets die Apple Watch des amerikanischen IT-Riesen im Visier. Seit dessen Smartwatches in der Schweiz erhältlich sind, erleiden die hiesigen Uhrenproduzenten sichtbare Umsatzeinbussen.
Doch wie sich zeigt, gibt es noch einen anderen Gegner als Apple – und der verfügt zumindest in der Schweiz über gewaltige Muskeln. Es ist der Telekom-Riese Swisscom.
Das dem so ist, liegt nicht unmittelbar auf der Hand. Zwar hat Swisscom vor einigen Tagen ebenfalls eine Smartwatch lanciert. Unter dem etwas holprigen Slogan «Freiheit am Arm» kombiniert der blaue Riese eine Samsung-Uhr (Bild unten) mit seiner eSIM-Applikation.
Wetter und Musik statt Franken
Mit der App können Nutzer laut Swisscom über die Uhr Musik hören, Termine und News überprüfen, die Wettervorhersage abrufen, Fitness-Daten checken, Nachrichten versenden oder telefonieren.
Vom Bezahlen ist bei eSIM allerdings keine Rede. Noch.
Denn unglücklicherweise ist die Bezahl-App Paymit, die von der Börsenbetreiberin SIX, der Zürcher Kantonalbank und der UBS entwickelt wurde und die neben Swisscom inzwischen zahlreiche Banken übernommen haben, nicht kompatibel mit eSIM. Denn Paymit benötigt optische Verifikation (QR-Codes) zur Abwicklung von Transaktionen. Das kann die Swisscom-Smartwatch nicht leisten.
Alles hängt an der Fusion
Doch wie es im Umfeld des Telekom-Riesen heisst, ist damit noch nicht aller Tage Abend. Denn die Smartwatch ist Bluetooth-fähig – was sie im Grundsatz kompatibel für Twint macht, die andere wichtige Bezahl-App in der Schweiz. Würden die Technologien von Twint und Paymit zusammengeführt, könnte eSIM als Konkurrenzangebot zu anderen Smartwatch-Bezahlangeboten positioniert werden.
Und genau diese Fusion streben die Betreiber der beiden Applikationen an. Wie auch finews.ch berichtete, soll der Zusammenschluss gar unmittelbar bevorstehen. Kommt es dazu, fände eine Allianz aus sämtlichen Schweizer Grossbanken, zahlreicher Regionalbanken, Swisscom, SIX und dem Retailer Coop zusammen.
Warten auf den Riesen aus Cupertino
Genug Marktmacht also, um sämtliche Konkurrenten der eigenen Smartwatch aus dem Feld zu schlagen. Wenigstens auf Zeit.
Denn bekanntermassen hat Apple das Patent für eine Bezahl-App in der Schweiz schon angemeldet. Dessen Apple Watch war von Anfang an mit einem NFC-Chip ausgerüstet und kann daher als Zahlungsgerät eingesetzt werden. Wenn es der Riese aus Cupertino denn will.