Iranische Investoren und die Genfer Banque Reyl werben um Gelder aus der Schweiz – vor vollen Rängen. Auf einen Vermerk zu den Risiken verzichten sie trotzdem nicht.

«Hissen Sie die EU-Flagge nicht im Iran»: So titelte jüngst eine ganzseitige Anzeige der Organisation «United Against Nuclear Iran» in der «NZZ». Die wirtschaftlichen Risiken im Geschäft mit Iran seien zu gross, wurde in dicken Lettern gewarnt.

RPirouz 160Um Geschäfte zu machen, dazu reist Rouzbeh Pirouz (Bild links) derzeit durch die Schweiz. Der Iraner mit Studium in Oxford und Harvard und «Young Global Leader» am WEF in Davos tut das als Präsident von Turquoise Partners – und sekundiert von der Banque Reyl. Wie auch finews.ch berichtete, gingen das Genfer Geldhaus in Familienbesitz und Turquoise letzten Januar eine Partnerschaft ein.

Turquoise, hinter der iranische Geschäftsleute stehen, ist nach eigenen Angaben einer führenden Finanzdienstleister im Iran. Das Joint-Venture arbeitet von Dubai aus und ist seither nicht untätig gewesen.

Schweizer Investoren stehen Schlange

In Genf und Zürich präsentieren die Partner ihren neuen Iran Opportunity Partners Fonds, der mittels Privatmarktplatzierungen im Iran investieren soll. Das Vehikel ist in Malta domiziliert und verfügt damit über eine Vertriebszulassung in der ganzen EU. Reyl fungiert als Depotbank und übernimmt Marketing-Leistungen. Pirouz’ Equipe ist für die Investitionen des Fonds zuständig.

Bis im Sommer wollen Reyl und Turquoise dazu 200 Millionen Dollar bei Investoren abgeholt haben, Ende Jahr soll der Fonds dann geschlossen werden. Laut Pirouz sind bereits handfeste Zusagen gemacht worden.

Tatsächlich referierte der Turquoise-Präsident in Genf und Zürich vor vollen Rängen, wie er im Gespräch mit finews.ch berichtet. Das Interesse von Privatinvestoren, Family Offices und Banken sei hierzulande gross, berichtet er von seinen Erfahrungen. In der Schweiz ist der Iran-Fonds aber nur professionellen Investoren zugänglich.

Erwachtes Interesse der Grossbanken

Auch grosse Player setzen sich in Bewegung, wie Pirouz wissen will. Ihm zufolge überarbeiten die UBS und die Credit Suisse (CS) derzeit ihre Prozesse, um auf die veränderte Situation im Gottesstaat reagieren zu können. Wie finews.ch exklusiv berichtete, hatten die beiden Grossbanken letzten Februar die Delegation von Bundespräsident Johann N. Schneider-Ammann nach Teheran begleitet.

Das fieberhafte Interesse ist durch das Nuklearabkommen (JCPOA) begründet, in dessen Zug letzten Januar einschneidende Sanktionen seitens der EU gegen den Iran aufgehoben wurden. Seither liefern sich europäische Regierungen, Wirtschaft und Finanz ein Rennen auf das, was sie als einen der letzten noch unberührten «Frontier»-Märkte der Welt erkennen.

Laut den Schätzungen von Turquoise soll der Wegfall der Sanktionen zu einem Wachstumsschub im Land der Mullahs führen, während das dortige Finanzwesen durch die Wiedereingleiderung in das Swift-Zahlungssystem gewaltige Geldflüsse anziehen könne.

Keine neue Eiszeit?

Um von diesem Wachstum zu proftieren, investierte Turquoise vorab in Firmen aus dem Konsumgüter-, Pharma- und Telekomsektor. Dabei versucht der Fonds stets, eine Mehrheit zu übernehmen. Dies in der Hoffnung, dass westliche Firmen im Iran bald auf Einkauf gehen. Der Schweizer Nahrungsmittel-Gigant Nestlé etwa ist schon im Gottesstaat unterwegs.

Das Risiko einer neuerlichen Eiszeit zwischen dem Westen und Iran spielt Pirouz – wie andere Iran-Investoren – herunter. Sorgen bereiten insbesondere die USA, wo zahlreiche Sanktionen weiterhin gelten und Präsidentschafts-Kandidaten gerne antiiranische Parolen schwingen.

Einen «Backlash» sehe er aber nicht, beteuert Pirouz.

Doch sicher ist sicher: Unter gar keine Umständen, steht im Disclaimer sämtlicher Fondsbroschüren, dürfen die Produkte an Investoren mit US-Bezug verkauft werden.