Im Jahr 2014 hat finews.ch die Glarner Kantonalbank zur digitalsten Bank der Schweiz bestimmt. Seither hat die Fintech-Welle die Schweiz voll erfasst. Haben andere Institute die Glarner bereits überholt?
Die Antwort auf diese Frage gleich vorweg: Nein. Die Glarner Kantonalbank (GLKB) ist nach dem Verdikt von finews.ch nach wie vor die digitalste Bank der Schweiz.
Im Vergleich zu anderen Instituten mit physischer Präsenz in der Schweiz ist sie es noch immer – und zwar mit grossem Vorsprung. Auf den Fersen sind ihr die Bank Vontobel sowie die Kantonalbanken beider Basel. Dahinter klafft bereits eine Lücke.
Zumindest strategisch aufgeholt
Als auf dieser Website die GLKB 2014 zur digitalsten Bank der Schweiz erkoren wurde, brauchte es keine Methodik, um dies zu ermitteln. Die GLKB war die erste Staatsbank, die eine digitale Strategie definiert hatte und diese auch mit einem Online-Angebot umsetzte.
Inzwischen haben bezüglich Strategie zahlreiche Institute aufgeholt und sind teilweise mit digitalen Angeboten am Markt, die über Online- und mobiles Banking für den Zahlungsverkehr hinaus gehen.
Drei Fragestellungen
finews.ch erstellte sein Urteil auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen und nach drei Fragestellungen:
1. Hat die Bank eine digitale Strategie und wirkt sich diese bereits im Geschäftsmodell aus?
2. Wie ist die Bank bezüglich Digitalisierung organisiert, und repräsentiert sich dies in ihrem Organigramm?
3. Hat die Bank ein digitales Angebot, worin besteht es – und welche Möglichkeiten sind für einen digitalen Kundenkontakt vorhanden?
Die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse sind hier nicht berücksichtigt wie auch reine Online-Banken wie die Swissquote. Untersucht wurden Banken, welche physischen Kundenkontakt pflegen und sich über Ankündigungen oder bereits vorhandene Angebote im digitalen Banking bereits hervorgetan haben.
Grosser Vorsprung
Die Siegerbank GLKB sticht in allen drei Fragestellungen ihre Mitkonkurrentinnen aus. Ihre Strategie ist klar darauf ausgelegt und auch so kommuniziert, vermehrt Kunden auf die digitalen Vertriebskanäle zu lotsen. Der Onlinevertrieb ist mit Marcel Stauch in der Geschäftsleitung vertreten. Mit Ivan Büchi hat die Bank einen Leiter Digital Office. Ralf Luchsinger ist ein ausgezeichneter Chief Information Officer. CEO Hanspeter Rhyner (im Bild) verkörpert den digitalen Spirit der Bank selber.
Seit 2014 hat die GLKB ihr Online-Angebot weiter ausgebaut. Der «Investomat», ein Robo-Advisor, ist das herausragende Beispiel einer innovativen Umsetzung.
Für die Kundenkommunikation führte sie zwei Messaging-Systeme ein. Die GLKB hat in einigen Bereichen bereits umgesetzt, woran andere Banken noch arbeiten. Sie verdient im Online-Kanal Geld und will weiter investieren.
Auf dem Weg zur digitalen Beraterbank
Keine andere Bank ist so konsequent. Die Basler Kantonalbank hat eine digitale Strategie zwar verankert: Sie will eine Beraterbank mit digitaler Dimension werden, also ein flächendeckendes digitales Leistungsangebot aufbauen. Zudem plant sie virtuelle Filialen.
Das effektive digitale Angebot beschränkt sich – abgesehen vom standardmässigen E-Banking und Online-Trading – aber noch auf den Online-Vertrieb von Hypothekarkrediten sowie die mobile Bezahllösung Twint.
Crowdfunding und -lending
Die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB) hat mit Kaspar Schweizer ein Geschäftsleitungsmitglied fürs Directbanking. Doch Statements für eine digitale Strategie sind nicht festgehalten. Immerhin: Die BLKB hat mit einer Crowdfunding- und einer Crowdlending-Plattform ein digitales Angebot. Und sie bietet ihren Kunden digitale Kommunikationskanäle.
Die Bank Vontobel ist strategisch völlig anders aufgestellt als Kantonalbanken. Doch mit ihrer Plattform für Strukturierte Produkte deritrade hat sie einen digitalen Grundpfeiler in ihrem Geschäftsmodell eingeschlagen, der rund ein Drittel zum Gesamtertrag beisteuert.
Digitale Führerschaft
Kürzlich hat Vontobel die Multi-Issuer-Plattform mit einer Art Robo-Advisor ergänzt. Gerhard Meier, der die Plattform managt, hat ein kleines Team von digitalen Innovatoren um sich geschart.
Der selbst formulierte Anspruch ist, die Führerschaft der Plattform auszubauen und diese digital weiterzuentwickeln. Auch im Wealth Management verfügt Vontobel mit einer App für Kunden ein digitales Angebot.
Damit hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. Sprich: Bei den übrigen Banken sind erst Ansätze eines digitalen Angebotes erkennbar. Eine digitale Strategie ist bislang vor allem durch Ankündigungen gekennzeichnet.
Valiant macht vorwärts
Postfinance und Valiant scheinen dabei ihre digitalen Pläne am forschesten voranzutreiben. Letztere hat seit vergangenem Jahr mit Christoph Wille dafür eigens einen Mann eingestellt und gleich in die Geschäftsleitung berufen.
Valiant arbeitet eng mit der Swisscom zusammen und will digitale Beziehungen zu Kunden ermöglichen sowie für KMU ein Finanzportal lancieren. Die Investitionen für 2016 belaufen sich auf 3 bis 5 Millionen Franken.
In der Fintech-Szene
Postfinance hat sich geschickt in der Fintech-Szene etabliert. Sie entwickelte die Bezahl-App Twint, organisiert Hackathons und vergibt den «Digital Business Award».
Mit Thomas Jakob hat sie einen Digitalisierungs-Chefdenker. Postfinance ist schon fast eine Pionierin im Schweizer Online- und mobile Banking.
Allerdings ist es bislang bei diesem Angebot geblieben. Für 2017 hat die Postbank eine Online-Vermögensverwaltung in Aussicht gestellt.
ZKB baut am Omni-Kanal
Während die St. Galler und die Luzerner Kantonalbank ihre Digital-Strategien erst kürzlich definiert und kommuniziert haben, ist die Zürcher Kantonalbank (ZKB) etwas weiter.
Sie baut an einem Multichannel-Vertriebskonzept für ihre Kunden. Mit Daniel Previdoli ist das Directbanking in der Geschäftsleitung vertreten. Remo Schmidli ist für das Multichannel-Management verantwortlich und leitet ein kleines Innovations-Team.