Der US-Ökonom James Turk sieht noch viel Potenzial für das gelbe Edelmetall, weil einige Notenbanken die Kontrolle über die Geldproduktion verloren haben.
«Gold ist Geld» lautet James Turks (Bild) Mantra, das immer mehr zur Gewissheit mutiert. Denn je tiefer die grossen Währungen in der Abwertungsspirale fallen, desto wertvoller wird Gold.
Darum ist der Amerikaner überzeugt: «Für eine Unze des gelben Edelmetalls wird man bald 3‘500 Dollar zahlen.» Derzeit notiert es bei knapp 1‘400 Dollar.
Dollar kollabiert
«Nicht der Goldpreis ist hoch», erklärt der Finanzexperte weiter. Vielmehr würden die Währungen, in denen das gelbe Edelmetall gehandelt werde, laufend an Kaufkraft verlieren.
Diese Aussage veranschaulicht Turk gern am Beispiel eines Barrels Rohöl, den man heute noch mit der gleichen Menge Gold kaufen könne wie vor sechzig Jahren. Im Gegensatz dazu habe sich der Preis in Pfund, Euro oder Dollar vervielfacht (vgl. Grafik).
Für James Turk besteht kein Zweifel, dass der Greenback kollabieren wird. Darüber hat er bereits 2004 ein Buch (Bild) verfasst. Gut möglich, dass Turk auch bei dieser Prophezeiung recht bekommt.
Die grossen Verlierer in diesem Teufelskreis sind die Kleinsparer, deren Geld laufend an Kaufkraft einbüsst. Darum sagt Turk: «Ich rate niemandem, noch irgendwelche Papierwährung zu halten, stattdessen aber Gold in kleinen und grossen Stückelungen. Sie könnten schon bald ein wichtiges Zahlungsmittel werden.»
Eindrückliche Familiengeschichte
Natürlich tut man sich vernünftigerweise schwer mit derlei Statements. Doch Turk ist kein Verschwörungstheoretiker, sondern ein gestandener Banker, der die Wertvernichtung von Geld scheinbar mit der Muttermilch aufgesogen hat.
Sein Grossvater Josef Turk, ein gebürtiger Österreicher, wanderte in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nach Amerika aus, nachdem die deutsche Hyperinflation sein Vermögen vernichtet hatte. In den USA geriet er in die Grosse Depression und verlor erneut alles. Diese Erfahrungen haben die Familie Turk geprägt. Nicht zufällig also, dass sich da einer der ihren des Themas annimmt.
Internationale Bankkarriere
Turk studierte Ökonomie an der George Washington University, bevor er in den aiebziger Jahren in die Chase Manhattan Bank (heute J.P. Morgan Chase) einstieg und sich als Rohstoffexperte nach Thailand versetzen liess.
In den achtziger Jahren heuerte ihn die Investmentbehörde in Abu Dhabi an, wo er für die Geld- und Edelmetallanlagen verantwortlich war. Dann, nach dem Wall-Street-Crash 1987, beendete Turk sein Angestelltendasein und betätigte sich fortan als erfolgreicher Finanzmarktkommentator. Turks Sternstunde schlug in den Neunzigern, als ihm die Idee für «GoldMoney» kam.
Digitale Währung
Ganz uneigennützig sind Turks Einschätzungen zum Gold nämlich nicht mehr. Seit den neunziger Jahren hat er eine Online-Handelsplattform patentieren lassen, über die man permanent Gold als digitale Währung kaufen und verkaufen kann. Das Entscheidende dabei: Das gelbe Edelmetall wird für die Kunden physisch eingelagert.
Seit James Turk mit seinem Sohn Geoff das Unternehmen GoldMoney mit Sitz auf den britischen Jersey-Inseln offiziell 2001 lanciert hat, haben mehr als 15‘100 Anleger aus 87 Ländern umgerechnet über eine Milliarde Franken in Gold und neuerdings auch in Silber und Platin investiert.
Viel Gold in Zürich gelagert
Gelagert werden die Tonnen grösstenteils in Hochsicherheitstresoren in Zürich sowie in London und Hongkong. Nicht aber in den USA, wo Turk eine Konfiszierung des gelben Edelmetalls nicht ausschliesst. Seinen Wohnsitz hat der Amerikaner vorsorglicherweise auch nach London und Malaga verlegt.
Mit seiner liebenswürdigen Art wirkt der zweifache Familienvater weder wie ein Geschäftsmann noch wie der führende Gold-Experte, der er ist. Trotzdem fallen seine Analysen messerscharf aus.
Messerscharfe Analysen
«Die Regierungen und Notenbanken der westlichen Industrieländer haben die Kontrolle übers Geld längst verloren», sagt er. Wie sonst könne Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank, zunächst erklären: «Ich kaufe keine Staatsanleihen», dann seine Meinung ändern und verkünden: «Übrigens kaufe ich nun Staatsanleihen». «Wir müssen aufs Schlimmste gefasst sein», warnt Turk.
Viele Anleger kaufen Gold nicht länger nur aus Renditeüberlegungen, sondern zur Vermögensabsicherung. Vielleicht nicht zu Unrecht. Amüsiert stellt Turk fest, dass sich selbst die «Financial Times», die das Thema früher eher stiefmütterlich behandelte, nun ebenfalls vertieft mit Gold befasst.
Gold steigt auf 8'000 Dollar
Letztlich hat Turk dafür aber nur ein Lächeln übrig. Denn: «Zwischen 2013 und 2015 wird der Goldpreis bei 8‘000 Dollar liegen», sagt der Amerikaner, dessen halbes Vermögen bereits in Edelmetallen steckt. Gemäss eigenen Angaben will er seine Quote sogar noch aufstocken.