Entgegen der landläufigen Meinung fliesst nicht alles Geld auf Schweizer Bankkonten ab, wie eine neue Studie steigt. Im Gegenteil. Genf verzeichnet einen Zustrom.

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Die alljährlich bei rund 300 Finanzfirmen durchgeführte Umfrage der Stiftung Genève Place Financière fördert Überraschendes zutage: Die Genfer Banken konnten im 1. Halbjahr 2012 ihre verwalteten Kundendepots steigern, wie den neusten Zahlen zu entnehmen ist.

Dabei kam der Geldzufluss zu 80 Prozent aus dem Ausland, wie Bernard Droux, der Präsident der Stiftung, am Mittwoch in der Rhonestadt, ausführte. Dieser Aspekt widerspricht der landläufigen Meinung, viele ausländische Kunden würden angesichts der Veränderungen auf dem Schweizer Finanzplatz und beim Bankgeheimnis ihr Geld abziehen.

Zu wenig Kommunikation

Den Genfer Banken floss Geld vor allem aus der Eurozone, dem Nahen Osten und Lateinamerika zu. Das ist an sich nichts Neues. Interessant ist dagegen, dass in letzter Zeit beispielsweise viele Vermögen aus Spanien in die Schweiz gelangt seien, wie Droux weiter ausführte. Dies unterstreicht, welchen Stellenwert unser Land nach wie vor im Ausland, namentlich als «sicherer Hafen» in unsicheren Zeiten.

Bedauerlich aus Bankensicht ist in diesem Zusammenhang sicher, dass die Schweiz und ihre Interessensverbände zu wenig unternehmen, um solche eigentlich positive Entwicklungen stärker zu vermarkten. Selbst die Stiftung Genève Place Financière muss sich diesen Vorwurf teilweise gefallen lassen, wie aus der Umfrage weiter hervorgeht.

Ärger bei den unabhängigen Vermögensverwaltern

Vor allem die unabhängigen Vermögensverwalter (73,8 Prozent) fühlen sich von dieser Interessensvereinigung schlecht vertreten. Demgegenüber geben sich die übrigen Finanzinsitute mehrheitlich zufrieden. Auffallend ist jedoch, dass die meisten befragten Unternehmen zum Schluss kommen, dass ihre Anliegen in der Öffentlichkeit zu wenig stark vertreten würden. Damit offenbart sich einmal mehr, wie schwer sich die Schweiz und ihre Behörden mit der Finanzbranche tun.

Die Umfrage liefert auch eine erste Einschätzung, welche Erwartungen die Akteure für 2013 haben. Zwischen 60 und 85 Prozent der befragten Institute und unabhängigen Vermögensverwalter gehen von einem schwierigen oder stabilen Jahr aus.

Unterschiedliche Erwartungen für 2013

Interessantes Detail: Dabei geben sich die ganz grossen Banken (mit mehr als 200 Mitarbeitern) sowie die kleinen Banken (1 bis 49 Mitarbeiter) deutlich positiver als die Geldhäuser dazwischen, die dem Konsolidierungsdruck am stärksten ausgeliefert sind. Auch bei den unabhängigen Vermögensverwaltern dominiert mit rund 46,2 Prozent eine eher verhaltene Erwartungshaltung für 2013.

Bei der Ergebnisentwicklung gehen die meisten Banken von mehrheitlich stabilen Gewinnen aus, die zwischen -2 Prozent und + 2 Prozent schwanken werden. Manche Optimistischen gehen zwar von Ergebnisverbesserung von bis zu 16 Prozent aus. Demgegenüber rechnen fast 60 Prozent der unabhängigen Vermögensverwalter im nächsten Jahr mit rückläufigen Gewinnen, wie aus der Studie weiter hervorgeht.

Trendwende am Arbeitsmarkt?

Aufschlussreich sind last but not least die Erwartungen mit Blick auf den Arbeitsmarkt. Eine höhere Arbeitslosigkeit erwarten die Banker nicht. Mitarbeiter, die ihre Stelle verloren hätten, seien in der Regel schnell woanders untergekommen, sagte Bernard Droux. Bei der Kundenbetreuung stiegen die Stellen, während sie im operativen Geschäft und bei der Informatik erwartungsgemäss abnähmen.

Mit Blick in die Zukunft gehen die befragten Institute von einer stabilen Entwicklung. Diese Einschätzung ist sicherlich interessant, angesichts der doch eher verhaltenen Grosswetterlage.

Mittelgrosse Banken wollen aufstocken

Bemerkenswert ist dabei, dass 7,7 Prozent der grossen Häuser (mehr als 200 Beschäftigte) sogar mit einer Aufstockung des Personalbestands rechnen, bei den mittelgrossen Häusern gar 33,3 Prozent. Und immerhin noch 27,8 Prozent der kleinen Banken (1 bis 49 Mitarbeiter) gehen davon aus, im nächsten Jahr ihren Personalbestand noch zu steigern.

Bei den unabhängigen Vermögensverwaltern, die 2013 doch eher verhalten einschätzen, rechnen aber immerhin noch 8,1 Prozent damit, ihre Mitarbeiterzahl weiter zu steigern.