Warum Wandler nicht immer halten, was sie versprechen
Vielversprechender Auftakt ins Jahr 2025
Zumindest der Start ins laufende Jahr verlief am Primärmarkt vielversprechend: Es kamen auch bekannte Namen wie Boeing, Fresenius, Lenovo, Uber und Campari an den Markt.
Und die Konditionen waren attraktiv. «Dank dem immer noch höheren Zinsniveau als 2022 wird man als Investor aus einer Fixed-Income-Sicht für das Aktienexposure gut entschädigt.
Hedge Funds sind zurück und bringen Liquidität
Nicht nur nach der Zollankündigung, sondern in den letzten zwölf Monaten insgesamt hat sich die Anlageklasse so verhalten wie im Lehrbuch. Der Ertrag von Wandlerfonds lag nur leicht unter dem von Aktienfonds, die jedoch mit einem deutlich höheren Risiko behaftet sind.
Der Markt hat sich zudem strukturell verändert. «Hedge Funds waren vor 2020 kaum mehr aktiv. Die Long-Only-Investoren blieben unter sich», beobachtet Gernath. «Nun sind die Hedge Funds zurück – was die Liquidität im Handel verbessert.» Hedge Funds füllen quasi die Lücke, welche die Banken hinterlassen haben, weil sie nach der Finanzkrise ihre Bücher und Handelsbestände schrumpften bzw. schrumpfen mussten.
Auch in Druckphasen relativ gut handelbar
LOIM hat für die Messung der Liquidität sogar einen eigenen Index entwickelt, der auf vielen Kriterien basiert, darunter den Geld-Brief-Kursen. «Wandler sind auch in Druckphasen relativ liquid, weil man sich, im Gegensatz etwa zu hochverzinslichen Anleihen, über den Aktienmarkt absichern kann.»
Wandelanleihen vereinen im Idealfall also das beste aus der Welt der normalen Anleihen (Straights) und der Aktien in sich. Das wirft die Frage auf, weshalb Unternehmen überhaupt dieses Instrument wählen, um zu Geld zu kommen, wenn am Schluss doch der Investor besser entschädigt wird als bei normalen Anleihen oder Aktien.
Weshalb Wandler für Unternehmen ebenfalls attraktiv sein können
Gernath hört diesen Einwand immer wieder und kontert entsprechend routiniert: «Es gibt keinen Interessengegensatz zwischen Schuldner und Investoren. Wandler lohnen sich auch aus Sicht des Schuldners. Grosse Unternehmen emittieren Wandelanleihen vor allem deshalb, weil sie ihre Refinanzierungsquellen bzw. die Investorenbasis diversifizieren und die Kapitalstruktur optimieren wollen. Für mittlere Unternehmen steht im Vordergrund, dass sie über Wandler günstig zu Geld kommen.»
Dabei sind auch regionale Unterschiede zu beachten. In den USA ist eine Klausel Standard, die den Aktionären einen gewissen Verwässerungsschutz bietet, in Europa nicht.
Mauerblümchendasein in der Schweiz
Als Mitarbeiter einer Schweizer Bank ist Gernath natürlich auch mit dem heimischen Markt vertraut, der ein Mauerblümchendasein fristet, weil das Instrument kaum mehr zur Mittelbeschaffung eingesetzt wird. «Das Problem ist das hierzulande sehr tiefe Zinsniveau. Für solide Unternehmen besteht eine grosse lokale Nachfrage, die sie über die Emission eines Straight ausschöpfen können.»
Ein weiterer Faktor sei der Branchenmix. So gebe es in der Schweiz vergleichsweise wenig Tech-Unternehmen.
Faule Eier: Warum auch die Bonitätsanalyse wichtig ist
Dass es «wackelige» Emittenten wie Idorsia gibt, ist Gernath nicht entgangen. «Aber wir kennen auch gute Stories wie Cembra, Glencore, SPS oder Sika.»
Ob in der Schweiz oder global: Wichtig ist die Bonitätsanalyse des Unternehmens. «Ein grosser Teil der Performance kommt zwar von der Aktienkomponente. Aber in der Fixed-Income-Welt kann schon ein faules Ei im Portfolio die Rendite empfindlich schmälern.»
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