Wir haben noch gar nicht von der Regulierung gesprochen…
Das ist ein Punkt, der mich gewaltig nervt. Es gibt in Europa eine regelrechte Regulierungslawine. Und sie ist völlig unkoordiniert und in meinen Augen nicht zielführend. Zusätzlich gibt es immer wieder Änderungen. Das verursacht erstens hohe Kosten und untergräbt zweitens die Rechtssicherheit. Ein Beispiel dafür ist der ESG-Bereich.
Eine per se gute und wichtige Idee wird mit, fast in ideologischem Eifer erlassenen, übertriebenen Berichterstattungs- und Deklarationspflichten ad absurdum geführt. Wenn letztendlich Akteure ihr Engagement aufgrund des hohen Aufwands verringern, ist das mehr als kontraproduktiv. Man sollte nur so viel als nötig regulieren und bei der Umsetzung pragmatisch sein – das gilt natürlich auch für die Schweiz.
Heute gibt es nur noch eine Schweizer Grossbank. Ist das ein Problem?
Als ich in der Branche begonnen habe, gab es noch fünf Grossbanken: SBG, SBV, SVB, SKA und Bank Leu. Ich wollte nach dem Studium unbedingt ins Ausland, und das konnte nur eine Grossbank bieten. Sehr viele haben ihre Sporen bei einer der Grossbanken abverdient, wurden dort ausgebildet und sind dann anderswo auf dem Finanzplatz gelandet. Es ist auch aus diesem Grund langfristig problematisch, dass es heute nur noch eine Grossbank gibt.
Aber eine Grossbankenfusion bringt doch immer auch Chancen für die anderen Akteure.
Klar. Die UBS bleibt zwar dominant, aber das Vakuum, das die CS hinterlassen hat, wird rasch gefüllt. Leider hält der Druck auf die Margen unverändert an. Als SBG und SBV 1997 fusionierten, waren schliesslich Kantonalbanken und die SKA im Vermögensverwaltungsgeschäft die grossen Gewinner. Aber dieser Prozess dauerte mehrere Jahre.
Das ist heute ähnlich. Auch jetzt gibt es extrem viele Ausschreibungen für Mandate, also Requests for Proposals. Asset Managers und Consultants sind deswegen ziemlich im Stress.
«Es gibt jetzt extrem viele Ausschreibungen für Mandate. Asset Managers und Consultants sind ziemlich im Stress.»
Abgesehen von der Zwangsheirat der CS mit der UBS scheint am Finanzplatz Schweiz die Dynamik mässig zu sein. Die echten Neugeldzuflüsse sind seit Jahren recht mager.
Ich kann nicht für den ganzen Finanzplatz sprechen, aber meine persönliche Erfahrung ist, dass Lethargiephasen Chancen bieten. Ein grosser Teil des Wachstums unseres Drittkundengeschäfts hat in den letzten zehn Jahren im Ausland stattgefunden. Dass wir eine Schweizer Adresse sind und Versicherungshintergrund mitbringen, hat uns dabei sicher geholfen.
Ein Beispiel: In Frankreich haben wir über ein Syndikat zwei Immobilientransaktionen im Milliardenbereich gestemmt. Dort werden wir als Akteur seither ernst genommen, die guten Leute kommen zu uns, Wachstum bringt Wachstum.
Swiss Life, aber auch andere Versicherungen, sind massiv in Immobilien investiert und haben entsprechend viel Knowhow. Trotzdem konnten sie im Hypothekargeschäft nie richtig Fuss fassen und den Banken Marktanteile abjagen. Warum?
Das ist eine interessante Frage, weil historisch betrachtet Versicherer einen viel höheren Marktanteil hatten, denn Hypotheken waren eigentlich Produkte von Versicherungen. Der limitierende Faktor ist die kombinierte Immobilien- und Hypothekenquote. Deshalb sind direkte oder indirekte Immobilienanlagen für Versicherer in der Regel lukrativer als die schlichte Vergabe von Hypotheken.
«In Frankreich haben wir Milliarden-Immobilientransaktionen gestemmt. Seither werden wir dort ernst genommen.»
Wie sieht Ihre persönliche Zukunft aus? Ziehen Sie sich ganz zurück und frönen nur noch Ihren Hobbies?
Nein, dafür bin ich definitiv nicht der richtige Typ. Ich bin bereits im Verwaltungsrat von Fisch Asset Management. Bei der Ina Invest, die zurzeit Fusionsgespräche mit der Immobiliengesellschaft Cham Group führt, bin ich als Verwaltungsratspräsident vorgesehen. Zudem habe ich mich in Kleinwasserkraftwerken in Norwegen engagiert. Was noch dazu kommt, wird man sehen.
Besteht nicht die Gefahr, dass man sich verzettelt, wenn man Mandate sammelt?
Nein. Wenn man nicht mehr operativ tätig ist, ist es sogar besser, wenn man nicht nur ein Mandat hat, damit man verschiedene Perspektiven einbringen kann. Und zwischen den Themen, die mich interessieren – Finanzen, Energie, Gesundheit und Immobilien – existieren ja durchaus Synergien.
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