Wer macht das Rennen? Donald Trump? Oder doch Kamala Harris? Je nach Ausgang haben die US-Wahlen beträchtliche Folgen für den Finanzplatz Schweiz. Fünf Experten werfen exklusiv für finews.ch einen Blick in die Kristallkugel.
Die US-Wahlen 2024 stehen bevor, und die Finanzwelt blickt gespannt auf die beiden Hauptkandidaten. Vizepräsidentin Kamala Harris setzt auf eine Fortführung der aktuellen Wirtschaftspolitik, mit einem Fokus auf soziale Gerechtigkeit, den Ausbau der Infrastruktur und Investitionen in erneuerbare Energien.
Ihr Herausforderer, der republikanische Kandidat Donald Trump, verspricht Deregulierung und Steuererleichterungen für Unternehmen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Der Ausgang der Wahlen vom 5. November könnte erhebliche Auswirkungen auf die Märkte haben, auch für den Finanzplatz Schweiz. Welche? Fünf Vertreter von Banken in der Schweiz geben ihre Einschätzung ab.
Reto Cueni, Chefökonom, Vontobel
Reto Cueni (Bild: zVg)
Da die USA den weitaus grössten Finanzmarkt der Welt stellen, würde dort ein allfälliger «Husten» im Anschluss an das Wahlergebnis auch hier in der Schweiz Auswirkungen zeigen.
Relevant ist die Frage, welcher Ausgang der Wahlen den dortigen Finanzplatz besonders treffen könnte: Das ist dann der Fall, wenn die Ergebnisse überraschen, sprich von den Erwartungen deutlich abweichen. Deuten beispielsweise die Umfragewerte auf einen Sieg von Kamela Harris mit einem «geteilten» Kongress hin (je eine Kammer in republikanischer resp. demokratischer Hand) – und kommt es aber am Ende zu einem Sieg für Donald Trump und einem «geeinten» Kongress unter republikanischer Führung, dann erwarten wir ein deutlich höheres US-Staatsdefizit und damit einen merklichen Anstieg der Zinsen auf US-Staatsanleihen.
Ein solcher Zinsanstieg aufgrund höherer Defizit-Erwartungen ist beim ersten Amtsantritt von Donald Trump (mit «geeintem Kongress») eingetreten und hat auch das globale Zinsniveau mit nach oben gezogen und damit zu sinkenden Anleihenpreisen geführt, andererseits auch zu steigenden US-Aktienmärkten und einem stärkeren Dollar.
In einem solchen Fall könnten auch hierzulande die Anleihenrenditen steigen und der Aktienmarkt stimuliert werden. Andererseits würde die Schweizer Börse in gewissen stark US-exportorientieren Sektoren wohl auch zurückhaltend reagieren, da Donald Trumps Ankündigungen von höheren Importtarifen einige Schweizer Firmen negativ treffen würden.
Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass für die Finanzmärkte ein «geteilter Kongress» vorerst die beruhigendste Botschaft wäre, da dann das Staatsoberhaupt mit seiner Partei bei Ausgaben keine freie Hand hätte und es dementsprechend zu einem kleineren Staatsdefizit kommen würde. Zweitens sinkt die Unsicherheit über die kommende Präsidentschaft und die Zusammensetzung des US-Kongress nach den Wahlen, was zumindest im Schnitt der vergangenen Jahrzehnte ebenfalls positiv von den Finanzmärkten aufgenommen wurde, sowohl in den USA wie auch in der Schweiz.
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