Das Schweizer Fintech-Ökosystem zählt im europäischen Quervergleich zu den besten, wie ein renommiertes Beratungsunternehmen herausgefunden hat.
Weltweit setzt das widrige Marktumfeld Startup-Unternehmen aus der Fintech-Industrie hart zu. Auf lange Sicht gewinnen europäische Fintechs jedoch weiter an Stärke und Bedeutung für Kunden und die Wirtschaft, ist das renommierte Beratungsunternehmen McKinsey überzeugt.
Fintechs im Vormarsch
Gemäss der Studie «Europe’s fintech opportunity» gehört in jeder der sieben grössten europäischen Volkswirtschaften mindestens ein Fintech zu den fünf führenden Finanzinstituten, gemessen am Marktwert. Allerdings unterscheiden sich die europäischen Fintech-Ökosysteme beträchtlich. Zwei Länder stechen McKinsey zufolge besonders durch ihre überdurchschnittliche Leistung von Fintech-Ökosystemen hervor: das Vereinigte Königreich und Schweden.
Sie schneiden in allen wichtigen Leistungsbereichen deutlich besser ab als ihre europäischen Konkurrenten. Eingestuft haben die Beratungsspezialisten die Länder anhand der Leistung ihrer Fintech-Ökosysteme in den drei Wachstumsphasen Gründung, Finanzierung und Skalierung.
Die Schweiz gehört zu den besten Performern
Aber auch das Schweizer Fintech-Ökosystem ist im europäischen Quervergleich top. Im Gesamtranking von McKinsey steht die Eidgenossenschaft auf Platz fünf – und damit vor deutlich grösseren Volkswirtschaften wie Deutschland und Frankreich. Zusammen mit Irland, den Niederlanden und Dänemark steht die Schweiz somit in einer zweiten Reihe von Ländern mit starken Fintech-Sektoren in den meisten von McKinsey untersuchten Kategorien. Gemeinsam mit den beiden erstplatzierten Volkswirtschaften bildet die Gruppe das oberste Drittel der Fintech-Performer in Europa.
Während es in mehr als der Hälfte der europäischen Länder weniger als zehn Fintechs pro Million Einwohner gibt, kommen in Irland und der Schweiz 30 Fintechs auf eine Million Einwohner. Nirgendwo in Europa sind es gemessen an dieser Kennzahl mehr.
Die Schweiz gehört im Fintech-Bereich auch zu den Ländern mit der höchsten Pro-Kopf-Finanzierung: Mit 50 Millionen Euro Ende 2021 rangiert sie auf Rang fünf. Bei der Anzahl der Transaktionsabschlüsse pro Million Einwohner klassiert sie sich gar auf Platz drei. Während es einigen Ländern gelungen ist, die Pro-Kopf-Finanzierung in den drei Jahren von 2019 bis 2021 um das Sechsfache oder mehr zu steigern, hat sich dieser Wert in der Schweiz in diesem Zeitraum verdoppelt.
Wichtige Wachstumsquelle
Allgemein stuft McKinsey Fintechs als Katalysator für bahnbrechende Innovationen und Wachstum ein. Mit ihrer Agilität und Geschwindigkeit sind Fintechs laut den Studienautoren gut gerüstet, um viele neue Trends im Finanzsektor aufzugreifen. Sie neigen auch dazu, neue Produkte und Dienstleistungen viel schneller auf den Markt zu bringen als etablierte Banken, mit einer durchschnittlichen Markteinführungszeit von zwei bis sechs Monaten gegenüber 12 bis 18 Monaten für etablierte Banken.
Fintechs sind zudem eine wichtige Quelle für potenzielles Wachstum. Europaweit haben sie etwa 134’000 Arbeitsplätze geschaffen. Betrachtet man die Wertschöpfung, hatten Fintechs im Juni 2022 einen Gesamtwert von fast 430 Milliarden Euro. Das war mehr als die kombinierte Marktkapitalisierung der in sieben grössten börsennotierten europäischen Banken zu diesem Zeitpunkt.
Das Land der Einhörner
Das Vereinigte Königreich weist in der McKinsey-Studie mit insgesamt 32 Unicorns die mit Abstand beste Skalierungsbilanz auf – viermal so viele wie Frankreich und die Niederlande, die Länder mit der nächstgrösseren Anzahl Einhörnern.